Berner Parteien sollen mehr welsche Kandidierende berücksichtigen
Trotz aller Bekenntnisse zur Zweisprachigkeit müsse im Kanton Bern mehr getan werden, damit der frankophone Kantonsteil wieder im Nationalrat vertreten sei. Diese Forderung hat der Verein Bernbilingue am Dienstag aufgestellt.

In der Pflicht sieht der Verein vor allem die Parteien, das Wahlvolk, aber auch die deutschsprachigen Medien, wie der Vereinspräsident und ehemalige Berner Gemeinderat Alexandre Schmidt vor den Medien ausführte.
Dass der französischsprachige Kantonsteil seit sieben Legislaturen im Nationarat untervertreten und nun schon zum zweiten Mal gar nicht mehr vertreten ist, sei kein Zufall, sondern Nachlässigkeit.
Der Verein liess die Situation von Vorstandsmitglied und Journalist Rudolf Burger untersuchen. Dieser kommt zum Ergebnis, dass die meisten Parteien im Kanton Bern die Französischsprachigen bei der Auswahl ihrer Kandidaten vernachlässigten. Einzig die Grünen hätten für die letzten Nationalratswahlen mehr Frankophone nominiert als nach Bevölkerungsanteil das Minimum wäre. Vier Parteien lagen sogar unter diesem Wert.
Einzig vier französischsprachige Kandidierende erhielten Vorzugsplätze auf der Liste. Sie alle schnitten aber schlechter ab als ihr Listenplatz.
Burger kam in seiner Studie auch zum Schluss, dass die Wahlbeteiligung seit der heissen Phase des Jurakonflikts Ende der 1970-er Jahre stark gesunken ist von teilweise über 80 Prozent auf heute noch unter 40 Prozent.
Bei den Nationalratswahlen lag die Stimmbeteiligung im Berner Jura bei 36,6 Prozent, in Biel bei 38,8 Prozent. Im Gesamtkanton betrug sie 47,4 Prozent. Wäre die französischsprachige Wahlbevölkerung zahlreicher an die Urne gegangen, hätte es wohl für einen Nationalratssitz gereicht, folgerte Burger.
Seiner Ansicht nach haben auch die deutschsprachigen Medien zu wenig auf die Untervertretung der Welschen in der Berner Nationalratsvertretung aufmerksam gemacht.