Die Stromgewinnung aus Kohle wächst weltweit immer langsamer.
Kohlekraftwerk im französischen Cordemais
Kohlekraftwerk im französischen Cordemais - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Greenpeace mahnt dennoch mehr Tempo an.

Wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Umweltschutzorganisation Greenpeace hervorgeht, schrumpfte vergangenes Jahr die Zahl der neu begonnenen Kraftwerksbaustellen und viele alte Kraftwerke gingen vom Netz. Vor allem die USA verabschieden sich demnach trotz gegensätzlicher Bemühungen von Präsident Donald Trump zunehmend von der Kohle.

Laut der Studie gingen vergangenes Jahr weltweit Kraftwerke mit einer Kapazität von 50,2 Gigawatt (GW) ans Netz. Das waren 20 Prozent weniger als im Vorjahr. Vorreiter war wie in den Vorjahren China mit 34,5 GW gefolgt von Indien mit 7,7 GW.

Fast 31 GW wurden hingegen abgeschaltet - sieben Prozent mehr als 2017. Dabei führten die USA mit 17,6 GW vor Indien und China mit insgesamt neun GW. In der Europäischen Union wurden 3,7 GW stillgelegt, wobei allein Grossbritannien 2,8 GW abschaltete. Wie der Bericht feststellt, haben sich mehr als die Hälfte der EU-Mitgliedstaaten zu einem Kohle-Aus bis 2030 bekannt.

In Deutschland verständigte sich die Kohlekommission auf einen Ausstieg bis 2038. Er ist von der Bundesregierung allerdings noch nicht beschlossen. Greenpeace-Energieexperte Niklas Schinerl forderte: «Statt den Kohleausstieg in Deutschland möglichst lange hinauszuzögern, muss die Bundesregierung ihn soweit beschleunigen, dass die Pariser Klimaziele eingehalten werden.»

In Deutschland waren vergangenes Jahr laut der Studie Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 47 GW in Betrieb. Weltweit waren es rund 2000 GW, mehr als die Hälfte davon in Indien und China. Kohle ist die grösste Quelle für klimaschädliches CO2. Um das Ziel einer Erderwärmung von unter zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu erreichen, müssten die Staaten laut Berechnungen des Weltklimarats der Vereinten Nationen bis 2030 mindestens die Hälfte und bis 2050 fast alle Kohlekraftweke abschalten.

«Die Wissenschaft ist eindeutig: Wir müssen so schnell wie möglich raus aus der Kohle, wenn wir eine Chance haben wollen, die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern», erklärte Schinerl. «Die Politik muss diesen Umstieg beschleunigen, denn bislang verläuft er viel zu langsam.»

Statt die Kohlekraft zu reduzieren, bauen die Energiekonzerne sie derzeit sogar noch weiter aus. Insgesamt wuchs die globale Kohle-Kapazität vergangenes Jahr noch um rund 19 Gigawatt (GW) - so wenig wie seit Beginn des Jahrtausends nicht. Die Zuwachsrate ist damit das dritte Jahr in Folge geschrumpft, seit 2015 um 72 Prozent. Die Kapazität geplanter Kraftwerke ist seit 2015 um 69 Prozent auf 339 GW gefallen.

Allerdings hat die Kapazität der sich im Bau befindlichen Kraftwerke vergangenes Jahr um zwölf Prozent auf 236 GW zugenommen. Grund dafür ist vor allem China, das laut dem Bericht «stillschweigend» den Bau von 50 GW zuvor ausgesetzter Kraftwerke wieder aufgenommen hat. Das habe die Auswertung von Satellitenbildern ergeben.

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