Im Kryptobereich war das Jahr 2021 nicht nur von extremen Preisbewegungen sondern auch von wichtigen Ereignissen geprägt. Sowohl das Verbot Chinas für das Bitcoin-Mining, als auch die Einführung des Bitcoin als Zahlungsmittel in El Salvador dürften Konsequenzen auch für das laufende und die kommenden Jahre haben.
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Celsius: Die Krypto-Firma ist pleite. (Symbolbild) - Keystone
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Dies schreibt der Krypto-Dienstleister Bitcoin Suisse in seinem «Crypto Outlook 2022». Der Exodus der Bitcoin-Miner aus China habe klare geopolitische Implikationen, wie Bitcoin Suisse-Forschungschef Markus Dapp am Freitag bei der Präsentation des neuen Berichts betonte. Nachdem sich China selbst aus dem Spiel genommen hat, stellen die USA nun mittlerweile über ein Drittel der Rechenleistung zur Validierung der Bitcoin-Transaktionen.

Stark zugelegt haben die Mining-Aktivitäten auch in Kasachstan, Russland oder Kanada. Eine noch breitere Diversifikation sei allerdings sicherlich wünschbar, räumte Dapp ein.

Ebenfalls von geopolitischer Bedeutung dürfte die Adoption des Bitcoin durch einen ersten Staat gewesen sein. Das zentralamerikanische El Salvador habe sich mit diesem Schritt gegen die expliziten Empfehlungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank gestellt, erinnert Bitcoin Suisse. Es werde sich nun zeigen, ob sich im laufenden Jahr weitere Länder anschliessen würden.

Der Schritt von El Salvador habe zudem auch die auf dem Bitcoin-Netzwerk aufbauende Lightning-Technologie ins Rampenlicht gerückt, die schnelle und billige Bitcoin-Transaktionen erlaubt. Die Bewohner El Salvadors, von denen 70 Prozent keine Bankverbindung hätten, hätten nun einen sicheren und billigen Weg, überlebenswichtige Auslandsüberweisungen zu erhalten. Dapp erinnerte auch daran, dass sich in El Salvador Verbrecher direkt darauf spezialisiert hätten, Menschen beim Verlassen von Geldtransferbüros wie «Western Union» auszurauben.

Generell wird für den Kryptoexperten in der Diskussion um den ESG-Impact der positive gesellschaftliche Beitrag von Bitcoin unterschätzt. Für Länder mit funktionierenden Bankensystemen wie die Schweiz oder Westeuropa dürfte dies wohl eine geringere Rolle spielen, räumte Dapp ein. Die tiefe Eintrittsschwelle zum Bitcoin-System könnte aber für die 1,7 Milliarden Menschen weltweit ohne Bankverbindung das Leben verändern.

Die Bitcoin Suisse-Ökonomen relativieren auch die Vorwürfe der hohen Umweltschädlichkeit von Kryptowährungen. Als wenig sinnvoll erachten sie die oft gezogenen Vergleiche des Bitcoin-Energieverbrauchs mit demjenigen eines Landes wie etwa Argentinien. Gemäss Schätzungen verbrauche Bitcoin mit 188 TWh jährlich etwa 0,12 Prozent der globalen Energieproduktion - das sei beispielsweise weniger als die Goldproduktion (571 TWh), als Computerspiele (214 TWh) oder als die jährliche Weihnachtsbeleuchtung (201 TWh).

Ein wichtiges Jahr liegt derweil vor der zweitwichtigsten Kryptowährung Ethereum, deren «Smart Contract»-Blockchain im vergangenen Jahr eine Explosion der Anwendungen in Bereichen wie DeFi (Decentralized Finance) und NFT (Non Fungible Tokens) erlebt hat. Gleichzeitig stehe das Ethereum-Ökosystem in einem starken Wettbewerb mit schnell gewachsenen und äusserst «agilen» Konkurrenten wie etwa Solana, Cardano oder Polkadot.

Ethereum steht nun im laufenden Jahr vor dem nächsten technischen Schritt zum deutlich komplexeren «Ethereum 2.0», der unter anderem den Wechsel auf das deutlich weniger energieintensive «Proof of Stake»-Verfahren beinhaltet. Das komplexe Unterfangen gleiche einer «Operation am offenen Herzen», meinte Dapp - die Chancen auf das Gelingen stünden etwa 50 zu 50. Derweil schlafe die Ethereum-Konkurrenz nicht: «Kommt es zu Verzögerungen, dann wird die Konkurrenz weiter zulegen.»

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