Kanton Bern erhält Kompensation für gescheitertes Informatikprojekt
Der Kanton Bern wird für das gescheiterte Informatikprojekt von Polizei und Justiz mehrere Millionen Franken zurückerhalten. Noch sei aber nichts unterschrieben, sagt der zuständige Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP).

Er rechne mit einem hohen einstelligen Millionenbetrag, sagte Müller am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Ob der Kanton die Kompensation in Form von Rückzahlungen oder Leistungen erhalten wird, ist noch nicht definiert.»
Mit dem Umfang der Kompensation zeigte sich Müller zufrieden. «Das Projekt hat den Kanton rund 23 Millionen Franken gekostet.» Nun erhalte er für den Teil, der nicht realisiert werden konnte, einen ordentlichen Beitrag zurück.
Die Rückabwicklung der bestehenden Verträge mit den beiden Lieferanten Swisscom und Deloitte sind im Gang, die Verhandlungen dazu weit fortgeschritten. Das hatte der Kanton Bern am Dienstag mitgeteilt.
Müller fände eine Datenaustausch-Brücke zwischen Polizei und Justiz, wie zu Beginn des Projekts 2015/2016 geplant, nach wie vor sinnvoll. «So würden Schnittstellen vermieden», sagte er. Dieses Ziel sei aktuell nicht erreicht.
Der Kanton Bern hatte am Dienstag mitgeteilt, dass die Staatsanwaltschaft aus dem Projekt Nevo/Rialto von Polizei und Justiz aussteigt.
Nevo/Rialto galt bei seiner Teileinführung 2022 als innovatives Projekt, mit dem die Abläufe zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft durchgehend digitalisiert und vereinheitlicht werden sollten.
Die Kantonspolizei nutzt Rialto seit 2022. Die Datenbrücke zwischen Polizei und Justiz wurde jedoch nie zum Funktionieren gebracht.
Die der Plattform zugrundeliegende SAP-Version wird ab 2031 nicht mehr unterstützt. Mit diesem Entscheid hatten Swisscom und Deloitte den Kanton im Sommer überrascht.
Eine technische Migration auf die neue SAP-Version oder eine Ablösung durch ein anderes System wird seither geprüft.
Müller hält es auch für möglich, dass der Kanton Nevo/Rialto über 2031 hinaus nutzen und Leistungen für den Weiterbetrieb einkaufen kann. Diesbezüglich sei aber noch vieles nicht entschieden.
Ein Entscheid über das weitere Vorgehen soll gemäss dem Kanton bis Mitte 2026 fallen.






