Das Ziel der Ampel-Parteien, im Kampf gegen die Wohnungsnot pro Jahr 400.000 neue Wohnungen zu bauen, ist nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zu ehrgeizig.
Wohngebäude in Berlin
Wohngebäude in Berlin - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Verteilung entscheidend: Bedarf in Grossstädten gross - auf dem Land nicht.

308.000 neue Wohnungen jährlich seien ausreichend, um den Bedarf zu decken, heisst es in einer am Freitag veröffentlichten IW-Studie. In den Ballungsräumen sei der Bedarf zwar gross - auf dem Land aber «überschaubar». Dort drohe Leerstand.

Im Jahr 2020 wurden rund 306.000 Wohnungen neu gebaut. Allerdings entstehe viel Wohnraum in Regionen, die künftig stagnieren oder sogar schrumpfen werden, heisst es in der IW-Studie im Auftrag der Deutschen Reihenhaus AG. In 209 der insgesamt 401 deutschen Kreise werde die Bevölkerung in den kommenden Jahren schrumpfen. Jeder zweite Kreis (202) baue derzeit mehr Wohnungen als notwendig.

«In vielen ländlichen Regionen drohen in den nächsten Jahren massiver Leerstand und Verfall», erklärte IW-Immobilienökonom Ralph Henger. Das betreffe vor allem Regionen in Sachsen-Anhalt und im Saarland.

In die Grossstädte dagegen werden nach Einschätzung der IW-Wissenschaftler auch in den nächsten Jahren weiterhin viele Menschen ziehen. Deshalb müssten allein in den sieben grössten deutschen Städten bis 2025 pro Jahr rund 58.100 Wohnungen gebaut werden, so ihre Rechnung. In Berlin etwa seien 20.200 neue Wohnungen pro Jahr nötig, in Hamburg 10.500, in München 7800, in Köln 5700. In den Städten selbst und in deren Umland «muss deutlich mehr als bisher gebaut werden», erklärte Henger.

Laut Studie ist in Köln die Differenz zwischen Bedarf und fertig gestellten Neubauten bundesweit derzeit am grössten - die Domstadt habe den Bedarf zuletzt nur zu 40 Prozent gedeckt. Am erfolgreichsten sei Hamburg gewesen, hier erreiche die Bedarfsdeckung 93 Prozent. In Düsseldorf und Frankfurt am Main lagen die Werte bei 80 und 81 Prozent.

Die Studie empfiehlt, in den kommenden Jahren den Einzugsbereich der Grossstädte zu erweitern und mehr in die angrenzende Infrastruktur zu investieren, um das Pendeln zum Arbeitsplatz zu erleichtern. Auf dem Land dagegen müsse es das Ziel sein, mehr zu sanieren und zu erhalten und dafür «deutlich weniger» neu zu bauen.

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