Weiter hoher Exportüberschuss in die USA
Der hohe Exportüberschuss der Schweiz in die USA ist seit dem 39-Prozent-Zollhammer von Donald Trump für die Schweiz ein heiss diskutiertes Thema.

Auf Quartalsbasis zumindest stimmt nun die Richtung: Der Überschuss ist etwas geschrumpft. Allerdings bleibt der absolute Wert hoch. Der Exportüberschuss in die USA im dritten Quartal 2025 belief sich (bereinigt) auf 8,6 Milliarden Franken, wie den am Dienstag vom BAZG veröffentlichten Daten zum Schweizer Aussenhandel zu entnehmen ist.
Gegenüber dem zweiten Jahresviertel (9,4 Mrd) ist dies ein Rückgang von gut 8 Prozent, gegenüber dem ersten Quartal (15,3 Mrd) sind es sogar 44 Prozent weniger. Insgesamt hat die Schweiz zwischen Juli und September Waren im Gesamtwert von 11,7 Milliarden (-8,2%) in die USA exportiert. Die Importe aus den USA in die Schweiz betrugen derweil 3,1 Milliarden, was einem Minus in ähnlichem Ausmass entspricht.
Auf Monatsbasis dürfte die US-Administration mit der Entwicklung allerdings nicht ganz zufrieden sein. Allein im September sind die Exporte in die USA nämlich wieder um 42,8 Prozent gestiegen, nachdem sie im August noch um über einen Fünftel eingebrochen waren.
Gemäss BAZG ist das hohe Plus bei den Ausfuhren auf die Chemie- und Pharmaindustrie zurückzuführen, deren Ausfuhren mengenmässig zwar deutlich zurückgingen, wertmässig aber massiv zulegten. Obwohl Trump auch hier hohe Zollschranken androhte, sind die Pharmaexporte bisher zumindest nicht mit Zöllen belegt.
Allerdings haftet Monatszahlen etwas Zufälliges an. Die Branche ist nämlich bekannt dafür, dass die Ausfuhren von Monat zu Monat stark schwanken können – wegen dem Abruf einzelner Chargen. Der gesamte Exportüberschuss in die USA stieg entsprechend im September wieder auf 3,3 Milliarden, nachdem er im August auf 2,1 Milliarden eingebrochen war (Juli 2,9 Mrd).
Die noch vor ein paar Wochen vieldiskutierten Goldexporte der Schweiz in die USA dürften derweil kaum mehr ein Problem sein – zumal sich die Befürchtungen, dass auch Goldausfuhren unter das Zollregime fallen könnten, sich mittlerweile als unbegründet erwiesen haben.
Die Goldexporte waren bereits im August mit 240 Millionen Franken wieder auf ein deutlich geringeres Niveau zurückgekommen. Zwar stiegen sie im September wieder auf über 650 Millionen, was allerdings nicht zu vergleichen ist mit den massiven Werten von Anfang Jahr (über 13 Mrd im Januar).
Sparte Chemie-Pharma von negativer Entwicklung geprägt
Was den gesamten Export der Schweiz in alle Länder angeht, zeigt das dritte Quartal erneut ein Minus. Die Exporte sanken nominal und saisonbereinigt um 3,9 Prozent auf 66,5 Milliarden Franken. Dies entspricht dem zweiten Quartalsrückgang in Folge. Bei Importen von 56,3 Milliarden (-0,6%) ergibt dies einen Handelsbilanzüberschuss von 10,2 Milliarden Franken.
Im Wesentlichen hat auch in der Gesamtrechnung die Sparte Chemie-Pharma die negative Entwicklung des Aussenhandels geprägt. Die Ausfuhren in der grössten Exportsparte gingen um 7,2 Prozent auf 35,8 Milliarden Franken zurück. Stark rückläufig waren auch die Ausfuhren bei Uhren (-3,7%), die damit laut den BAZG-Zahlen auf den tiefsten Stand seit dem zweiten Quartal 2022 zurückgefallen sind.
Auf Monatsbasis geht die Entwicklung allerdings in die andere Richtung. Nach einem sehr schwachen August gab es im September eine Erholung auf relativ breiter Basis. Insgesamt stiegen die Exporte im September um 3,4 Prozent auf 22,8 Milliarden Franken.
Die Interpretation der Zahlen ist entsprechend nicht ganz einfach. «Einzelne Monatsbewegungen sollten nicht überinterpretiert werden», meinte denn auch Bantleon-Chefökonom Daniel Hartmann gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Der August scheine beim Export einfach ein Ausrutscher nach unten gewesen zu sein.
Auf die Frage, wie die US-Regierung die jüngste Entwicklung wohl einschätzen werde, meinte er: Trump und seine Regierung dürften die einzelnen Monate im Schweizer Aussenhandel kaum im Detail analysieren. Hierzu dürfte es frühestens im nächsten Jahr zu einer Neubewertung kommen.
Etwas optimistischer ist Julius-Bär-Ökonomin Susan Joho: Aus Sicht von Donald Trump dürfte die Tendenz des abnehmenden Handelsbilanzüberschusses mit den USA in den letzten Quartalen in die richtige Richtung gehen, glaubt er.
Man müsse hier aber auch berücksichtigen, dass der Handelsbilanzüberschuss am Anfang dieses Jahr vor allem aufgrund von Vorzieheffekten im Hinblick auf die erwarteten Zollerhöhungen der USA so stark angestiegen sei. Der Handelsbilanzüberschuss im dritten Quartal 2025 entspreche nun wieder dem Niveau vom ersten Quartal 2024.