Der Vaterschaftsurlaub im Kanton Bern wird nicht von zehn auf 20 Tage verdoppelt. Das Kantonsparlament hat am Donnerstag einen entsprechenden Vorstoss abgelehnt.
Mann mit Baby
Mann mit Baby - dpa/dpa/picture-alliance/Archiv

Die Motion der SP wurde von Grünen und GLP unterstützt. SVP, FDP, Mitte und EVP waren gegen eine Ausweitung des Vaterschaftsurlaubs.

Der Kanton Bern kennt seit 2015 zehn Tage Vaterschaftsurlaub. Das sei seinerzeit fortschrittlich gewesen, doch mittlerweile hätten viele grössere Arbeitgeber auf dem Platz Bern wie Post, SBB, Visana, Swisscom oder die Stadt Bern grosszügigere Lösungen, gab SP-Grossrat Reto Müller zu bedenken.

Der bestehende Vaterschaftsurlaub werde neu durch die Erwerbsersatzordnung abgedeckt. Deshalb müsse der Kanton die Tage ausweiten, sonst spare er «auf dem Buckel der Familien», warnten die Befürworter der Motion.

Vaterschaftsurlaub seien im übrigen keine Ferien, sondern vor allem «Care-Arbeit», mit denen Väter die Mütter im Wochenbett entlasten würden, sagte Müller.

SVP-Grossrat Roman Gimmel fragte sich besorgt, wer das bezahlen soll und wo «das Ende der Fahnenstange» sei? Der Kanton sei heute schon ein attraktiver Arbeitgeber.

Das «bisherige Räderwerk» habe sich gut bewährt und es sei nicht der Zeitpunkt, jetzt einzugreifen, sagte Hans Kipfer namens der EVP. Während der Pandemie hätten viele Privatwirtschaftsbetriebe gelitten. Die Angestellten des Staates hingegen hätten sichere Arbeitsstellen gehabt. Nun sei es nicht als erstes angezeigt, ihnen mehr Urlaub zu gewähren.

Jeder Franken, den der Staat ausgebe, habe irgendwann jemand verdient, sagte der Freisinnige Carlos Reinhard. «Das Geld liegt nicht einfach herum», gab er zu bedenken.

Finanz- und Personaldirektorin Beatrice Simon (Mitte) betonte, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie heute sehr wichtig sei. Der Kanton verfüge bereits über Möglichkeiten, damit Eltern eine längere Auszeit nehmen könnten nach einer Geburt.

Dazu müssten die Arbeitnehmenden aber aktiv etwas beitragen. So sei es beispielsweise möglich, auf einem Langzeitkonto Ferientage anzusparen, zeigte Simon auf.

Ausserdem sei es möglich, das Arbeitspensum um bis zu 20 Prozent reduzieren zu können nach einer Geburt. Väter, die ihre Frauen effektiv unterstützen wollten, könnten mit einer dauerhaften Pensenreduktion wohl mehr erreichen als mit ein paar zusätzlichen Ferientagen, vermutete Simon.

Eine Ausdehnung des Vaterschaftsurlaubs würde den Kanton laut Simon jährlich wiederkehrend rund 1,7 Millionen Franken gekostet. Das sei nicht nichts.

Mit 89 zu 51 Stimmen bei 3 Enthaltungen lehnte der Rat den Vorstoss der SP schliesslich ab.

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