Kriens: Ideen gesucht für neues Leben im alten Bahnhöfli
Das Krienser «Bahnhöfli» soll zu neuem Leben erwachen! Diesem weit verbreiteten Wunsch kommt der Stadtrat jetzt nach. Gesucht werden kreative Projekte für eine Nutzung des historischen Gebäudes am Übergang zwischen Stadtplatz und Bellpark.
Lange galt Kriens als grösste Schweizer Stadt ohne Bahnanschluss. Mit der S-Bahn und dem Bahnhof Mattenhof änderte sich das zwar. Rein historisch gesehen stimmte die Aussage aber auch so nicht. Denn Kriens hatte effektiv seit 1886 seinen Bahnanschluss.
Damals wurde die Kriens-Luzern-Bahn (KLB) eröffnet – eine normalspurige Dampftrambahn, die dann 1898 von der Stadt Luzern gekauft und als elektrisch betriebene Strassenbahn betrieben wurde. Deren Endstation befand sich in Kriens übrigens bei der heutigen Talstation der Sonnenbergbahn. 1961 wurde die damals durch die vbl betriebene Trambahn auch in Kriens durch den Trolleybus ersetzt. Das Bahngeleise vom Kupferhammer bis ins Krienser Ortszentrum aber blieb noch bis 2004 für Industriefahrten in Betrieb. Seit 1968 waren es deshalb Dieselloks der KLB, welche die schweren Industriegüter auf das Bell-Areal zogen.
Das geschützte Bahnhöfli
Dreh- und Angelpunkt dieses Trambahn- und Bahnbetriebes in Kriens war das historische Stationsgebäude, das «Bahnhöfli». Der 1886 mit dem Start des Bahnbetriebs gebaute Güterschuppen wurde 1896 um das markante Bürogebäude in der Riegelbauweise ergänzt. Es liegt am Übergang zwischen Stadtplatz und Bellpark an der heutigen Güterstrasse und ist letzter Zeuge dieses historischen Bahnanschlusses. Das Gebäude zählt gemäss kantonalem Bauinventar «zu den kleinsten und den letzten original erhaltenen kombinierten Personen- und Güterbahnhofsbauten der Schweiz» und ist im Kantonalen Denkmalschutzinventar als schützenswert klassiert.
Seit Jahren ein Politikum
Dass das «Bahnhöfli» erhalten bleiben sollte, war in Kriens deshalb nie bestritten. Auch, als Kriens mit den Zentrums-Projekten ein Impulsprogramm fürs Zentrum startete. Das «Bahnhöfli» wurde deshalb bei der Neugestaltung des heutigen Stadtplatzes fein säuberlich geschützt und bildet heute einen reizvollen baulichen Kontrast zum modernen Krienser Stadthaus.
Wie die Nutzung allerdings aussehen könnte, blieb bis heute völlig offen. Das Gebäude wird als Lagerraum, teilweise als Atelier und an einem Vormittag in der Woche als Märtkafi genutzt. Für Stadtpräsidentin Christine Kaufmann-Wolf ist klar: «An dieser Stelle könnte das Bahnhöfli eine ganz andere Rolle spielen im Sozialleben von Kriens». Deshalb packt der Stadtrat das Thema jetzt an und führt einen Dauerbrenner auf der Krienser Politagenda einer Lösung zu.
Dabei ist er sich bewusst, dass verschiedene Ideen existieren. Nun soll das Projekt öffentlich ausgeschrieben werden. Zum einen hat man mit einem ähnlichen Verfahren im Falle des Rebberges bereits gute Erfahrungen gesammelt. Zum anderen soll am Schluss der Nutzen für die Bevölkerung überwiegen. «Wir möchten ein Projekt, von dem ganz Kriens etwas hat, und welches das Krienser Leben im Zentrum bereichert,» sagt die Stadtpräsidentin.
Neue Zuständigkeit setzt Zeichen
Die Stadt Kriens sieht das Potential des historischen Gebäude vorallem auch in Zusammenhang mit umliegenden Flächen: Stadtplatz, Bellpark, womöglich sogar das Heinrich-Walther-Haus (die heute dort untergebrachten Tagesstrukturen ziehen im August ins Grossfeld um).
Weil der Stadt selber aber in den nächsten Jahren finanzpolitisch enge Grenzen für solche Kreativprojekte gesetzt sind, will der Stadtrat andere Modelle prüfen. Vermietung, Verpachtung oder gar eine Abgabe im Baurecht werden in Betracht gezogen. «Uns ist wichtig, dass eine zukünftige Nutzung einen Mehrwert bietet für das gesellschaftliche Leben in Kriens,» sagt Christine Kaufmann-Wolf. In ihrer Abteilung «Stadtentwicklung» wird das Projekt Bahnhöfli auch geführt: «Mit der Umnutzung des Bahnhöfli wollen wir ein Zeichen setzen für eine sozial verträgliche Zentrumsentwicklung.»
Projektideen gesucht
Jetzt schreibt der Stadtrat die Suche nach Projektideen aus. Gesucht werden kreative, findige Köpfe, die dem Bahnhöfli neues Leben einhauchen wollen. Dabei gibt die Stadt Kriens den Interessenten «carte blanche»: Das Gebäude muss in seiner heutigen Form erhalten bleiben, für die Nutzung können sich Gruppierungen, Privatpersonen, Firmen oder Organisationen bewerben.
Diese haben in einem Konzept ihre Ideen darzulegen. Dazu gehört auch, dass sie in einem Businessplan aufzeigen, wie sie die nötigen Investitionen finanzieren wollen. Denn das Gebäude muss im heutigen Zustand übernommen werden, nötige Umbauarbeiten sind durch die Betreibenden zu übernehmen.
Den Interessenten überlassen bleibt auch, ob ihr Projekt das Bahnhöfli alleine betrifft – oder ob weitere Areale im direkten Umfeld ins Konzept miteinbezogen werden sollen.
Stadtrat entscheidet
Die Nutzung ist dabei grundsätzlich offen. «Auch wenn an diesem Ort eine gastronomische Nutzung ein logischer Gedanke ist, sind wir für alle möglichen Ideen offen,» sagt Christine Kaufmann-Wolf.
Letztlich müsse das Gesamtkonzept überzeugen und das Krienser Stadtzentrum beleben. «Wir werden alle Projekte genau prüfen, was sie der Krienser Bevölkerung bringen.» Entscheiden wird letztlich der Krienser Stadtrat. Er lässt sich dabei beraten: Eine Jury, in der Stadtverwaltung, Gastronomen und kreative Köpfe vertreten sind, wird eingehende Projekte sichten und zu Handen des Stadtrates eine Empfehlung abgeben.
Die Stadt Kriens hat die wichtigsten Fakten und Anforderungen für Projekteingaben in einem Dossier zusammengetragen. An einem öffentlichen Besichtigungstermin können sich Interessierte darüber hinaus ein Bild machen vom Zustand des Bahnhöfli. Individuelle Besichtigungstermine können mit der Stadtentwicklung auf Absprache ebenfalls vereinbart werden.
Die Projekteingabefrist läuft bis 14. August 2021. Anschliessend wird die Jury die Projekte sichten und beurteilen, der Stadtrat wird am Schluss das Siegerprojekt ermitteln.