«Eis-Zwei-Geissebei» ist ein Fasnachtsbrauch beim Rapperswiler Rathaus. Dabei gibt es für eine grosse Kindermenge Cervelats und Bürli zu fangen.
Am Fasnachtsdienstag fand in Rapperswil der Fasnachtsbrauch «Eis-Zwei-Geissebei» statt. - Nau.ch / Rolf Lutz

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei idealem Wetter fand in Rapperswil der Fasnachtsbrauch «Eis-Zwei-Geissebei» statt.
  • Der Anlass geht zurück auf die Belagerung und Brandschatzung 1350 durch Rudolf Brun.
  • Jedes Jahr findet vor dem Event ein grosses Fasnachtsbankett statt für geladene Gäste.
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Der Hauptplatz in Rapperswil war diesen Fasnachtsdienstag ganz in Kinderhänden. Es hiess wieder «Eis-Zwei-Geissebei», und was das bedeutet, das wissen die Bewohnerinnen und Bewohner der Rosenstadt bestens: Cervelats und Bürli werden aus dem Rathausfenster geworfen und von einer kreischenden Kinderschar aufgefangen.

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Eine grosse Kindermenge wartet gespannt, bis um 15.15 Uhr im Rathaus die Fenster aufgehen. - Nau.ch / Rolf Lutz

«Es ist jedes Jahr ein Riesengaudi. Meine Kinder fiebern richtig auf diesen Anlass hin», meinte eine junge Mutter mit ihren zwei Kindern an der Hand.

Wie wohl die meisten Eltern, die an diesem Nachmittag gekommen sind, mag auch sie sich noch genau erinnern, «wie ich selber als kleines Mädchen hier auf dem Hauptplatz stand, und versuchte, die Cervelats zu fangen.»

Lange Tradition

Doch was ist die Bedeutung dieser Veranstaltung überhaupt? Dazu findet sich auf der Seite der Veranstalterin, der Ortsgemeinde Rapperswil-Jona, folgendes zu lesen: Mit dem «Eis-Zwei-Geissebei» wird ein altes Brauchtum fortgeführt, das den «Herren» ebenso wie dem «Volk» Vergnügen bereitet: Während sich Erstere im Rathaussaal an Speis, Trank und träfen Sprüchen ergötzen, drängen sich unten auf dem Platz kleine und grosse Schaulustige und warten auf den grossen Moment, wenn oben im Saal die Fenster geöffnet und Würste, Brötchen und kleine Biberfladen in die Menge geworfen werden.

Der Anlass geht zurück auf die Belagerung und Brandschatzung von Rapperswil am 24. Februar 1350 durch Rudolf Brun.

Ehrengast und Schnitzelbänke

Ja, oben im Saal, da ging es bereits ab 11.00 Uhr «lustig zu und her», wie es Stadtpräsident und Veranstaltungsvorsitzender Martin Stöckling in seiner Ansprache ausdrückte. 290 geladene Gäste fanden sich im Rathaus ein, um den Darbietungen zu folgen.

In den kommenden vier Stunden bekam dann so manch ein Lokalpolitiker sein Fett ab, allen voran der «Stapi» selber, welcher die vielen Seitenhiebe aber mit grossem Humor wegsteckte.

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Um 11 Uhr eröffnete Stadtpräsident Martin Stöckling als Vorsitzender das Bankett. - Nau.ch / Rolf Lutz

Auch dieses Jahr war ein Ehrengast geladen. Die grosse Ehre fiel dem schweizweit bekannten Gastronomen und FCRJ-Präsidenten Rocco Delli Colli zu. Dieser glänzte mit einer witzigen Rede und brachte die Anwesenden das eine und andere Mal laut zum Lachen.

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Rocco Delli Colli brachte die Anwesenden mit seiner Rede zum Lachen. Benedikt Würth, Ständerat und Martin Stöckling, Stadtpräsident, lauschten gebannt zu. - Nau.ch / Rolf Lutz

Natürlich durften die Schnitzelbank-Vorführungen auch nicht fehlen, bis dann um 15.15 Uhr die Fanfaren erklangen und die tobende Menge «Eis-Zwei-Geissebei» schrie. Damit öffneten sich im Rathaus die Fenster und die Cervelats und Bürlis kamen geflogen.

Das Gaudi war den lachenden Gesichtern und den leuchtenden Augen abzulesen – und wer an diesem Nachmittag nichts gefangen hat, der ist entweder den Tipps der Eltern nicht richtig gefolgt, oder war vielleicht noch zu klein, um zu reüssieren. Aber auch oder insbesondere für diese Kinder heisst es: Auch nächstes Jahr ist wieder «Eis-Zwei-Geissebei».

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