Laut, farbig und friedlich verlangten die Frauen Gleichstellung im Alltag, etwa beim Lohn.
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Menschen überqueren eine Strasse. (Symbolbild) - Keystone

Rund 40'000 Frauen haben sich in Bern an der Kundgebung zum Frauenstreik beteiligt. Laut, farbig und friedlich verlangten die Frauen Gleichstellung im Alltag, etwa beim Lohn.

Bereits am frühen Morgen zogen die ersten kleineren Kundgebungen durch die Berner Innenstadt. Den Auftakt machten Aktivistinnen mit einer symbolischen Putzaktion im Bahnhof. Bald darauf machten sich die Berner Kulturschaffenden auf den Weg und zogen singend durch die Stadt.

Um elf Uhr war der erste grosse Streikmoment als sich tausende Frauen zu Protestpausen versammelten. Ein mindestens 4000-köpfige Schar Grossmütter, Mütter und Kinder beteiligten sich an einem Kinderwagenumzug und setzten sich für faire Betreuungslösungen und Löhne sowie Elternzeit ein. «Elternzeit statt Steinzeit», prangte auf einigen der vielen Transparente, die mitgeführt wurden.

Kurz vor Mittag erhielten die Frauen auf dem Bundesplatz Besuch von Parlamentarierinnen aus der Sommersession der Eidgenössischen Räte. Unter den Politikerinnen war auch Bundesrätin Viola Amherd. Später mischte sich Bundesrätin Simonetta Sommaruga unter die Menge.

Am Mittag war der Bundesplatz bereits voller Frauen. Der Dresscode lautete unverkennbar: violett, die Farbe der Frauenbewegung.

Mit Reden, Musik und Tanz verbrachten die Frauen und auch Männer den Nachmittag. Der Bundesplatz hat ein Fassungsvermögen von rund 10'000 Personen. Schon bald quoll der Platz über. Erst recht, als um 15.24 Uhr viele Frauen «ausstempelten», da sie ab dann gratis arbeiten würden. Frauen verdienen in der Schweiz laut Frauenorganisationen immer noch bis zu 20 Prozent weniger als Männer.

Am späteren Nachmittag gab es rund um den Bundesplatz teilweise kein Durchkommen mehr. Die Menge ergoss sich in umliegende Gassen. Gegen 18.30 Uhr machten sich die Frauen vom Bundesplatz auf zu einer Kundgebung durch Bern. Der Demozug war so lang, dass die letzten noch nicht vom Bundesplatz gestartet waren, als die ersten schon wieder dort eintrafen.

Rund 40'000 Menschen beteiligten sich nach Veranstalterangaben an dem friedlichen Umzug. Bern erlebte eine farbenfrohe, multikulturelle und generationenverbindende Kundgebung für die Sache der Frau.

Zahlreiche Themen wurden im Lauf des Tages in Reden und Aktionen angesprochen, etwa Altersarmut. Faire Löhne sicherten Frauen auch ein würdiges Alter, betonten Seniorinnen am Frauenstreik. Frauen mit Migrationshintergrund hätten es doppelt schwer, betonte eine Rednerin auf dem Bundesplatz.

An der Kundgebung beteiligten sich auch zahlreiche Vertreterinnen von frauendominierten Berufen. Hebammen, Physiotherapeutinnen und Pflegerinnen trugen ihre Anliegen ebenso auf die Strasse wie Verkäuferinnen oder Kinderbetreuerinnen.

Den Frauenstreik als Plattform nutzte auch der Islamische Zentralrat, der sich stark machte, dass Frauen eine Kopftuch tragen dürfen. Am Rande des Frauenstreiks kam es zu vereinzelten Zwischenfällen. So wurde etwa eine Frau mit Exkrementen beworfen.

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