Luzerner Milchverarbeiter Hochdorf schreibt Riesenverlust
Der Milchverarbeitungskonzern Hochdorf muss ein schwieriges Semester verarbeiten. Er befindet sich in einer «ernstzunehmender Krise».

Das Wichtigste in Kürze
- Hochdorf schreibt im ersten Halbjahr einen Verlust – er stieg auf 63,6 Millionen an.
- Der Grund für die Probleme ist die Tochter Pharmalys.
- Der Milchverarbeitungskonzern ist nun auf Geldsuche.
Der Milchverarbeiter Hochdorf selber schreibt am Dienstag von einer «ernstzunehmenden Krise», in der sich das Unternehmen befinde. Der Grund dafür seien vor allem die Probleme der 51-Prozent-Tochter Pharmalys, die sich klar schlechter als erwartet entwickelt habe.
In der Folge hätten wegen einer Neubeurteilung der Geschäftsrisiken bei Pharmalys grosse Debitorenrückstellungen gebildet und Wertberichtigungen vorgenommen werden müssen.

Konkret verringerte sich der Umsatz des Gesamtkonzerns im ersten Semester 2019 um knapp 14 Prozent auf 242,9 Millionen Franken. Das wird mit dem kleineren Umsatz bei Phamalys und den Debitorenrückstellungen erklärt.
Tiefrote Gewinnzahlen bei Milchverarbeiter Hochdorf
Die Gewinnzahlen sind auf allen Stufen tiefrot: Konkret weist das Innerschweizer Unternehmen einen EBIT von -52,4 Millionen (VJ +2,9 Mio) aus. Und der Reinverlust beträgt 63,6 Millionen (VJ -2,2 Mio).
Der Verlust an sich kommt nicht überraschend: Im Mai hatte das Unternehmen ein «deutlich schlechteres Halbjahresergebnis» und dann im Juli ein «massiv schlechteres Halbjahresergebnis» in Aussicht gestellt. Analysten hatten jedoch im Vorfeld mit nicht ganz so schlechten Zahlen gerechnet.
Komplette Neuausrichtung geplant
Bereits im Juli hatte Hochdorf eine komplette Neuausrichtung angekündigt. In Zukunft will sich der Milchverarbeiter auf das wachstumsstarke Geschäft mit Babynahrung konzentrieren.
Für die eigene Vermarktungsorganisation Pharmalys würden «alle strategischen Optionen» geprüft. Dies wird nun bestätigt: Man arbeite «mit Hochdruck» daran.
Mit diesen Resultaten erhöhte sich die Nettoverschuldung gemäss den Angaben um knapp 20 Millionen auf 174,2 Millionen Franken. Und die Eigenkapitalquote reduzierte sich auf 38,5 von 48,8 Prozent.
Finanzierung mit Banken neu verhandelt
Die massive Verschlechterung der Geschäftsentwicklung und eine Verletzung der Kreditbedingungen habe sich per Mitte Jahr abgezeichnet. Deswegen mussten die bestehende Finanzierung mit den Banken neu verhandelt werden.
Der Konsortialkredit in Höhe von 151 Millionen sei bis zum 31. Oktober 2019 verlängert und die Kreditbedingungen zeitweilig ausser Kraft gesetzt worden.
Wenig konkret ist entsprechend der Ausblick. Die Gruppe stehe vor «grossen Herausforderungen» und die Festlegung einer Endjahresprognose sei daher schwierig.
Es kam nun bereits zu ersten Rücktritten. Amir Mechra, Vizepräsident von Pharmalys verkündete gestern Mittwoch seinen Rücktritt.