Würden Gesundheits- und Umweltkosten in den Benzinpreis einberechnet, wäre der Sprit doppelt so teuer. Doch so weit wird es nicht kommen. Eine Analyse.
Benzin
Die Höhe des Benzinpreises hängt nicht nur vom Ölpreis ab. Foto: Karl-Josef Hildenbrand - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Externe Kosten einberechnet, wäre der Benzinpreis doppelt so teuer.
  • Mit dem neuen CO2-Gesetz dürfte der Liter Benzin höchstens 12 Rappen teurer werden.

Eine deutsche Supermarktkette zeigt neu zwei Preise unter den Produkten an: den effektiven und jenen, welche der Kunde zahlen müsste, wenn alle Umweltkosten gedeckt würden, welche bei der Herstellung anfallen. Die Unterschiede sind happig.

Diese sogenannten externen Kosten fallen auch anderswo an. Für rote Köpfe sorgen sie immer wieder beim Benzinpreis.

Dieser besteht schon heute zur Hälfte aus Abgaben an den Staat. Damit werden zwar Teile der Infrastrukturkosten gedeckt, nicht aber die externen Kosten.

Verkehr
Die externen Kosten des privaten Strassenverkehrs liegen bei rund 9,5 Milliarden Franken. - Bundesamt für Raumentwicklung

Das sind im Fall des Autofahrens etwa Ausgaben für Spitalaufenthalte wegen Verkehrsunfällen oder Behandlungen von Krankheiten, welche durch Luftverschmutzung entstanden sind. Dazu gehören auch Umweltkosten, welche als Folgen des Klimawandels entstehen. Beispielsweise Schäden wegen Extremwetterereignissen.

Rund 10 Milliarden Kosten

Es geht um viel Geld. Das Bundesamt für Raumentwicklung ARE schätzt die externen Kosten, welche vom privaten Strassenverkehr verursacht werden, auf jährlich 9,5 Milliarden Franken. Würden diese Kosten auf die Verursacher, also die Autofahrer, abgewälzt, wäre der Benzinpreis viel teuer.

Wie viel? Eine fundierte Schätzung lieferte 2019 die Schweizer Akademie der Wissenschaften. Diese hält fest, dass externe Kosten zwar nicht genau bezifferbar seien, spricht aber von einem Zuschlag auf den Liter Benzin oder Diesel von «etwa 1.50 Franken».

Abgas
Abgase verursachen gesundheitliche Probleme und Dreck. - Keystone

Vergangenen Monat kostete der Liter Bleifrei 95 im Schnitt 1.39 Franken, der Diesel 1.50 Franken. Die Treibstoffkosten würde sich folglich verdoppeln, wenn die externen Kosten nach dem Verursacherprinzip verrechnet würden.

Keine grossen Sprünge zu erwarten

Politisch ist dieser Aufschlag allerdings chancenlos. Selbst die Grünen hüten sich vor so radikalen Vorschlägen.

Stattdessen setzt man in Bundesbern auf Kompromisse. Im Rahmen des neuen CO2-Gesetzes soll der Sprit bis 12 Rappen teurer werden. Damit soll ein Teil der CO2-Emissionen des Autoverkehrs kompensiert werden.

CO2-Gesetz Bundeshaus Klimastreik
Klimaaktivisten demonstrierten für ein griffiges CO2-Gesetz im Bundeshaus. - zvg

Gegen dieses Vorhaben gibt es Widerstand. Die SVP droht bereits mit dem Referendum. Und die Chancen sind intakt, denn das Schweizer Stimmvolk gibt sich an der Urne gerne autofreundlich. Die Preiserhöhung der Autobahn-Vignette von 40 auf 100 Franken wurde mit 60 Prozent der Stimmen klar abgelehnt.

Zu einer Verhaltensänderung würde der Mini-Aufschlag, welcher das CO2-Gesetz vorsieht, nicht führen. Ganz anders, wenn die externen Kosten in den Benzinpreis eingerechnet würden.

Wie Wirtschaftspsychologe Christian Fichter jüngst gegenüber Nau.ch erklärte, würde erst ein zwei- bis dreimal so hoher Benzinpreis zu einer Verhaltensänderung führen. «Dann fehlt das Geld nämlich anderswo, beispielsweise für Konsumgüter, Freizeitaktivitäten oder fürs Sparen.»

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