Investorengruppe von GAM erwägt Liontrust-Angebot abzulehnen
Das Ringen um die Übernahme von GAM durch Liontrust geht weiter. Zuletzt war der Investorengruppe NewGAMe/Bruellan jedes Angebot zu niedrig.

Das Wichtigste in Kürze
- Die GAM-Vermögensverwaltung soll von der britischen Liontrust übernommen werden.
- Bisherige Angebote der Briten wurden als zu niedrig eingestuft.
Die Investorengruppe NewGAMe/Bruellan um Mobilfunkunternehmer Xavier Niel beurteilt das Übernahmeangebot von Liontrust für den angeschlagenen Vermögensverwalter GAM als zu tief. Daher erwägt die Investorengruppe, das Angebot von Liontrust zu den derzeitigen Bedingungen abzulehnen.
Liontrust Asset Management hatte am Donnerstag ein Übernahmeangebot publik gemacht. Die Offerte sei zu niedrig für die erheblichen Vorteile, die ein erfolgreicher Turnaround für die GAM-Aktionäre bringen könnte. Dies teilte die Gruppe in einer Stellungnahme am Freitag mit. Zudem seien die GAM-Aktionäre der Volatilität der Liontrust-Aktien ausgesetzt, da Liontrust nur eigene Aktien anbiete und kein Barangebot unterbreite.
Liontrust bietet 0,0589 eigene Aktien für jede GAM-Aktie. Zum Liontrust-Börsenkurs von 8,09 Pfund (Samstag) und zum aktuellen Pfundkurs von 1,11 errechnet sich ein GAM-Aktienwert von lediglich 52 Rappen. Das Tauschverhältnis liegt damit deutlich unter dem gestrigen Schlusskurs von 0,61 Franken.
Inhaber von GAM kritisieren Übernahmekommission
Die Investorengruppe kritisiert zudem die erst gestern veröffentlichte Verfügung der Schweizerischen Übernahmekommission vom 21. April 2023. Liontrust dürfe das Angebot von einem erfolgreichen Ausstieg von GAM aus dem Fondsverwaltungsgeschäft in Luxemburg und Schweiz abhängig machen.
Damit würden Liontrust erhebliche Ausnahmen von den schweizerischen Übernahmevorschriften gewährt. Vor allem bezüglich der Verpflichtung, den GAM-Aktionären eine Baralternative anzubieten und die Bestpreisregel einzuhalten. Da die Gruppe eine «qualifizierte Beteiligung» an GAM halte, werde die Entscheidung geprüft und deren Anfechtung erwogen, heisst es weiter.
Seit der Suspendierung eines früheren Star-Fondsmanagers wegen schweren Fehlverhaltens im Jahr 2018 kämpft GAM mit starken Geldabflüssen.