Eine Versteifung der Gelenke ist für Nora Meister aus Lenzburg kein Grund, auf Sport zu verzichten. Im Gespräch mit der 17-jährigen Para-Sportlerin.
Nora Meister
Freistil-Training: Nora Meister aus Lenzburg trainiert wöchentlich achtmal zwei Stunden im Wasser. - Olivier Vermeulen
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Nau.ch: Nora, du lebst seit deiner Geburt mit Arthrogryposis multiplex congenita – einer Versteifung der Gelenke, vor allem an den Beinen, sowie einer Hörbehinderung. Das heisst, du kannst nur mit durchgestreckten Beinen gehen. Wie gut geht das beim Schwimmen und wie gut tut dir der Sport im Allgemeinen?

Nora Meister: Ich schwimme vor allem mit den Armen. Mit den Beinen kann ich zwar meine Wasserlage stabilisieren, jedoch ist kein Antrieb möglich. Das Schwimmen tut mir sehr gut und bereitet mir grosse Freude.

Nau.ch: Wann hast du mit dem Schwimmen angefangen? Wie bist du gerade dazu gekommen?

Nach den Schwimmkursen habe ich mit acht Jahren ein bis zwei Mal pro Woche mit dem Training begonnen. Während dieser Zeit habe ich verschiedene Sportarten ausprobiert und unter diesen gefiel mir das Schwimmen am Besten.

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Die Lenzburgerin an der WM 2019 in London (100 m Rücken). - z.V.g.

Nau.ch: Wie oft und wo trainierst du? Was für Trainings stehen jeweils auf dem Programm?

Momentan trainiere ich wöchentlich achtmal zwei Stunden im Wasser und zweimal eine Stunde im Gym. Zusätzlich gehe ich zweimal in die Physio.

Nau.ch: Wie hast du die vergangenen Coronamonate erlebt? Wie hast du dich in dieser Zeit fit gehalten und kannst du jetzt wieder normal trainieren?

Leider konnte ich während der Coronamonate nicht im Wasser trainieren, da alle Bäder schweizweit geschlossen waren. Ich habe versucht, mich so gut wie möglich fit zu halten, wobei meine Möglichkeiten eingeschränkt waren, da Dinge wie Joggen, Sprünge usw. nicht möglich sind.

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Nora Meister beim Delfin-Training. - Oliver Vermeulen

Ich habe mein Zimmer zu einem kleinen Kraftraum umgestellt und die Ausdauer habe ich versucht auf meinem Handbike zu erhalten. Nach einiger Zeit hatte ich das Glück, von Leuten, die einen Privatpool besitzen, unterstützt zu werden. Da konnte ich mich mit einem Gummiband am Rand anbinden und so auf der Stelle schwimmen.

Glücklicherweise kann ich seit dem 11. Mai aber wieder mit dem Club trainieren.

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Nora Meister an der EM 2018 in Dublin (400 m Freistil). - z.V.g.

Nau.ch: Du besuchst die Sportkanti in Aarau. Ist es dein Ziel, vom Sport leben zu können? Oder welche beruflichen Ziele verfolgst du?

Im Allgemeinen ist es weltweit sehr schwierig, vom Schwimmen zu leben – in der Schweiz ist es schier unmöglich. Was ich beruflich mal werden möchte, weiss ich noch nicht genau, aber ich könnte mir den Lehrerberuf gut vorstellen.

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Siegerehrung: Nora Meister (rechts) holte an der Para-Weltmeisterschaft 2019 in London die Bronzemedaille (400 m Freistil). - z.V.g.

Nau.ch: 2018 wurdest du von Swiss Paralympics zur «Newcomerin des Jahres» gekürt, letztes Jahr gab es zwei Bronzemedaillen an der Para-Weltmeisterschaft, du hältst den Weltrekord über 200 Meter Rücken und hast dieses Jahr im Januar bei den Schweizer Meisterschaften in Brugg drei Goldmedaillen gewonnen. Feierst du deine Erfolge jeweils?

Jein, denn es ist schwierig, dafür Zeit zu finden, da die Wettkämpfe meistens während der Schulzeit stattfinden. Nach den Wettkämpfen kehre ich unmittelbar in die Schule zurück. Jedoch sind die Reaktionen der Familie, Freunde und auch fremden Menschen auf meine Erfolge berührend.

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Fleiss und Ausdauer zählt Nora Meister zu ihren Stärken. - Olivier Vermeulen

Nau.ch: Wo siehst du persönlich deine Stärken und wo hast du noch Schwächen?

Ich denke zu meinen Stärken gehören Fleiss und Ausdauer. Aber manchmal fällt es mir schwer, nach einem langen Tag noch für die Schule zu lernen.

Nau.ch: Welches Ziel verfolgst du beim Schwimmen als nächstes?

Mein nächstes Ziel und gleichzeitig ein grosser Traum sind die Paralympics 2021 in Tokio.

Nau.ch: Gibt es sonst noch etwas, das du an dieser Stelle gerne sagen möchtest?

Ich bin sehr dankbar für alle, die mich unterstützen.

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