Der Widerstand gegen einen offenen Abschnitt der neuen Bypass-Autobahnumfahrung in Kriens wächst. Mit der Vision «Chance Bypass» will die Stadt Kriens das Strassenstück einhausen lassen und hat dafür Unterstützung an Bord geholt. Zudem beschreitet sie den Rechtsweg.
Bypass Luzern lärmkontamination
Verkehr (Symobldbild) - Keystone
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Seit 70 Jahren führt die Nord-Südachse durch Kriens. Seh-, hör- und spürbar ist dies insbesondere beim Portal des Sonnenbergtunnels, wo der Verkehr seit 1976 auf der Autobahn A2 aus dem Berg kommt oder in den Berg braust.

Mit der Stadtumfahrung Bypass will der Bund der steigenden Verkehrsbelastung Herr werden. Dazu baut er einen neuen Autobahnabschnitt zwischen Emmen und Kriens mit einem 3,5 Kilometer langen Tunnel. Kostenpunkt: 1,7 Milliarden Franken, das Ausführungsprojekt liegt derzeit öffentlich auf.

Von einem «Jahrhundertbau» war am Mittwoch allenthalben die Rede anlässlich einer Medienorientierung der Stadt Kriens. Diese hatte auf die Dachterrasse eines Hauses geladen mit Sicht auf das Tunnelportal, um auf die Auswirkungen aufzuzeigen, wenn die Strasse dort künftig um vier Spuren oder 40 Meter verbreitert wird.

Zwar willigte das Bundesamt für Strassen (Astra) ein, für rund 90 Millionen Franken einen 240 Meter langen Abschnitt zu überdachen und mit einem Park zu versehen. In Kriens weibeln Politiker und ein Komitee aber seit langem für einen besseren Schutz vor dem Verkehr.

Der Bypass sei für Kriens eine Jahrhundertchance, sagte Bauvorsteher Matthias Senn. Die Vision, die er zusammen mit einer breiten Allianz vorstellte, ist eine Einhausung von weiteren 940 Metern Strasse bis zum Schlundtunnel. Senn sprach von einer nachhaltigen Stadtreparatur. «Wenn wir es jetzt nicht machen, gibt es in 50 Jahren keine Chance mehr.»

Mit den aktuell geplanten Lärmschutzwänden habe man städtebaulich ein totes Ende auf beiden Seiten der Strasse. Eine Einhausung dagegen biete die Möglichkeit für einen weiteren Stadtpark über der Autobahn, steigere die Lebensqualität, ermögliche Fuss- und Radweg-Querverbindungen sowie das Wohnen entlang der Autobahn.

Unterstützung erhält Kriens von der Stadt Luzern und vom Gemeindeverband LuzernPlus, deren Vertreter sich solidarisch zur Vision «Chance Bypass» äusserten. Hoffnung darauf, mit dem Anliegen gehört zu werden, geben zudem die Wechsel in den zuständigen Departementen bei Bund mit Simonetta Sommaruga und beim Kanton mit Fabian Peter, wie Stadtpräsident Cyrill Wiget sagte.

Zwar gebe es bezüglich technischer Machbarkeit Fragezeichen, etwa zur Lüftung oder wegen des Höhenprofils. «Aber wenn die Politik sagt, das muss sein, dann kann man es auch bauen», sagte Wiget.

Kriens könne die zusätzliche Überdachung, die vom Bund einst mit einem Preisschild von 700 Millionen Franken versehen worden sei, nicht selber finanzieren. Wiget verwies allerdings auf den Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF), der übervoll sei und für solche Zwecke eingesetzt werden könnte.

Gleichzeitig mit der Präsentation der Idee müsse man leider auch den Rechtsweg beschreiten, sagte Wiget. Gegen das Projekt werde Kriens Einsprache beim Astra erheben mit der Forderung der Rückweisung, falls die Überdachung nicht aufgenommen wird. Dies sei auch ein Druckmittel, um in Bern gehört zu werden.

Andere Gemeinden in ähnlicher Situation seien mit dem Städtebau-Argument bereits erfolgreich gewesen vor Gericht. Man verspreche sich eine aufschiebende Wirkung, sagte Kantonsrat Räto Camenisch (SVP) vom Komitee «Bypass so nicht». Der Jahrhundertbau dürfe nicht zur Jahrhundertschande von Kriens werden. Das Auflageverfahren dauert noch bis am 7. Juni.

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