Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm äussert sich vorsichtig zum internationalen Bankensektor. Die globale Krise ist weiterhin präsent. Der Weg raus ist mühsam.
Bankensektor
Die globale Krise ist noch nicht überstanden. - AFP/Archiv
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Wirtschaftswissenschafterin Veronika Grimm mahnt zur Vorsicht.
  • Leitzins-Erhöhungen zur Inflationsbekämpfung seien notwendig, so Grimm.
  • Der Kampf gegen die Inflation geht weiter.

Veronika Grimm gab bei der «Welt am Sonntag» zu bedenken, dass «man sehr wachsam sein» sollte. Auf der anderen Seite könnte «übertriebener Alarmismus» das Gegenteil bewirken. Das Risiko, dadurch eine grössere Bankenkrise hervorzurufen, sei gut möglich.

Spezielle Einzelfälle im Bankensektor könnten ebenfalls zu einer Bankenkrise führen, dies könne aber niemand zum jetzigen Zeitpunkt sagen. Es wäre sicherlich nicht klug, in dieser besonderen Situation darüber zu diskutieren. Spekulationen sind in diesem Moment nicht hilfreich.

Laut Grimm ist die Bankenbranche heute «besser aufgestellt» als während der globalen Finanzkrise 2008/2009. Aber es gebe «Lücken. Etwa weil man Risiken nicht im Blick hat, die lange nicht aufgetreten sind.»

An Regulierungen im Bankensektor muss nachgebessert werden

So habe es bei Banken Stresstests für Risiken durch niedrige Zinsen gegeben. Jedoch nicht für den Fall einer schnellen Zinserhöhung durch die Zentralbanken. An dieser und anderen Stellen der Regulierung müssten die Aufsichtsbehörden eventuell noch «nachschärfen».

Grimm warnte, die Krise der Banken dürfe nicht dazu führen, dass die Zentralbanken nun keine Zinserhöhungen mehr vornehmen. «Wir sind bei der Inflation noch nicht über den Berg. Weitere Zinsschritte werden nötig sein», sagte die Wirtschaftsweise der «WamS».

Die Zentralbanken müssen mit Bedacht handeln. Lassen sie aus Sorge um die Finanzmarktstabilität zu früh nach, könnte die Inflation länger hoch bleiben. Sie könnte sogar noch mal anziehen.

Unsicherheiten können zu Inflation führen

Allerdings dämpften die Unsicherheiten im Bankensektor auch die Kreditvergabe an die Wirtschaft und darüber indirekt wieder die Inflation. «Die Zentralbanken müssen also sehr genau hinschauen und abwägen», mahnte Grimm. «Die Situation ist extrem herausfordernd.»

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatten am Freitag versichert, es gebe keinen Grund zur Sorge. Geldhäuser wie die Deutsche Bank würden von den Turbulenzen um die Credit Suisse oder die Silicon-Valley-Bank nicht erfasst.

Der Aktienkurs der Deutschen Bank war am Freitag an der Frankfurter Börse zeitweise um mehr als 13 Prozent abgestürzt. Grund war vor allem ein starker Anstieg der Kosten für Kreditausfallversicherungen.

yb

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Christian LindnerCredit SuisseDeutsche BankOlaf ScholzInflation