Gemeindepräsident Meilen Hiller: «Unseren Geschäften Sorge tragen»

Christoph Hiller
Christoph Hiller

Goldküste,

Der Meilemer Gemeindepräsident Christoph Hiller schreibt in seinem Gastbeitrag, was die aktuellen Corona-Entwicklungen für Auswirkungen auf die Gemeinde haben.

Gemeindepräsident Meilen Christoph Hiller
Der Gemeindepräsident Meilen Christoph Hiller in Meilen. - Nau.ch / Kilian Marti

Das Wichtigste in Kürze

  • Gemeindepräsident Hiller hofft, Schritt für Schritt aus dem Teil-Lockdown zu finden.
  • Er findet es jedoch zu früh, um per sofort wieder zum Alltag zurückzukehren.
  • Hiller betont auch wie wichtig es ist, die lokalen Betriebe zu unterstützen.

Haselsträucher und Erlen blühen um die Wette und lassen mich heftig niesen. Eigentlich ist Höi-Pfnüsel etwas Lästiges. Doch dieses Jahr habe ich mich fast ein wenig darauf gefreut, denn es ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Frühling Einzug gehalten hat. Und wie! Ich habe diese Woche den blauen Himmel, die Sonne und die warmen Temperaturen sehr genossen.

Und vor allem ist mit den wieder längeren Tagen auch die Hoffnung aufgekeimt, dass Schritt für Schritt das Corona-Virus entmachtet und parallel dazu Schritt für Schritt der Ausweg aus dem Teil-Lockdown gefunden wird.

Zuversichtlich stimmen die rückläufigen Fallzahlen der Ansteckungen. Und erfreulicherweise hat sich die Situation in den Spitälern, auch im Spital Männedorf, nach einer turbulenten Zeit markant entspannt (exakt vor einem Jahr wurde der erste Fall einer Covid-19-Infektion in der Schweiz entdeckt).

Die Gemeindeverwaltung in Meilen.
Die Gemeindeverwaltung in Meilen. - Nau.ch / Kilian Marti

Das schöne Wetter lockt aus dem Haus ins Freie und lässt da und dort die angeordneten Schutzmassnahmen vergessen. Doch das Damoklesschwert einer weiteren Welle mit neuen Mutationen des Virus schwebt nach wie vor über uns. So macht es Sinn – auch wenn es zugegebenermassen mühsam ist und vielleicht als übertrieben vorsichtig erscheint –, dass nicht per sofort wieder zum Alltag zurück gekehrt wird.

Ein sorgfältiges Beobachten der Entwicklung und ein bloss phasenweiser Ausstieg aus dem Lockdown ist richtig. Dabei – das ist uns allen sehr schmerzlich bewusst – leidet ein Teil der Wirtschaft enorm. Deshalb darf bei den Lockerungen durchaus auch etwas Mut nicht fehlen.

Ladengeschäfte wieder offen

Immerhin dürfen seit heute wieder alle Ladengeschäfte öffnen. Die Türen zu den Restaurants aber bleiben weiterhin geschlossen. Bis die Gastronomiebetriebe wieder ohne strenge Restriktionen Gäste empfangen dürfen, wird es noch dauern. Ich gehe davon aus, dass Sie mit mir einig gehen, dass wir in Meilen unseren Detailhandelsgeschäften und unseren Gaststätten Sorge tragen müssen. Unser Dorf darf seine Funktion als Einkaufszentrum nicht verlieren und das Angebot an Möglichkeiten zum Einkehren darf nicht noch weiter eingeschränkt werden.

Der Gemeinderat hat deshalb in den letzten Monaten zusammen mit dem Handwerks- und Gewerbeverein Meilen regelmässig mit Inseraten und mit Plakaten die Bevölkerung dazu aufgerufen, das lokale Gewerbe zu unterstützen. Wir wollen verhindern, dass nach der Pandemie zwar das Gesundheitswesen nicht mehr am Anschlag ist, aber als Folge der unweigerlich auf uns zukommenden Wirtschaftskrise ein Lädeli- und Beizensterben einsetzt.

Meilen
Die Gemeinde Meilen - Nau.ch / Kilian Marti

Wir wollen dafür sorgen, dass die Mittel vorhanden sind für ein Überleben unserer Läden des Einzelhandels und unserer Restaurants. Das geht nur mit der Berücksichtigung des lokalen Angebots an-statt dem Einkauf per Internet; das geht nur mit Solidarität. Diese Solidarität, und das freut mich, darf ich in Meilen immer wieder beobachten.

Es freut mich auch, dass in Meilen auf dem politischen Parkett alle am gleichen Ende des Stricks ziehen, wenn es darum geht, den richtigen Umgang mit Covid-19 zu finden. Das Corona-Virus kennt nämlich keine Kantonsgrenzen und keine parteipolitischen Grenzen. So finde ich es ziemlich schwierig, wenn Kantonsregierungen sich gegen Entscheide des Bundesrats stellen und ich finde es alles andere als zielführend, wenn auf der nationalen Ebene Parteien von hüben und drüben einzelne Magistraten an den Pranger stellen und sich gegenseitig mit Vorwürfen eindecken.

Wer in der Verantwortung steht, muss Entscheide fällen. Diese mögen nicht immer allen genehm sein und eine Debatte darüber soll selbstverständlich zulässig sein. Aber letztlich haben wir davon auszugehen, dass die Massnahmen nach bestem Wissen und Gewissen angeordnet werden. Wir stecken nicht im Wahlkampf, sondern wir stecken mitten in einer ernsthaften Krise, und aus dieser kommen wir nur miteinander heraus und nicht gegeneinander.

Also halten wir konsequent die Abstands- und Hygieneregeln ein, lassen uns im Zweifelsfall lieber einmal mehr als nötig testen, nehmen wir die Einschränkungen des öffentlichen Lebens diszipliniert hin und hoffen mit Optimismus darauf, dass bald ein Dorfleben mit offenen Wirtschaften, mit Vereinstätigkeiten und mit einem kulturellen Angebot wieder möglich ist.

Die Hoffnung hängt nicht zuletzt am Screening mit Massentests und am Impf-Plan; beides in der Zuständigkeit des Kantons. Nach wie vor ist vorgesehen, dass in den Turnhallen beim Dorfplatz die breite Bevölkerung des Bezirks Meilen geimpft werden kann. Die organisatorischen Vorbereitungen für die notwendige Infrastruktur laufen intensiv. Allerdings scheint es nicht gesichert zu sein, dass bereits ab 1. April Impfstoff in genügender Menge zur Verfügung steht. Das mit dem Betrieb des Impfzentrums betraute Spital Männedorf setzt sich dezidiert für die Sache ein; dafür sind wir dankbar.

Ich wünsche Ihnen, liebe Meilemerinnen und Meilemer, die nach wie vor notwendige gehörige Portion an Geduld und vor allem gute Gesundheit – weder beeinträchtigt von einem Virenbefall noch von einer Pollenallergie – sowie eine weiterhin schöne, frühlingshafte und zuversichtlich stimmende Zeit!

Kommentare

Weiterlesen

1. Mai
54 Interaktionen
Unruhige Weltlage
usa
19 Interaktionen
«Historisch»

MEHR AUS AGGLO ZüRICH

Richterswil
Richterswil
FC Stäfa
Fussball
a
169 Interaktionen
Chef entlassen