Schulsozialarbeit: Früherkennung, Intervention und Prävention
Von Kindergarten bis Oberstufe steht die Schulsozialarbeit beratend zur Seite. Nadja Voramwald, Schulsozialarbeiterin Reinach, im Gespräch.

Nau.ch: Nadja Voramwald, was sind die Aufgaben der Schulsozialarbeit (SSA)? Seit wann gibt es das Angebot in Reinach?
Nadja Voramwald: Wir Schulsozialarbeitenden bieten ein niederschwelliges, freiwilliges, vertrauliches, neutrales und kostenloses Beratungsangebot direkt in der Schule an. Das heisst, wir sind für die Kinder und Jugendlichen, deren Eltern/Erziehungsberechtigten sowie für die Lehrpersonen und Schulleitungspersonen unbürokratisch erreichbar. Es gibt ein Konzept und unser Auftrag ist klar geregelt; wir arbeiten nach den Grundsätzen der Sozialen Arbeit. Das ist auch wichtig, damit ein professioneller Rahmen gewährleistet wird.
Wir arbeiten in den Bereichen Früherkennung, Intervention und Prävention. Wichtig ist auch die Triage: heisst, die Vernetzung mit Fachstellen. Dieses Angebot gibt es in Reinach seit circa 15 Jahren.

Nau.ch: Wie gut wird das Angebot genutzt? Was sind die Hauptanliegen der Jugendlichen?
Die SSA stellt ein wichtiges Angebot dar, das sehr intensiv genutzt wird. Es gibt zum Teil auch Wartefristen, das Priorisieren ist wichtig. Die Hauptanliegen sind äusserst vielfältig und komplex. Nicht selten leiden Betroffene und deren Umfeld stark in gewissen Lebensphasen – Scheidungssituationen oder instabile Familienverhältnisse, Gewalt, Mobbing, Suchtfragen, Fragen nach der Bewältigung im Alltag, um hier nur um einige zu nennen.
Nau.ch: Kommen die Kinder/Teenager von sich aus auf Sie zu?
Absolut, das ist auch die Idee der SSA. Übrigens auch Teenager, Eltern und Lehrpersonen kommen auf mich zu. Die Freiwilligkeit ist wichtig. Zudem: Es ist heute kein Tabu mehr, die Hilfe der SSA aufzusuchen.

Nau.ch: Sie sind seit zehn Jahren Schulsozialarbeiterin in Reinach. Was hat sich in diesen Jahren verändert?
Die SSA ist institutionalisiert und im Alltag gelebt. Es gibt sehr unterschiedliche Lebenssituationen, Familienkonstellationen, Voraussetzungen (Lernvoraussetzungen, Materialvoraussetzungen) und Perspektiven.
Ebenfalls stelle ich fest, dass sich das Freizeitangebot ständig vergrössert und die Kinder/Jugendlichen mobiler und vernetzter sind als noch vor zehn Jahren. Nebst all den positiven Erscheinungen erleben Jugendliche auch einen Optionsstress (abwählen, vielem widerstehen).

Dazu kommt der grosse Einfluss der sozialen Medien, welchem sich kaum jemand entziehen kann. Man will oft überall dabei sein, Likes verteilen und sammeln und ständig am Puls sein. Eine gewisse Schnelllebigkeit.
Nau.ch: Was wird in Reinach positiv für die Kinder/Jugend getan? Oder gibt es fehlende Angebote?
Zentral ist die Haltung den Kindern/Jugendlichen gegenüber. Ich erlebe, dass sich die Kinder/Jugendlichen ernst genommen fühlen und dass sich auch immer wieder neue Ideen entwickeln.

Das Freizeitangebot in Reinach ist gross, keine Frage. Reinach führt beispielsweise auch die Midnight-Games durch, es hat einen Jugendtreff, die Jugendkommission, die Präventionskommission und so weiter.
Nau.ch: Was ist das Schöne an Ihrem Beruf?
Es ist eine sinnvolle Tätigkeit, nahe am Leben und stets mit dem Ziel, Schülerinnen und Schüler in ihren Lebenskompetenzen zu stärken – Hilfe zur Selbsthilfe. Ich finde es spannend, im System zu denken und das Umfeld miteinzubeziehen.

Nau.ch: Was steht 2020 auf dem Programm der Schulsozialarbeit?
Der SSA-Alltag ist sehr dynamisch und es wird sich zeigen, welche Herausforderungen auf uns zu kommen. Es ist stets ein Wechselspiel zwischen Agieren (Prävention, Elternratgeber) und Reagieren (Intervention, Beratungen). Zudem ist es das neue Jahr in der Kreisschule Aargausüd und das neue Team mit unserer neuen Leitung formiert sich. Ich freue mich auf das 2020.
Zur Person
Nadja Voramwald ist seit zehn Jahren Schulsozialarbeiterin in Reinach. Die 35-Jährige ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Zu ihren Hobbys zählen das Zaubern, im Garten arbeiten (Hühner), in der Natur sein, Skifahren, Lesen sowie Korbball spielen.