Weil dem einzigen Schweizer Hersteller die Betriebsbewilligung entzogen wurde, drohte ein Methadon-Engpass. Dieser wurde mit positivem Nebeneffekt vermieden.
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Eine Mitarbeiterin des Suchtzentrums Arud in Zürich übergibt einer Patientin einen Sack mit Medikamenten. (Symbolbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Amino AG war lange der einzige Schweizer Hersteller hochdosierter Methadon-Tabletten.
  • Nachdem dem Unternehmen die Betriebsbewilligung entzogen wurde, drohte ein Engpass.
  • Dieser konnte abgewendet werden – zudem verliert die Firma ihre Monopolstellung.

Anfang Februar schlugen Fachpersonen in der Suchtmedizin Alarm: Eines der zentralen Medikamente für die Behandlung von Abhängigkeit von Heroin oder anderen Opiaten drohte auszugehen. Konkret: hochdosierte Methadon-Tabletten.

Grund: Swissmedic entzog dem einzigen Schweizer Hersteller dieser Methadon-Tabletten, der Amino AG, die Betriebsbewilligung. Für die betroffenen Menschen in Behandlung ein grosses Problem.

Die Arud, Zentrum für Suchtmedizin in Zürich, stand vor grossen Herausforderungen. «Doch eine Katastrophe konnten wir verhindern», so Dr. Thilo Beck, Co-Chefarzt Psychiatrie, gegenüber Nau.ch.

«Zum Szenario, dass unsere Patienten ohne das Medikament, das sie jeden Tag brauchen, auskommen müssen, kam es glücklicherweise nicht.»

Haben Sie schon einmal andere Drogen als Alkohol konsumiert?

Grund sei eine «aufwendige Lösung mittels Magistralrezeptur». Die Apotheke Streuli konnte das Methadon ersatzhalber herstellen.

Inzwischen wurde die Betriebsbewilligung für die Amino AG wieder erteilt. Dennoch wolle man jetzt nicht wieder lediglich auf den altbewährten Hersteller setzen.

Amino AG könnte Monopolstellung verlieren

Die Geschehnisse haben laut Beck einen positiven Nebeneffekt: «Streuli ist daran, eine reguläre Zulassung für die Produktion dieser Tabletten zu erhalten.» Bisher habe die Amino AG in der Schweiz nämlich eine Monopolstellung besetzt. Bald sollte es also nie mehr zu einem Engpass kommen.

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Eine Mitarbeiterin spricht im Suchtzentrum Arud in Zürich mit einer Patientin.
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In der Schweiz drohte ein Mangel an hochdosierten Methadon-Tabletten. Das Medikament wird als Ersatzstoff für Heroin an Abhängige abgegeben.
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Eine Apothekerin beschriftet Medikamente. Die Methadon-Tabletten werden angesichts des Mangels nun von Apotheken selbst hergestellt. (Symbolbild)
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Der drohende Mangel an Methadon-Tabletten könnte viele Heroinabhängige zurück auf die Strasse führen.

Hinzu komme: Eigentlich sind die von der Firma hergestellten Tabletten nur für den Heroin-Entzug zugelassen. «Nicht aber für die längerfristige Behandlung der Abhängigkeit.»

Sprich: Einerseits gilt die Schweiz international als Pionier und Vorbild in der Behandlung von Opiat-Abhängigkeit. Andererseits gibt es bis heute kein einziges Unternehmen, das Methadon herstellt, welches für diese lebenswichtige Therapie eine Schweizer Zulassung hat.

Krankenkassen sind also nicht verpflichtet, den Einsatz von Methadon für diesen Zweck zu bezahlen. Lediglich für die kurzfristige Entzugsbehandlung ist dies der Fall.

«Das ist eine verrückte Geschichte, wenn man sich das so überlegt», sagt Beck. Aber das könnte sich ändern. Denn die neu angestrebte Zulassung geht über die erste hinaus.

«Dann hätten wir endlich ein Medikament, das auch dafür zugelassen ist, wofür wir es gemäss den (...) international anerkannten und bewährten Standards nutzen.»

Arud stünde zudem mit einer weiteren Firma in Kontakt, die Methadon in Deutschland vertreibt. Auch sie könnte eine reguläre Zulassung erhalten. «Das wäre für uns ein riesiger Fortschritt.»

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