Viele Menschen bevorzugen immer noch das Flugzeug gegenüber dem Zug trotz der schlechten Umweltbilanz. Die Politik kann dagegen etwas tun. Ein Gastbeitrag.
marc rüdisüli
Marc Rüdisüli ist der Präsident von Die Junge Mitte Schweiz. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Flugzeug hat gegenüber dem Zug immer noch starke Wettbewerbsvorteile.
  • Dagegen kann die Politik etwas tun, um mehr Menschen zum Zugfahren zu bewegen.
  • Dies findet der Präsident der Jungen Mitte Schweiz, Marc Rüdisüli, in seinem Gastbeitrag.
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Sommerzeit ist Ferienzeit. Viele sind mit dem Flugzeug verreist. Die Zahl der Passagiere am Flughafen Zürich erreichte im Juni rund 90 Prozent des Wertes von 2019. Aber auch der Zug ist für internationale Reisen ein beliebtes Verkehrsmittel. Wieso auch nicht? Man hat meistens mehr Platz, ist bei Ankunft direkt in der Stadt und die Reise ist viel umweltfreundlicher.

Flugzeug in Flughafen
Flugzeug steigt in die Luft. (Symbolbild) - AFP

Aber die Buchung ist kompliziert, die Tickets teurer und es dauert in den meisten Fällen länger, bis man am Ziel ankommt. Der Fall ist klar: Die Anreize und die Rahmenbedingungen der Politik stimmen nicht. Es würden viel mehr Menschen auf den Zug setzen, wenn die Politik endlich gleiche Bedingungen für den Bahn- und Flugverkehr setzen und das Angebot an internationalen Zugverbindungen ausbauen würde.

Heute wird der Flugbetrieb gegenüber dem internationalen Bahnbetrieb finanziell bevorteilt. Der Flugbetrieb wird indirekt subventioniert, indem er von der Mehrwert- und der Kerosinsteuer befreit ist. Die Bahnbetreiber werden je nach Destination Mehrwert- und Fahrstrom besteuert und die Bahn zahlt für jeden Kilometer Trassengebühren. Das ist ein Wettbewerbsnachteil für die Bahn. Es braucht zielgerichtete Lösungen, um dieses Missverhältnis auszugleichen.

Neues CO2-Gesetz ist wichtig

Dass die Luftfahrt seit 2020 analog der EU dem Emissionshandel unterstellt ist, ist ein guter Anfang und nimmt die Luftfahrt in die Pflicht. Für mehr Nachhaltigkeit in der Mobilität soll das neue CO2-Gesetz sorgen, indem zwei wichtige Punkte vorgesehen sind: Erstens eine Pflicht für die Anbieter von Flugzeugtreibstoffen, in dem in der Schweiz getankten Kerosin erneuerbare Flugtreibstoffe beizumischen. Der Pflichtanteil soll periodisch erhöht und angepasst werden.

SBB
Auf Anfrage klärt die SBB auf: Man habe in diesem Fall «versehentlich die falsche Ansage gewählt». (Symbolbild) - Nau.ch / Ueli Hiltpold

Dies in Einklang mit den Bestimmungen in der EU, was sinnvoll und begrüssenswert ist. Dieses Vorhaben gibt Planungssicherheit für die Flugbranche. Parallel dazu kann der Bund innovative Firmen finanziell unterstützen, die Pilotanlagen zur Herstellung von erneuerbaren synthetischen Flugtreibstoffen realisieren. So würde gleichzeitig auch der Innovations- und Forschungsstandort Schweiz gestärkt.

Was ist Ihr bevorzugtes Verkehrsmittel?

Gleichzeitig soll der Bund finanziell ein verbessertes Angebot an internationalen Zugverbindungen einschliesslich Nachtzügen fördern. Die SBB musste nach dem Nein zum CO2-Gesetz im Sommer 2021 Pläne für mehr Nachtzüge streichen, weil schlicht die Finanzen gefehlt haben. Dieses Geld muss gesprochen werden.

Es muss einfach sein, ein Zug-Ticket zu buchen

Die Bahn muss aber auch an ihrem Angebot arbeiten und kundenfreundlicher werden. Ein einfaches, internationales Buchungssystem ist ein «Must-Have». Es kann nicht sein, dass man internationale Zugtickets zum Teil noch am Schalter kaufen muss, weil kein geeignetes System verfügbar ist. Es muss möglich sein, seine Tickets zum Beispiel von Zürich nach Rom direkt im SBB-App zu kaufen. Gleichzeitig gilt es mehr Direktverbindungen zwischen den europäischen Städten voranzutreiben. Basel-London oder Zürich-Barcelona sollen schnellstmöglich realisiert werden.

Das Potenzial ist enorm

Vieles funktioniert schon gut, aber das Potenzial ist enorm! Einerseits muss der Zug finanziell und zeitlich attraktiver werden: Schneller, mehr Direktverbindungen, simplere Buchung, bezahlbar. Andererseits muss mehr in synthetische Treibstoffe investiert werden.

Zum Autor: Marc Rüdisüli ist der Präsident von Die Junge Mitte Schweiz. Ausserdem ist er Mitglied des Parteipräsidiums der Mitte Schweiz.

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