Rund drei Stunden lang funktionierte gestern das Mobilfunknetz der Swisscom nicht. Es ist nicht die erste grosse Panne in diesem Jahr.
Swisscom Panne
Die Swisscom ist mit einer Pannenserie konfrontiert. - sda - KEYSTONE/MELANIE DUCHENE
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Das Wichtigste in Kürze

  • Swisscom kämpfte gestern mit einer grossflächigen Störung.
  • Ende Juni muss die Konzernspitze in Bundesbern antraben.

Gestern kämpfte die Swisscom in Teilen des Mittellandes und der Ostschweiz mit einer massiven Störung. Es war bereits die vierte Panne dieses Jahr.

Gespräche über Mobilnetz für Geschäfts- und Privatkunden waren nicht möglich. Auch Anrufe vom Mobile- und Festnetz auf Business- (08xx) und «Corporate»-Nummern (058) waren teilweise nicht möglich. Drei Stunden dauerte es, bis die Dienste wieder sauber funktionierten.

Mittlerweile ist auch die Ursache bekannt. Die Swisscom spricht von einem «unerwarteten Softwareverhalten von Netzwerkgeräten». Dies hat zu einer Überlast geführt.

Wegen Pannen zu Jahresbeginn hätte die Swisscom-Führung bereits im April vor der Fernmeldekommission des Nationalrats antraben sollen. Doch die Corona-Krise änderte alles.

Swisscom CEO Urs Schaeppi
Urs Schaeppi ist Chef der Swisscom. Er erwartet nach der Fusion von UPC und Sunrise einen harten Wettbewerb auf dem Markt. - Keystone

Jetzt werden Urs Schaeppi und Co. Ende Juni vorsprechen müssen. «Wir erwarten, dass die Swisscom da auch Red und Antwort steht und Transparenz schafft über die Ursachen dieser Pannenserie», sagte Kommissionsvize Jon Pult (SP) gegenüber «SRF».

Hat die Swisscom strukturelle Probleme?

Er fragt sich, ob innerhalb der Swisscom strukturelle Probleme bestünden. «Muss man etwas ändern, damit wird ein stabileres, sicheres Netz haben?»

Sein Ratskollege Christian Wasserfallen hat bereits einen Vorschlag. Gegenüber Nau.ch sagt er: «Es braucht mehr Kapazitäten und eine doppelte Absicherung. Die neue 5G-Technologie muss deshalb so schnell wie möglich breit eingeführt werden.»

christian wasserfallen
FDP-Vizepräsident und Nationalrat Christian Wasserfallen spricht im Nationalratssaal. - Keystone

Auch der FDP-Nationalrat hält eine Analyse der Situation für nötig. Doch: «Es ist sehr auffällig, dass Swisscom als staatsnahes Unternehmen wesentlich mehr von den Pannen betroffen ist.» Wasserfallen fragt sich, ob die Swisscom zu vielen Interessen dienen muss.

Swisscom hat das grösste Netz

Störungen im Telecom-Bereich sind nicht aussergewöhnlich. Auffällig ist allerdings, dass der blaue Riese zuletzt so oft betroffen ist.

«Ich kann mir gut vorstellen, dass dies damit zusammen hängen könnte, dass die Swisscom auch das grösste Netz der Schweiz betreibt», sagt Telekom-Experte Oliver Zadori von Dschungelkompass. Dazu komme, dass die Swisscom eine Vielzahl an verschiedenen Technologien gleichzeitig im Einsatz habe.

In den letzten Jahren ist der blaue Riese geschrumpft. Beschäftigte das Unternehmen 2014 noch 18'727 Mitarbeiter, waren es Ende 2019 nur noch 16'628. Fehlt es also an Personal, um den Betrieb am Laufen zu halten?

Zadori kann dies nicht beurteilen. «Bei früheren Ausfällen wurden auch Software-Fehler von Zulieferfirmen für die Ausfälle verantwortlich gemacht.»

Swisscom-Sprecherin Sabrina Hubacher winkt ab und sagt, dass der Stellenbestand «angemessen» sei. Sie ergänzt: «In der Schweiz investieren wir jährlich etwa 1,6 Milliarden Franken in die Infrastruktur. Davon fliessen etwas mehr als 500 Millionen Franken in die Wartung und in den Unterhalt.»

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