Küsnacht stellt den Jahresbericht der Pilzkontrollstelle 2021 vor
Die Gemeinde Küsnacht informiert über den Jahresbericht der Pilzkontrollstelle 2021. Total wurden 101,7 Kilo Pilze geprüft.

Am 19. März 2021, um 17.30 Uhr, wurde der Küsnachter Pilzkontrolleur und Spitaldiagnostiker Hans-Peter Neukom von einer besorgten Mutter aus Männedorf, via Tox Info Suisse telefonisch kontaktiert. Sie berichtete: Ihr vierjähriger Sohn habe vor gut 15 Minuten aus dem Rasen zwei Pilze gegessen.
Der Sohn zeige keine Symptome einer Vergiftung und sei zurzeit wohlauf. Der Pilzkontrolleur bat die Mutter ihm Fotos über WhatsApp zu senden. Auf den Bildern konnte so rasch der essbare Fichtenzapfen-Rübling, Strobilurus esculentus, mit ziemlicher Sicherheit bestimmt werden.
Dafür sprachen nicht nur die Bilder, sondern auch der Standort unter einer Fichte auf Zapfen, wie es die Mutter nach Auffordern zur Begutachtung des Standortes beschrieb. Weiter spricht auch die Erscheinungszeit, Frühjahr für den Fichtenzapfen-Rübling.
Ein gefährlicher Giftpilz konnte daher sicher ausgeschlossen werden. So konnte Entwarnung gegeben und die Mutter beruhigt werden. Aktivkohlepulver musste in diesem Fall keine verordnet werden.
Erbrechen und Durchfall waren die schlimmsten Vergiftungen
Vorsichtshalber wies der Pilzexperte die Mutter an, ihren Sohn zu beobachten und sich bei auftretenden Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfall unverzüglich an einen Arzt oder an das Tox Info Suisse zu wenden.
In zwei weiteren Fällen an der Goldküste, am 31. Oktober 2021, ein 16 Monate alter Junge und am 7. November 2021 in Zürich, 15 Monate altes Mädchen, handelte es sich nach der Bestimmung durch die Fotos sicher um den Eichen-Wirrling, Daedalea quercina, und wahrscheinlich um einen Schüppling, Pholiota spec.
Die zwei Pilzarten sind ungeniessbar und in beiden Fällen konnte ein gefährlicher Giftpilz sicher ausgeschlossen werden. Auch hier konnten die Eltern beruhigt werden. Ihre Kinder zeigten auch am nächsten Tag keine Vergiftungssymptome.
Der Pilz hat eine abführende Wirkung
Manche Pilzsammler lieben den Hallimasch in der Küche. Vor allem unsere südlichen Nachbarn, die Italiener, schätzen die kulinarischen Qualitäten besonders. Die Italiener nennen den Hallimasch «Chiodini», zu Deutsch «Nägelchen».
Doch Achtung: Alle Hallimascharten sind nur bedingt essbar, wie der nachfolgende Durch-Fall deutlich illustriert. Eine Pilzsammlerin liess ihre gesammelten Hallimasche am 12. Oktober in Küsnacht kontrollieren.
Am nächsten Tag meldete sie sich per Telefon wieder bei der Pilzkontrolle. Sie erzählte, dass sie starken Durchfall habe und berichtete weiter, sie habe die Hüte der geprüften Hallimasche während fünf Stunden auf einem Dörrapparat, Dörrex getrocknet.
Danach habe sie drei kleinere Stücke davon roh gegessen, um herauszufinden, ob die Pilze auch wirklich genug getrocknet seien. Gut zwei Stunden später haben sich bei Ihr starke Durchfälle eingestellt, unter denen sie noch immer leide.
Die Hallimasch-Arten können auch geniessbar gemacht werden
Sie wollte nun wissen, was zu tun sei. Sie konnte beruhigt werden, dass es sich bei ihren Symptomen nicht um eine schlimme Vergiftung handle und die Durchfälle am nächsten Tag nachlassen werden.
Weiter wurde ihr nochmals erklärt, dass alle Hallimasch-Arten nur bedingt essbar seien, wie auch auf dem Pilzkontrollschein vermerkt. Frische Pilze – wie auch getrocknete – müssen aber vor dem Konsum gut gekocht werden.
Bedingt essbar heisst nämlich, dass zwar alle Hallimasch-Arten roh verzehrt giftig sind und heftige Brechdurchfälle auslösen. Man kann sie aber geniessbar machen, indem man ihnen ihr Gift durch fünfminütiges Abkochen entzieht und mit dem Kochwasser abgiesst.
Bereits die Römer kannten diese Zubereitung
Die so blanchierten Pilze können etwa als Würzpilze eine Sauce oder Pizza verfeinern oder unter Essig und Öl konserviert werden. Auch durch Trocknen werden Hallimasche weitgehend entgiftet. Verwendet werden jedoch nur die Hüte, die Stiele sind meistens zu zäh.
Bei empfindlichen Personen können aber selbst die abgekochten oder getrockneten Hallimasche – und danach genügend lang gekocht oder gebraten – noch mehr oder weniger abführend wirken.
Dies machten sich schon die alten Römer zunutze. Nach üppigen Gelagen sollen sie einige Stücke Hallimasche verzehrt haben, um so dem vollen Magen durch die abführende Wirkung «Heil» zu bringen.
Bemerkungen zur Pilzkontrolle
Die Öffnungszeiten 2021 blieben wie in den letzten Jahren gleich. Nach den Sommerferien bis Mitte November war das Kontrolllokal an folgenden Tagen offiziell geöffnet: Dienstag und Donnerstag von 18.30 bis 19.30 Uhr, Samstag und Sonntag von 18 bis 19 Uhr.
Die Pandemieschutzmassnahmen wurden auch dieses Jahr von den Besuchern ausnahmslos eingehalten. Verglichen mit den letzten drei Jahren fiel die Pilzsaison 2021 am Hausberg Pfannenstiel durchzogen aus.
Daher mussten sich die sogenannten «Magenbotaniker» oder «Mykophagen» mit eher bescheidenen Pilzernten begnügen. Auch die im Frühjahr wachsenden Morcheln waren nicht so in Mengen zu finden wie letzte Saison.
Eine Pilzsammlerin aus der Region wollte wissen, ob es sich bei ihren Speise-Morcheln nicht um die zur gleichen Jahreszeit erscheinende, ähnliche und giftige Frühjahrs-Lorchel, Gyromitra esculenta, handelte. Die nach telefonischer Vereinbarung geprüften Pilze waren dann aber ausnahmslos feine Speise-Morcheln.
Die Pilzsaison verweilte nicht lang
Dank der üppigen Niederschläge im Juni und Juli in der ganzen Schweiz hatte die Saison 2021 früh und vielversprechend begonnen.
Bereits vor der Hauptsaison konnten so auch in den Regionen am Pfannenstiel vermehrt Steinpilze, Hexen-Röhrlinge, Semmel-Stoppelpilze, Habichtspilze, Herbst-Trompeten, Flaschen- und Birnen-Stäublinge sowie Reizker für die Küche gesammelt werden.
Und in höheren Regionen wie im Bündnerland und Schwarzwald berichteten Sammler von grösseren Mengen an Eierschwämmen. Dies hatte zur Folge, dass in dieser Zeit gut zehn Kontrollen nach telefonischer Anfrage durchführt wurden.
Doch nachdem das Pilzkontrolllokal offiziell im August nach den Sommerferien geöffnet wurde, war die «Pilzherrlichkeit» auch schon wieder fast vorbei, obwohl die Wetterverhältnisse, genügend Wärme und Feuchtigkeit, eigentlich gut waren.
Total wurden 101,7 Kilo Pilze geprüft
Erst nach der Schonzeit im September nahm die Sammeltätigkeit wieder etwas zu. Doch die Hauptsaison für Pilze war dann in hiesigen Regionen eher mässig, verglichen mit den letzten Jahren.
Mehrere Sammlerinnen und Sammler berichteten, dass vor allem essbare Röhrlinge – etwa Steinpilze, Maronen-Röhrlinge und Hexen-Röhrlinge – in der Zürichseeregion im September und Oktober nur selten zu finden waren.
Im Gegensatz dazu konnten aber einige Speisepilze wie Herbst-Trompeten, Durchbohrte Leistlinge, Semmel-Stoppel-pilze, Violette Lacktrichterlinge, Flaschen- und Birnen-Stäublinge sowie Reizker in grösseren Mengen gesammelt werden.
2021 war die höchst mässige Pilzsaison
Die höchst mässige Pilzsaison 2021 wurde auch durch die Anzahl der ausgestellten Kontrollscheine und die Mengen des kontrollierten Pilzsammelgutes bestätigt.
Verglichen mit den letzten drei Jahren ist die Besucherzahl im Kontrolllokal um rund die Hälfte gesunken und die Menge der total geprüften Pilze hat um zwei Drittel abgenommen. So musste von den Experten bei 154 ausgestellten Kontrollscheinen nur gerade 101,7 Kilo gesammelte Pilze geprüft werden.
Davon waren 84,2 Kilo essbar, 14,6 Kilo ungeniessbar, 2,7 Kilo giftige und 0,2 Kilo tödlich giftige Pilze. Unter den Giftpilzen befanden sich ein Wurzelnder Bitter-Röhrling, Spitzschuppige Stachel-Schirmlinge, Kahle Kremplinge, Grünblättrige Schwefelköpfe, Gemeine Rettich-Helmlinge, verschiedene Risspilze, Hautköpfe und weisse Trichterlinge.
Bei den tödlichen Giftpilzen handelte es sich um kleine Schirmlinge, Lepiota spec. und um ein 50 Gramm schweres Exemplar des Grünen Knollenblätterpilzes, Amanita phalloides. Dieser hätte nach dem Konsum und ohne medizinische Behandlung zum Tod eines erwachsenen Menschen gereicht.
200 Gramm schwerer Trüffel
Anfangs Oktober hatte ein Erlenbacher einen nicht alltäglichen Fund zur Pilzkontrolle gebracht. Diesen habe er von einem Freund geschenkt bekommen, der ab und zu mit seinem Hund auf Trüffelsuche gehe.
Er wollte wissen, um was für einen Trüffel es sich hier handelt und wie es um die Qualität steht. Zur Freude des Besitzers entpuppte sich die 200 Gramm schwere schwarze Knolle dann als Burgunder- oder Sommer-Trüffel, Tuber aestivum, von guter Qualität.
Wo genau die unterirdisch wachsende Köstlichkeit allerdings gefunden wurde, habe ihm sein Freund nicht erzählt. Nur so viel habe er ihm verraten: in der Region am Pfannenstiel.
Das Kontrolllokal wird wieder geschlossen
Nachdem im November nur noch zehn Sammlerinnen und Sammler – im letzten Jahr zum selben Zeitpunkt waren es noch 52 – ihre Pilzernten prüfen liessen, schlossen die Küsnachter Kontrolleure die Tür zum Kontrolllokal am 16. November nach einer durchzogenen Pilzsaison.