Von der angeblichen Müllreduzierung bis zum verschwenderischen Recycling - die Deutsche Umwelthilfe (DUH) vergibt erneut den Schmähpreis «Goldener Geier» für die «dreisteste Umweltlüge» und hat dafür sechs Unternehmen nominiert.
Tankstelle in den USA
Tankstelle in den USA - AFP/Archiv

In allen Fällen würden Kundinnen und Kunden «durch die grünen Versprechen dazu angeregt, umweltschädliche Produkte zu konsumieren», erklärte die DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz am Dienstag. «In der Realität leistet keines der nominierten Produkte einen positiven Beitrag zum Klima- und Umweltschutz, sie treiben uns nur noch tiefer in die Klimakrise hinein.»

Nominiert wurde für den Schmähpreis unter anderem der Mineralölkonzern Shell. Er wirbt laut DUH damit, dass Autofahrende für nur 1,1 Cent pro Liter getanktem Benzin oder Diesel die CO2-Emissionen der eigenen Fahrt ausgleichen können. Wie genau dies vonstatten gehen soll, lasse das Unternehmen offen. Ausserdem stimme die Kostendimension «so gar nicht», kritisierte die Umwelthilfe.

Ähnliche Vorwürfe betreffen die Lufthansa. Die Fluggesellschaft verspricht den Angaben zufolge mit einem neuen Tarif CO2-neutrales Fliegen. Gelingen solle dies vor allem durch sogenannte Kompensationsprojekte - dabei werden zum Ausgleich der Kohlenstoffdioxid-Emissionen beispielsweise Wälder gepflanzt. Die DUH hält viele solcher Projekte für zweifelhaft. Ausserdem spreche die Lufthansa vom Einsatz «nachhaltiger» Flugkraftstoffe - diese stünden aber «weder heute noch in absehbarer Zukunft in auch nur annähernd genügenden Mengen zur Verfügung».

Weiterer Anwärter auf den Schmähpreis ist Edeka: Die Supermarktkette habe die seit Jahresanfang verbotenen dünnen Einweg-Plastiktüten einfach durch solche ersetzt, die ein klein wenig dicker seien, erklärte die DUH. «Dabei ist Edeka auch noch so frech und vermarktet die Tüten jetzt einfach als 'mehrfach verwendbar' und will so den Eindruck einer Mehrweg-Tragetasche erzeugen», kritisierte die Organisation. Für eine «vielfache Wiederverwendung» seien die Tüten aber nicht geeignet.

Die Danone-Wassermarke Volvic wiederum bewirbt laut DUH ihre Einweg-Plastikflaschen als umweltfreundlich, weil sie aus 100 Prozent recyceltem PET bestehen sollen. «Umweltfreundlich ist das jedoch nicht, denn auch die Herstellung von Recyclingmaterial verschlingt Energie, Chemikalien und Ressourcen», so die Organisation. «Viel ökologischer ist es, Wasser regional in bis zu 50 Mal wiederbefüllbaren Mehrwegflaschen anzubieten.»

In der Kritik steht ausserdem eine Kampagne von McDonald's. Darin behauptet der Fastfood-Konzern laut der DUH, dass er weniger Müll produziere - es werde aber immer mehr. McDonald's gibt an, für seine Einweg-Verpackungen mehr erneuerbares oder recyceltes Material zu verwenden. Dabei entsteht aber weiter viel Müll, wie die Umwelthilfe betonte. «Abfall lässt sich am besten durch Mehrweg-Verpackungen vermeiden», diese aber lehne der Konzern ab.

«Verpackungswahnsinn» sieht die Umwelthilfe auch beim Kochbox-Produzenten HelloFresh: Die Firma liefere die vielen, für das jeweilige Gericht genau abgemessenen Zutaten «in umweltschädlichen und materialintensiven Kleinstverpackungen», erklärte die DUH.

Die Organisation hatte nach eigenen Angaben mehr als 1200 Einreichungen für den «Goldenen Geier» bekommen. Über die sechs Nominierten kann bis zum 12. September abgestimmt werden auf der Internetseite www.duh.de/goldenergeier/2022/. Kurz danach soll der «Goldene Geier» vergeben werden.

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