Im Kanton Bern hat die Polizei letztes Jahr deutlich häufiger wegen häuslicher Gewalt ausrücken müssen. Die Zahl der Interventionen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent - auf total über 1300 Fälle.
Kanton Bern
Fahne des Kantons Bern. (Symbolbild) - Keystone

Vor allem im zweiten Halbjahr wurden mehr Einsätze verzeichnet, wie die Berner Sicherheitsdirektion am Freitag vor den Medien bekannt gab. Den Anstieg führen die Behörden zum einen auf die für viele Menschen belastende Corona-Krise zurück. Zum anderen dürfte auch die Sensibilisierung der Bevölkerung dazu geführt haben, dass die Polizei gerufen wird.

Mit dem neuen Polizeigesetz hat der Kanton Bern die Instrumente gegen häusliche Gewalt geschärft. Seit Anfang 2020 können Täter zum Schutz der Opfer neu 20 statt 14 Tage aus der gemeinsamen Wohnung weggewiesen werden. Dies passierte letztes Jahr in durchschnittlich jedem fünften Fall.

Mehrheitlich wurden dabei auch Kontakt- und Annäherungsverbote ausgesprochen, wie es in der Medienmitteilung weiter heisst. Noch keine Zahlen liegen zur Zahl registrierter Straftaten zu häuslicher Gewalt vor. Diese werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik ersichtlich sein.

Für die Einsätze bei häuslicher Gewalt sei aufgrund der hohen Wiederholungsgefahr ein anderes polizeiliches Vorgehen nötig als bei anderen Straftaten, erklärte Polizeikommandant Stefan Blättler. «Als Staat greifen wir in ein komplexes innerfamiliäres System ein.»

Diese Verantwortung müsse von den Einsatzkräften mit viel Sozialkompetenz und Fingerspitzengefühl wahrgenommen werden. Polizistinnen und Polizisten würden entsprechend geschult, auch was die Prävention betrifft - zum Beispiel für die Präsenz in Schulen. Gemäss Studien erleben zwischen 10 und 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen häusliche Gewalt.

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