Auf Würenloser Boden soll eine Aushubdeponie entstehen. Die Pläne dazu werfen bei Gastautor Peter Früh jedoch Fragen auf.
Steindler
Die Senke im Steindler: Links hinten das gleichnamige Gehöft an der Furttalstrasse, rechts hinten das Dorf Otelfingen. Die Deponie würde zwischen der Furttalstrasse und dem parallel zu ihr verlaufenden Feldweg (Bildmitte) durchs Teufermoos angelegt. - z.V.g.
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Damit im Würenloser Gebiet Steindler rund 1,6 Millionen Kubikmeter sauberen Auhubs abgelagert werden können, braucht es eine Änderung des kantonalen Richtplanes. Noch bis 18. Dezember können sich alle Bürgerinnen und Bürger dazu äussern. Das Ganze einfach durchzuwinken könnte sich rächen.

Darum geht es: Deponie im Steindler

Das Areal im Steindler grenzt direkt an den Kanton Zürich und an die Gemeinde Otelfingen sowie an die geschützte Lägern-Landschaft. Das Land gehört mehreren Eigentümern.

Für die Deponie würde das Gelände durchschnittlich 9,5 Meter und stellenweise bis zu 19,5 Meter hoch aufgeschüttet – das entspricht einem sechsstöckigen Gebäude.

Aktuell geht’s um die Eintragung des Areals als Standort für eine Regionale Aushubdeponie im kantonalen Richtplan.

Antragsteller sind BadenRegio und die Gemeinde Würenlos.

Später wird die Gemeindeversammlung auch noch über eine Anpassung der kommunalen Nutzungsplanung entscheiden können. Schliesslich muss der Gemeinderat die Baubewilligung erteilen.

Der Hintergrund: Das Deponiewesen

Aushubdeponien sind landesweit knapp geworden. Um der Bauwirtschaft Entsorgungssicherheit zu bieten, dirigiert der Staat das Deponiewesen.

Im oft erbitterten Kampf um neue Deponiestandorte geht es auch um viel Geld. Ist eine Deponie erstmals bewilligt, gibt es einige Profiteure.

Die meist private Betreiberin (im Steindler ist es die Dereba AG mit Sitz in Wettingen) sowie die Landeigentümer (in Würenlos sind es einzelne Landwirte sowie Erbengemeinschaften). Dem Vernehmen nach sollen sie für das temporäre Zuverfügungstellen des Landes Entschädigungen bis zu einer halben Million Franken erhalten.

«Eine Deponie ist wie ein Sechser im Lotto» hat die Zeitschrift Beobachter den Geschäftsführer des Verbands der «Betreiber Schweizerischer Abfallverwertungsanlagen» in einem Artikel zum Thema zitiert.

Der Planungsbericht wirft Fragen auf

Dem Gesuch für die Richtplanänderung liegt ein Planungsbericht zugrunde. In diesem wird der Steindler für eine solche Deponie als «bestens geeignet» bezeichnet.

Doch mehrere heikle Punkte machen misstrauisch:

Einfluss auf das Landschaftsbild

Die Deponie wertet auf Jahre hinaus ein beliebtes Naherholungsgebiet ab und verändert das Landschaftsbild für alle Zeiten.

Spaziergängern entlang dem Birchwald und hinüber zum Gmeumeriwald bot sich bis anhin ein harmonisches Bild. Dies würde künftig durch die hohe Böschung der Deponie weitgehend verstellt.

Steindler
Das betroffene Gebiet im Steindler grenzt an die Furttalerstrasse und den Kanton Zürich. - Google Maps

Zürcher Aushub in Würenlos

Wo regional drauf steht, ist nicht unbedingt regional drin. Laut Planungsbericht wird nur rund ein Drittel des Aushubes, der momentan und wohl auch künftig in der Region deponiert wird, auch aus der Region stammen.

Der Planungsbericht erwähnt ausdrücklich, dass der Zürcher Aushub auch in den Steindler gekarrt werden soll. Interkantonale Solidarität? Wohl eher Wirtschaftsförderung.

Hiesige Aushubfirmen, wie die im Steindler federführende Eduard Meier AG aus Wettingen, generieren einen schönen Teil ihres Umsatzes im Kanton Zürich.

Wie lange bleibt die Deponie?

Nach Plan soll die Deponie neun Jahre lang aufgefüllt und dann rekultiviert werden. Allerdings wird eingeräumt, dass der Deponiebetrieb je nach Bautätigkeit länger dauern kann.

Ein Abflachen des Baubooms ist mittelfristig nicht unwahrscheinlich. Gut möglich, dass also im Steindler 20 Jahre oder länger eine hässliche Wunde in der Landschaft klaffen wird.

Wo fahren die Lastwagen durch?

Die Deponie wird laut Planungsbericht ein Verkehrsaufkommen von 144 Lastwagenfahrten pro Werktag verursachen. Die Folgen für Würenlos erachten die Planer als vernachlässigbar: Die Deponie werde ja über die Furttalstrasse angefahren (via A1 oder via Adlikon/Regensdorf).

Viel Schwerverkehr umfährt jedoch die häufigen A1-Staus via Würenlos auf der Landstrasse.

Die Gemeinde wird darauf pochen müssen, dass kein zusätzlicher Lastwagen wegen der Deponie durch das Dorf fährt.

Stille in Würenlos, Widerstand in Otelfingen

In Würenlos war bisher nur vereinzelt Kritik zum Deponievorhaben zu hören. Als dieses 2018 vorgestellt wurde, tönte es von gemeinderätlicher Seite fast so, als hätte Würenlos mit der Deponie den Sechser im Lotto gewonnen.

Ganz anders die zürcherischen Nachbarn. Angeführt vom ehemaligen Gemeindepräsidenten Ernst Schibli wehrt sich die Gemeinde Otelfingen gegen das Vorhaben.

Unterstützt wird sie dabei vom Regionalplanungsverband des zürcherischen Furttals. Eine Deponie dieses Volumens direkt vor die Haustür gestellt zu bekommen, empfinden unsere Nachbarn als Affront.

Es hinterlässt einen unangenehmen Nachgeschmack, dass BadenRegio den besten Deponiestandort im äussersten Zipfel des Kantons und im wertvollen Grüngürtel um unsere dicht bebaute Gemeinde gefunden haben will.

Nachfragen statt Nicken

Würenlos läuft in Gefahr, seine Haut zu billig zu verkaufen. Die Landschaft zwischen Würenlos und Wettingen wird seit mehreren Generationen durch Dereba-Aktionäre mit Gruben und Anlagen verunstaltet. Da sollen zu Gunsten unserer Lebensqualität der Dereba AG wenigstens êinige Zugeständnisse abgerungen werden.

Es ist zu hoffen, dass die Würenloser Bevölkerung sich im laufenden Richtplanverfahren kritisch vernehmen lässt. Denn wer solchen Projekten voreilig zustimmt, ist meist der Verlierer.

Peter Früh ist ehemaliger Journalist und Jurist und lebt seit bald 30 Jahren in Würenlos. Er ist Gründer der Onlineplattform Würenblicker, einem Blog zum Austausch über die Gemeinde Würenlos.

Sein Gastbeitrag ist eine gekürzte Version des originalen Beitrages auf www.wuerenblicker.ch

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