Lädelisterben: Auch Erlinsbach hat zu kämpfen

Läden schliessen ihre Türen, ob aufgrund der Corona-Pandemie oder aus anderen Gründen. Gewerbeflächen stehen leer und bleiben unbenutzt. Wie steht es um das Thema Lädelisterben in Erlinsbach? Und ist es auf dem Land schwieriger, einen guten Mix anzubieten?

Wir haben bei Monika Wilders, TopPharm Apotheke & Drogerie Erlinsbach AG und Vorstand Gewerbeverein Erlinsbach, nachgefragt.

Nau.ch: Monika Wilders, wie sieht es mit dem Thema Lädelisterben in Erlinsbach aus? Was ist Ihre Meinung zu dem Thema?

Monika Wilders: Erst kürzlich gab es eine Schliessung von zwei KMUs – Kreuz Drogerie sowie Bäckerei Leuenberger. Viele erledigten ihren Einkauf auf dem Arbeitsweg oder Heimweg ausserhalb des Wohnortes. Die Mobilität ist ein grosses Problem für das lokale Gewerbe, oft wird gerade spontan irgendwo eingekauft.

Die Kundenbindung, persönliche Bindung zu einem Betrieb ist schwächer geworden. Oft siegt auch die Bequemlichkeit. Oder es siegt der Onlinehandel: bequeme und einfache Lieferung nach Hause.

Der persönliche Kundenkontakt ist nicht mehr notwendig. Das Lädelisterben ist ein verbreitetes Phänomen. Trotz Wehmut muss man anerkennen, dass dies dem Wandel der Zeit geschuldet ist.

Die Konkurrenz der Onlineshops und der grossen Einkaufszentren in der Nähe ist sehr gross. Leider hat dies auch mit der geringen Hemmschwelle zu tun: Für jeden noch so kleinen Einkauf setzt man sich einfach ins Auto.

Dennoch haben wir ein buntes Angebot an kleinen Läden. Wir danken allen treuen Ladenbesitzern in unserem schönen Dorf für ihren Einsatz und das Durchhaltevermögen in schwierigen Zeiten.

Die TopPharm Apotheke & Drogerie hat das Dorf sehr bereichert. Mit dem Grossverteiler Migros, der Clientis Bank und dem Café wurde ein neues Dorfzentrum im Oberdorf gebildet.

Nau.ch: Wie schwierig ist es, auf dem Land einen guten Mix an Läden anzubieten? Wie gut können leerstehende Lokalitäten wieder vermietet werden?

Monika Wilders: Auf dem Land fehlt für ein KMU, je nach Branche, die Laufkundschaft. Diese könnte zu spontanen Käufen führen. Einen guten Mix an Gewerbe ist an einer Bahnhofstrasse eher umzusetzen und fördert das Flanieren der Kunden.

Die Gemeinde sollte bei der Dorfplanung berücksichtigen, dass ein Dorfkern für das gesellschaftliche Leben sehr wichtig ist. Es benötigt Detailhändler verschiedenster Branchen: ein Anziehungspunkt wie ein Volg, Coop, eine Migros, ein Restaurant oder ein Café ist Pflicht.

Entscheidend für eine Vermietung von Geschäftsräumen ist auch der Zugang zum öffentlichen Verkehr oder Gratisparkplätzen. Zudem will sich die Bevölkerung im Dorf treffen. Hier muss die Gemeinde aktiv die Umgebung dafür anbieten.

Die leerstehenden Gebäude sind teils renovationsbedürftig und es sind hohe Investitionskosten notwendig. Dies macht eine Vermietung oder ein Verkauf schwierig. Ein Interessent kann sich auch gerne bei der Gemeinde in Erlinsbach melden, um Auskunft zu leerstehenden Gebäuden zu erhalten.

Nau.ch: Wie können der Gewerbeverein und die Bevölkerung dem Lädelisterben entgegenwirken?

Monika Wilders: Der Gewerbeverein kann die KMU untereinander vernetzten und stärken. Die Bevölkerung kann durch den Gewerbeverein sensibilisiert werden, was das Dorf überhaupt an Gewerbe bieten kann. Die Bevölkerung muss sich dem Lädelisterben selber bewusst werden und auch mal in die Zukunft denken.

Heute sind alle mobil, arbeiten auswärts und sind auf die Läden im eigenen Dorf noch nicht angewiesen. Dieses ändert sich jedoch mit höherem Alter. Doch KMUs benötigen jetzt die Unterstützung und nicht in 20 Jahren. Wenn dieses bewusste Einkaufen im Dorf nicht stattfindet, ist das Lädelisterben nicht aufzuhalten.

Der Gewerbeverein ist bestrebt, seine Mitglieder sowie die Einwohner von Erlinsbach zu motivieren, wieder etwas lokaler zu denken und handeln. Oftmals geht es im Alltag vergessen, dass ein Einkauf im eigenen Dorf nicht nur wirtschaftlich, sondern auch zwischenmenschlich bereichernd ist.

Erlinsbach bietet ein grosses Angebot an Produkten und Dienstleistungen. Der Gewerbeverein möchte dies mit seinen Tätigkeiten den KMUs sowie den Kunden schmackhaft machen.

Nau.ch: Wie sind Sie mit dem Ladenmix in Erlinsbach zufrieden? Was ist gut und was fehlt?

Monika Wilders: In Erlinsbach fehlt mir zum Beispiel eine Papeterie oder ein Metzger mit Frischprodukten. Toll wäre ein Geschäft wie ehemals Lüscher Eisenwaren in Schöftland. Auf drei Stockwerken konnte man für Haushalt, Garten und Heimwerk alles beziehen.

Die Fahrt in die Stadt ist immer mühsam und möchte ich persönlich vermeiden. Die Grossverteiler wie COOP, Migros und Denner sind vorhanden.

Erlinsbach bietet einen grossen Mix an Geschäften. Das hat uns als Apotheke auch bewogen, das Dorf mit einer solchen zu ergänzen.