Die Schweizerische Nationalbank hat schnell auf die Coronakrise reagiert. Die Zinsen werden vorerst nicht angetastet. Laut Währungshütern soll das auch so sein.
Schweizerische Nationalbank
Der Schriftzug der SNB. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die SNB und der Bund reagierten schnell und gut auf die Coronakrise.
  • Handlungszwang mit Hinblick auf die Zinsen sehen SNB und Währungshüter keinen.
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Langweilig ist «in» – zumindest bei der Schweizerischen Nationalbank. Wenn die Währungshüter an diesem Donnerstag ihre aktuelle Lagebeurteilung veröffentlichen, dürften sie ihren aktuellen Kurs bestätigen.

«Vielleicht ist die SNB derzeit die langweiligste Notenbank der Welt. Aber das hat in diesen Tagen nichts Schlechtes zu bedeuten», meint etwa Thomas Gitzel von der VP Bank.

Die SNB habe keinen Handlungszwang und werde deshalb ihre Geldpolitik unverändert lassen.

Sichtguthaben wird wohl bei -0,75 Prozent belassen

Die Nationalbank muss auch nicht handeln. Dies, weil Fed und EZB mit ihren Entscheiden in den Vorwochen nicht zu einem Erstarken des Franken geführt haben.

So dürften die Währungshüter den SNB-Leitzins sowie den Zins auf Sichtguthaben bei -0,75 Prozent belassen. Gleichzeitig dürften sie betonen, dass sie auch weiterhin zu Interventionen am Devisenmarkt bereit seien, um den Franken zu schwächen.

Eine Medienkonferenz findet dieses Mal nicht statt.

Hohe konjunkturelle Krisen

Chefökonom Gizel von der VP Bank ist sich sicher: Das Communiqué dürfte vor allem die starke wirtschaftliche Erholung nach dem Einbruch betonen. «Es dürfte aber auch heissen, dass die konjunkturellen Risiken hoch sind.»

Bei der UBS glaubt der Ökonom Alessandro Bee: Die Schweizerische Nationalbank werde mit Blick auf die hiesige Wirtschaft etwas optimistischer sein als noch im Juni. Seinerzeit war sie von einer Kontraktion von 6 Prozent ausgegangen. Mittlerweile dürfte sie «nur» mit einer Rezession von 4 bis 5 Prozent rechnen.

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Die Schweizerische Nationalbank SNB in Bern. - Keystone

Mit dieser Erwartung ist Bee nicht alleine. Auch andere Beobachter attestieren der Schweizer Wirtschaft eine solide Erholung vom Corona-Einbruch. Dies liege einerseits am sehr diversen Charakter der hiesigen Wirtschaft, meint etwa Mirabaud-Chefökonom Gero Jung.

Schweizerische Nationalbank und Bundesrat handelten schnell

Gleichzeitig habe der Bundesrat zusammen mit der SNB sehr schnell auf die Corona-Krise reagiert. Er habe umfangreiche fiskalische Schritte unternommen, die eine so schnelle Erholung unterstützt hätten.

Unklar ist derweil, wie die Schweizerische Nationalbank den Strategiewechsel der US-Notenbank Fed beurteilt und ob sie diesen kommentieren wird. Zur Erinnerung: Künftig orientiert sich das Inflationsziel des Fed an Durchschnittswerten. Dies, nachdem es zuvor ein Punktziel war, das es möglichst exakt zu erreichen galt.

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Das Gebäude der US-amerikanischen Notenbank Federal Reserve System in Washington. - dpa

SNB muss noch länger bei Negativzinsen bleiben

Die neuen Vorgaben ermöglichen es den Hütern des US-Dollars, die Zinsen noch länger sehr tief zu halten. Vor einer Woche packte das Fed gleich die erste Gelegenheit am Schopf: Nullzins bis ins Jahr 2023, heisst die jüngste Ansage.

Vor diesem Hintergrund erwarten Ökonomen wie Karsten Junius von der Bank Sarasin denn auch: «Die Schweizerische Nationalbank muss nun noch länger bei ihren negativen Zinsen bleiben. Dies, da sie mit zunehmendem Wechselkursdruck rechnen müsste, wenn sie vor Fed und EZB ihren Leitzins erhöht.»

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