Wie die Universität Basel mitteilt, vergibt der Schweizerische Nationalfonds vier SNSF Consolidator Grants an Basler Forschende.
biozentrum der universität basel
Das neue Biozentrum der Universität Basel. - keystone

Die Schweiz gilt beim europäischen Forschungsprogramm «Horizon Europe» weiterhin als ein nicht-assoziierter Drittstaat.

Deshalb hat der Bund den Schweizerische Nationalfonds (SNF) letztes Jahr erneut beauftragt, Übergangslösungen auszuschreiben. Die SNSF Consolidator Grants 2022 ersetzten als Übergangsmassnahme die ERC Consolidator Grants.

Mit den Consolidator Grants unterstützt der SNF hochqualifizierte junge Forschende, die ihre wissenschaftliche Unabhängigkeit festigen möchten.

Von den insgesamt 30 Projekten, die der SNF fördert, gehen drei an die Universität Basel und eines an das Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research (FMI), das mit der Universität Basel assoziiert ist.

Unterbrochene Zukunft

Mit ihrem SNF-Projekt will die Sozialhistorikerin Dr. Falestin Naïli unsere Sichtweise auf die Zeit zwischen dem Ende des Osmanischen Reiches und dem Beginn des Zeitalters der Nationen in der arabischen Welt erneuern.

Im Fokus stehen vier Momente im 19. und 20. Jahrhundert, in denen von lokalen Akteuren geplante soziale und politische Projekte im arabischen Raum abgebrochen und durch kolonialistische oder nationalstaatliche Modelle ersetzt wurden.

Durch die Auseinandersetzung mit diesen unvollendeten Projekten werden die Ideen und Vorstellungen der lokalen Bevölkerung ins Zentrum der historischen Perspektive gerückt, insbesondere deren alternative Artikulationen von Zugehörigkeit und politischer Gemeinschaft.

An der Universität Aix-Marseille promoviert

Falestin Naïli ist Postdoktorandin am Departement Gesellschaftswissenschaften der Universität Basel und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut français du Proche-Orient (Ifpo).

Sie wurde 2007 an der Universität Aix-Marseille promoviert und spezialisiert sich auf die Geschichte der spätosmanischen und Mandatzeit Palästinas sowie Jordaniens.

Erforschung mikrobieller Gemeinschaften

Biofilme sind mikrobielle Gemeinschaften, die sich auf Oberflächen bilden. Sie gelten als die am häufigsten vorkommende Form bakteriellen Lebens auf der Erde.

Da sich Biofilme auch an Oberflächen von medizinischen Geräten, Kathetern oder Implantaten bilden, stellen sie insbesondere in Spitälern ein grosses Problem dar.

Prof. Dr. Knut Drescher untersucht, wie Bakterien solche widerstandsfähigen Biofilme bilden.

In seinem SNF-geförderten Projekt möchte Drescher nun die Ursachen und Eigenschaften von Subpopulationen in bakteriellen Gemeinschaften genauer erforschen und herausfinden, welchen Einfluss sie auf die Biofilmbildung haben.

Professor für Biophysik und Mikrobiologie

Knut Drescher ist seit 2020 Associate Professor für Biophysik und Mikrobiologie am Biozentrum der Universität Basel.

Er promovierte 2011 in experimenteller Biophysik an der Universität Cambridge. Als Postdoktorand an der Princeton University wechselte er ins Fach Mikrobiologie.

Für die Erforschung der Biofilme erhielt Drescher bereits einen ERC Starting Grant.

Elternschaft neu definiert

Dr. Sabine Hohl befasst sich in ihrem Forschungsprojekt mit dem Elternbild in unserer Gesellschaft.

Dabei setzt sie sich einerseits kritisch mit den bereits bestehenden Vorstellungen sowie rechtlichen Grundlagen des Elternseins auseinander.

Sie wirft dabei Fragen über die Rechte und Pflichten von Eltern auf und diskutiert auch die biologischen Aspekte dieser Institution.

Andererseits legt Hohl auch einen besonderen Fokus auf neuere Familienmodelle, wie das «Co-Parenting» oder Konstellationen mit mehr als zwei Elternteilen.

Fundierung für das Konzept «Elternschaft»

Ziel ist es, eine normative, liberal-egalitäre Fundierung für das Konzept «Elternschaft» zu schaffen.

Sabine Hohl wurde 2014 an der Universität Zürich promoviert und ist derzeit als Postdoktorandin am Fachbereich Philosophie der Universität Bern tätig.

Für ihr Projekt, für das der SNF einen Consolidator Grant gesprochen hat, wird sie diesen Frühling ans Departement Künste, Medien und Philosophie der Universität Basel wechseln.

Enhancer und Genexpression

Mit seinem Consolidator Grant will Dr. Luca Giorgetti die grundlegenden Prinzipien der Enhancer-Biologie untersuchen.

Enhancer sind DNA-Sequenzen, die für die Aktivierung der Transkription von Genen essenziell sind.

Mutationen dieser Sequenzen können zu komplexen Krankheiten wie Morbus Crohn, Diabetes oder Krebs führen.

Die Mechanismen, mit denen Enhancer ihre Zielgene auswählen und kontrollieren, sind jedoch noch weitgehend unbekannt.

Forschungsgruppe im Bereich Genom Regulation

Mit der Hilfe eines neuen experimentellen Ansatzes kann Giorgetti die Auswirkungen von systematischen Veränderungen der Sequenz, Anzahl und Positon der Enhancer auf die Genexpression messen.

Luca Giorgetti leitet seit 2015 eine Forschungsgruppe im Bereich Genom Regulation am FMI.

Er studierte Physik an der Universität Mailand und wurde 2010 am European Institute of Oncology in Mailand promoviert.

In seiner Forschung beschäftigt er sich primär mit der Struktur und Transkription von Chromosomen und wurde bereits mit einem ERC Starting Grant ausgezeichnet.

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