Nach den Pleiten von Air Berlin und Thomas Cook und den lange ausstehenden Rückzahlungen wegen ausgefallener Flüge hat das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in die Reisebranche deutlich gelitten.
Strand in Tulum in Mexiko.
Strand in Tulum in Mexiko. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nur eine Minderheit findet Regelung der kompletten Vorkasse in Ordnung .

In einer AFP am Donnerstag vorliegenden Umfrage für den Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) sagten vier von zehn Befragten (41 Prozent), ihr Vertrauen in die Pauschalreisebranche sei beeinträchtigt; bei Fluggesellschaften sagten dies sogar 45 Prozent.

Tatsächlich mussten im vergangenen Jahr hunderttausende Kunden nach dem Ausfall ihrer gebuchten Reisen monatelang auf die Erstattung ihrer Vorauszahlungen warten, wie der vzbv am Donnerstag erklärte. Im Dezember 2020 hatten laut Umfrage immer noch 24 Prozent der betroffenen Verbraucher keine Rückerstattung ihrer stornierten Flüge bekommen. 24 Prozent mussten ein bis vier Monate warten, 14 Prozent noch länger. Nur neun Prozent der betroffenen Kundinnen und Kunden erhielten eine gesetzeskonforme Erstattung binnen sieben Tagen.

Mit der derzeitigen Regelung, bei Buchung einer Reise komplett in Vorkasse zu gehen, sind denn auch nur zwölf Prozent der Befragten einverstanden. 36 Prozent halten laut Umfrage eine Anzahlung von 25 Prozent bei Buchung für fair, 30 Prozent finden eine Anzahlung von 50 Prozent gerechtfertigt. 16 Prozent der Befragten wollen den Ticketpreis erst kurz vor Reiseantritt zahlen, wie die Umfrage ergab.

Die Mehrheit befürworte also eine Veränderung der gegenwärtigen Vorkassepraxis, sagte vzbv-Vorstand Klaus Müller AFP. «Die Politik sollte schnell handeln.» Die Verbraucherschützer fordern ein Ende der extensiven Vorkassepraxis; dies müsse die nächste Bundesregierung umsetzen.

Das würde durchaus auch der Tourismusbranche zugutekommen, erklärte der vzbv: Nach einem Jahr voller Einschränkungen sei die Reiselust bei vielen Verbrauchern gross. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Pandemie und schlechte Erfahrungen mit den Anbietern liessen viele aber bei der Urlaubsplanung zögern.

Laut einem bereits am Dienstag veröffentlichten, vom vzbv beauftragten Gutachten der Hochschule Luzern würde die Umstellung vom Vorkasse-Modell auf kurzfristige Zahlungen nur zu moderaten Preisanstiegen führen. Pauschalreisen würden demnach maximal 1,1 Prozent teurer, Flugreisen um maximal 3,3 Prozent.

Für die Umfrage liess der Verband von Ende November bis Anfang Dezember 1500 repräsentativ ausgesuchte Menschen in Deutschland über 18 Jahren befragen.

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