Schweizer Börse

Schweizer Börse macht sich hübsch für weitere Hochzeiten

Keystone-SDA
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Zürich,

Der Übernahmehunger der Schweizer Börse ist längst nicht gestillt. Inmitten der noch laufenden Integration der spanischen Börse schaut sich der Finanzinfrastrukturdienstleister SIX intensiv nach weiteren Übernahmezielen um.

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SIX verliert zwei Top-Manager. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

«Wir sind offen für Akquisitionen und halten aktiv Ausschau nach möglichen Opportunitäten in all unseren Geschäftsbereichen», sagte Finanzchef Daniel Schmucki im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP.

Daran ändere auch die noch recht frische milliardenschwere Übernahme der Börse in Madrid (BME) nichts: «Sie mögen sich ja erinnern, dass wir kurz nach der BME-Akquisition auch für die Borsa Italiana in Mailand mitgeboten haben.»

Im Herbst 2020 machte die SIX ein Kaufangebot für die italienische Börse. Die damalige Eigentümerin, die London Stock Exchange (LSE), musste diese aus kartellrechtlichen Gründen verkaufen. Letztendlich kam die SIX nicht zum Handkuss, und die Mehrländerbörse Euronext setzte sich im Bieterkampf durch. Die italienische Börse wurde bei der Transaktion mit 4,3 Milliarden Euro bewertet.

Kurz zuvor – im Juni 2020 – hatte die SIX die spanische Bolsas y Mercados Españoles (BME) für rund 2,6 Milliarden Euro übernommen. Damit stieg die SIX zur drittgrössten Börse in Europa auf gemessen an der Marktkapitalisierung der gehandelten Aktien – nach der Euronext (Rang 1) und der LSE (Rang 2). 2022 machte die SIX-Gruppe insgesamt einen Umsatz von knapp 1,5 Milliarden Franken.

Die Integration der spanischen Börse verlaufe nach Plan, sagte Schmucki im Gespräch. Die Integration sei eine langwierige Aufgabe. «2023 sind wir jetzt dran, zusätzliche Ertragsströme zu erschliessen.» Wie hoch die Synergieeffekte bisher konkret waren und weiterhin noch sein könnten, wollte er nicht sagen. Es werde aber in den kommenden Jahren zu weiteren Synergien kommen.

Im November 2021 hatte SIX-Verwaltungsratspräsident Thomas Wellauer zu AWP gesagt, dass die Gruppe aufgrund der BME-Akquisition in den nächsten zwei bis drei Jahren eine merkliche Margensteigerung erwarte. Erste Effekte habe die Gruppe bereits 2021 gespürt. Aber das werde sich weiter beschleunigen, sagte der Präsident damals.

Das Börsengeschäft ist ein klassisches Plattform-Geschäft mit hohen Fixkosten. Um wettbewerbsfähig zu sein, müssen die Betreiber auf steigende Volumen setzen und damit auf Skaleneffekte.

Fusionen und Übernahmen bleiben innerhalb der Branche daher von zentraler Bedeutung, auch wenn es etwa in Europa nicht mehr viel zu holen gibt. Dort ist die Konsolidierung bereits weit fortgeschritten.

Um bei einer plötzlichen Kaufmöglichkeit – wie auch damals bei der italienischen Börse – allzeit parat zu sein, hat die SIX jetzt ihre Rechtsstruktur angepasst. Neu wurde die SIX Exchange Group AG gegründet, in welcher per Anfang 2023 die drei Geschäftseinheiten «Exchanges» (Börsen), «Securities Services» (Abwicklung, Nachhandel) und «Financial Information» (Finanzdaten) zusammengeführt wurden, wie die Börsenbetreiberin am Donnerstag mitteilte.

Die drei im Börsengeschäft tätigen Sparten erhielten damit mehr Flexibilität, hatte die SIX den geplanten Schritt bereits bei der Ankündigung vor einem Jahr begründet. Diese könnten so auch international ein starkes Profil aufbauen.

Nicht Teil des traditionellen Börsengeschäfts sind die Bankdienstleistungen, die in «SIX Banking Services» verbleiben. Das sind all jene Dienstleistungen, welche die Finanzinstitute gut auslagern könnten. Die SIX würde gerne immer mehr solcher Backoffice-Aufgaben für den Schweizer Bankenplatz übernehmen.

Aber auch Dienstleistungen für den hiesigen Zahlungsverkehr (Bankomaten, Twint, etc.) und Produkte wie die digitale Rechnung «E-Bill» oder Dienstleistungen im Bereich Cybersicherheit, Compliance oder «Open Finance» fallen in den Geschäftsbereich. Die Neuausrichtung habe keine Auswirkungen auf das Management oder die Berichterstattung, hiess es am Donnerstag.

Die SIX ist 2008 aus den drei Schweizer Unternehmen SWX (die damals grösste Schweizer Börse), Telekurs (Finanzinformation, Zahlungsverkehr) und SIS (Abwicklung, Verwahrung) hervorgegangen. Sie befindet sich im Besitz von rund 120 Finanzinstituten, welche gleichzeitig die Kunden der Gruppe sind. Dabei halten die Grossbanken UBS und CS gemeinsam gut ein Drittel.

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