Bodenheizung in römischem Wirtschaftsgebäude in Münsingen entdeckt
Die römischen Vorfahren im Aaretal mochten es offenbar warm: Bei Rettungsgrabungen in Münsingen wurden gut erhaltene Reste eines Gebäudes mit Unterbodenheizung entdeckt. Das Spannende daran: Bei dem Gebäude handelt es sich nicht um ein Wohnhaus, sondern um ein Wirtschaftsgebäude.

Beheizte Räume im Ökonomieteil eines römischen Gutshofs sind laut Mitteilung des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern selten. Die neusten Funde zeigen, dass der Ökonomieteil in Münsingen eine lange Bau- und Nutzungsgeschichte aufweist.
In unmittelbarer Nähe zu den Mauerfundamenten liefern Pfostengruben Hinweise auf eine ältere Holzbauphase. Zahlreiche Münzen beweisen, dass die Anlage bis in die Spätantike, das heisst bis mindestens ins 4. Jahrhundert, genutzt wurde. Das Fundmaterial umfasst Amphoren, Glas, Keramik und Geschirr aus Speckstein.
Der Wirtschaftsteil gehört zu einem römischen Gutshof, den der Archäologische Dienst seit September 2020 untersucht.
Mit der Lage des neu entdeckten Gebäudes lässt sich die Ausdehnung des römischen Gutshofes nun besser fassen. So erstreckt sich die Anlage mit den Wirtschaftsbauten auf mindestens 220 Metern Länge entlang der heutigen Bahnlinie und hangaufwärts gegen Norden über rund 170 Meter. Das Herrenhaus des Gutshofes dürfte sich im Bereich der heutigen reformierten Kirche befunden haben.
Die aktuellen Rettungsgrabungen stehen im Zusammenhang mit dem Bau einer Entlastungsstrasse im Norden von Münsingen. Im kommenden Sommer sollen die Bauarbeiten beginnen.
Der archäologische Dienst untersucht nur die durch das Bauvorhaben unmittelbar bedrohten Bereiche, die einen Bruchteil der gesamten Gutshof-Anlage ausmachen.