US-Zölle hinterlassen tiefe Spuren bei Konjunkturaussichten

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Zürich,

Finanzanalysten und Ökonomen schätzen die Konjunkturaussichten in der Schweiz deutlich pessimistischer ein als noch vor einem Monat.

US-Zölle
Finanzanalysten und Ökonomen sind der Meinung, dass sich die Aussichten für die Konjunkturlage in der Schweiz kürzlich erheblich verschlechtert haben. (Archivbild) - dpa

Nach Meinung von Finanzanalysten und Ökonomen haben sich die Aussichten für die Konjunkturlage in der Schweiz zuletzt massiv eingetrübt. Sie bewerten die Aussichten für die hiesige Wirtschaft deutlich schlechter als noch vor Monatsfrist.

Der von der Grossbank UBS ermittelte CFA-Indikator ist im April im Vergleich zum Vormonat um 40,9 Punkte auf -11,6 Zähler gefallen. Der Index, der die Erwartungen der Experten zu Konjunkturerwartungen in den kommenden sechs Monaten zusammenfasst, ist damit auf den niedrigsten Wert seit zweieinhalb Jahren gestürzt.

Der CFA-Indikator lag letztmals im November 2022 mehr als 50 Punkte im Minus. Seit dessen Einführung gab es nur zu vier Gelegenheiten einen noch stärkeren Rückgang: während der Finanzkrise 2008, nach der Aufhebung des Franken-Mindestkurses im Jahr 2015 und zweimal während der Covid-Pandemie.

Der Indikator spiegelt die Konjunktursorgen wider, die von den handelspolitischen Verwerfungen der letzten Wochen angefacht wurden, resümiert die UBS am Mittwoch in einem Communiqué. Aktuell erwarten nur noch 20 respektive 34 Prozent der Umfrageteilnehmer ein Wirtschaftswachstum von mehr als 1,5 Prozent in der Schweiz in 2025 und 2026.

Analysten erwarten Konjunkturabkühlung in Eurozone und USA

Der Wind habe auch in der Eurozone gedreht: Knapp 60 Prozent der Analysten rechne mit einer Abkühlung der Konjunktur in den nächsten sechs Monaten. Ein noch deutlicheres Bild zeichne die Umfrage für die USA, für die neun von zehn Analysten eine Abschwächung der Wirtschaft erwarten.

In den USA schienen auch die Inflationsrisiken am höchsten zu sein; mehr als vier von fünf Analysten würden in den nächsten sechs Monaten eine Beschleunigung der US-Inflation erwarten. Laut der Umfrage dürften die Zölle in den USA also zu einem Anstieg der Teuerung führen, erklärt die UBS.

Für Europa hingegen rechnen die befragten Experten damit, dass die Einführung von Zöllen durch die USA einen disinflationären Effekt haben wird. Sprich, dass der Preisauftrieb gedämpft wird. Die Inflationserwartungen für die Schweiz etwa seien weiter gesunken und lägen nun am unteren Ende des SNB-Zielbands von 0 bis 2 Prozent.

Experten halten Franken trotz Aufwertung für angemessen bewertet

Den Schweizer Franken halten die Experten trotz der jüngsten Aufwertung nicht für stark überbewertet. Im Gegenteil: Für jeweils gut die Hälfte der Umfrageteilnehmer ist der Franken gegenüber dem Euro wie auch dem US-Dollar angemessen bewertet oder sogar unterbewertet.

Ausserdem wollte die UBS von den Finanzexperten wissen, wie die SNB ihrer Ansicht nach auf die Frankenaufwertung reagieren sollte. «Gar nicht», meinten 30 Prozent. Eine Zinssenkung auf 0 Prozent halte gut ein Viertel der Analysten für angemessen, während Negativzinsen ohne Devisenmarktinterventionen lediglich von 8 Prozent der Teilnehmenden unterstützt werde.

Ein Ratschlag bildet aber nicht immer das ab, was man auch erwartet: Abgelesen an den kurzfristigen Zinserwartungen erwarten 44 Prozent der Analysten eine Zinssenkung der SNB und sehen den Referenzzins Saron in 12 Monaten bei 0 Prozent. Knapp ein Viertel rechne gar mit Negativzinsen in den nächsten zwölf Monaten.

In diesem Kontext sprachen sich 40 Prozent der Analysten für Devisenmarktinterventionen der SNB aus, so die UBS weiter. Davon erachteten 14 Prozent eine Kombination aus Devisenmarktinterventionen und Negativzinsen als angebracht.

Kommentare

Weiterlesen

zinsanhebung
7 Interaktionen
Zollpolitik

MEHR AUS STADT ZüRICH

2 Interaktionen
Zürich
SRF
14 Interaktionen
Mini-Blackout im TV
vincenz
Zürich
Recycling
104 Interaktionen
«Wie Wand»