Marineschiffbauer TKMS legt fulminanten Börsenstart hin

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Deutschland,

Der deutsche Marineschiffbauer TKMS startete mit starkem Kursanstieg an der Börse und übertraf auch den Unternehmenswert seines Mutterkonzerns Thyssenkrupp.

TKMS
Mit einem deutlichen Kursanstieg startete Deutschlands grösster Marineschiffbauer TKMS an der Börse. (Archivbild) - dpa

Deutschlands grösster Marineschiffbauer TKMS ist mit einem deutlichen Kursanstieg an der Börse gestartet. Der Unternehmenswert von TKMS überschritt zeitweise den des Mutterkonzerns Thyssenkrupp.

Nach einem Start zu 60 Euro bekamen die von Thyssenkrupp abgespaltenen Aktien einen Lauf, der sie zeitweise bis nahe an die 100-Euro-Marke heranführte. Danach flachte die Rally aber wieder ab. Mittags lag der Kurs bei 89 Euro.

Die Aufschläge bei TKMS spiegeln die Rüstungsfantasie der Anleger wider. Die erste Kursfestsetzung dauerte am Morgen ungewöhnlich lange, weil die Nachfrage nach den Papieren gross war.

Im Rahmen der Abspaltung hatten Thyssenkrupp-Aktionäre für jeweils 20 ihrer Aktien automatisch einen Anteilsschein an TKMS bekommen. Der Mutterkonzern Thyssenkrupp behält 51 Prozent der Anteile.

Abspaltung bringt 14 Prozent Plus für Thyssenkrupp-Aktionäre

Während der Wert aller Thyssenkrupp-Aktien durch die Abspaltung zeitweise unter die 6-Milliarden-Marke schrumpfte, wurde TKMS in der Spitze mit 6,2 Milliarden Euro bewertet. Beide Aktien rechnerisch kombiniert, haben die Thyssenkrupp-Aktionäre nun etwa 14 Prozent Plus im Depot.

TKMS-Vorstandschef Oliver Burkhard nannte den Schritt in die Eigenständigkeit ein starkes Signal für die maritime Sicherheit. Das Unternehmen habe rund 9000 Beschäftigte und einen Auftragsbestand von 18,6 Milliarden Euro. «Wir sind das maritime Powerhaus in Europa», sagte er. Der Börsengang ermögliche einen direkten Zugang zum Kapitalmarkt.

TKMS ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für nicht-nuklear betriebene U-Boote, baut aber auch Fregatten und Korvetten. Weitere Standorte sind Wismar, wo TKMS wie in Kiel U-Boote bauen und künftig 1500 Arbeitsplätze haben will, und Itajaí in Brasilien. Daneben betreibt das Unternehmen Standorte in Hamburg, Bremen und Emden. Burkhard kündigte umfangreiche Investitionen sowohl für Kiel als auch für Wismar an.

Das Vorstandsmitglied der Deutschen Börse, Thomas Book, sagte, sieben von zehn Nato-U-Booten stammten von TKMS aus Kiel. Für TKMS beginne jetzt ein neues Kapitel, das Eigenständigkeit und Entscheidungsfreiheit mit sich bringe. Book sprach von einem politischen Signal für die Verteidigungsfähigkeit.

Thyssenkrupp garantiert Mitarbeitern Sicherheit und Zukunft

Der Vorstandschef von Thyssenkrupp, Miguel Lopéz, betonte, sein Unternehmen bleibe Mehrheitsgesellschafter und garantiere Stabilität für die Kunden und eine klare Perspektive für die Mitarbeiter.

Die Verselbstständigung der Marinesparte ist Bestandteil eines für die kommenden Jahre geplanten Konzernumbaus bei Thyssenkrupp. Die Thyssenkrupp AG bleibt auch nach dem Börsengang über eine neue Holding-Gesellschaft strategische Mehrheitsgesellschafterin.

Die Auftragsbücher des U-Boot-Bauers sind prall gefüllt. Im Dezember hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages den Bau von vier weiteren U-Booten der Klasse 212CD für die Deutsche Marine bewilligt.

Damit sind zehn solcher Boote beauftragt – sechs für Deutschland, vier für Norwegen. So ist die Werft bis Anfang der 2040er Jahre ausgelastet. Das Auftragsvolumen beläuft sich den Angaben zufolge derzeit auf 18,5 Milliarden Euro.

TKMS bewirbt sich um Grossauftrag für Kanadas U-Boot-Flotte

TKMS strebt nach Burkhards Angaben ein jährliches Umsatzwachstum von zehn Prozent an, als Ebit-Marge werden mehr als sieben Prozent angestrebt. 30 bis 50 Prozent vom Nettogewinn sollen als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

TKMS bewirbt sich unter anderem um einen grossen Rüstungsauftrag zum Bau von acht bis zwölf konventionellen U-Booten für Kanada. Burkhard kündigte in seiner Rede zum Börsenstart an, noch am Montag nach Kanada zu fliegen.

Im August besuchte der kanadische Premierminister Mark Carney die U-Boot-Schmiede in Schleswig-Holstein. Mitbewerber ist eine Werft aus Südkorea.

Falls TKMS den Zuschlag erhält, sollen die Boote sowohl am Stammsitz in Kiel als auch in der zweiten Werft in Wismar in Mecklenburg-Vorpommern gebaut werden. Bei einem Auftrag für Fregatten aus Australien hatte TKMS kürzlich den Zuschlag verpasst. Dieser ging nach Japan.

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