Der Internationale Währungsfonds hat seine Wachstumsprognose für Deutschland abermals gesenkt.
IWF-Hauptquartier in Washington
IWF-Hauptquartier in Washington - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Experten sehen grosse Risiken bei Gaslieferstopp aus Russland.

Wegen der wirtschaftlichen Verwerfungen infolge des Ukraine-Kriegs sei für das laufende Jahr nur noch ein Wachstum von 1,2 Prozent zu erwarten, erklärte der IWF in einem am Mittwoch in Washington veröffentlichten Bericht. Sollte Russland die Gaslieferungen stoppen, würde die deutsche Wirtschaft schrumpfen: Das Bruttoinlandsprodukt würde dann im laufenden Jahr um 1,5 Prozent sinken.

Im April hatte der IWF noch ein Wachstum für Deutschland von 2,1 Prozent in diesem Jahr erwartet, vergangenes Jahr hatte er noch 3,9 Prozent vorhergesagt. Ein Aufschwung ist nicht in Sicht: Für das kommende Jahr rechnet der Währungsfonds nun nur noch mit einem Wachstum von 0,8 Prozent.

«Die grösste Bedrohung wäre ein dauerhafter Stopp der russischen Gaslieferungen nach Europa, was zu einer erheblichen Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität und zu steigender Inflation führen könnte», schreiben die Washingtoner Experten. In ihrer Analyse spielten die Ökonomen dieses Szenario durch: Ein kompletter Ausfall der russischen Gasimporte würde das deutsche Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um 1,5 Prozent senken, im folgenden Jahr um 2,7 Prozent und im Jahr 2024 um 0,4 Prozent.

Die Schäden eines Lieferstopps für die Wirtschaftsleistung könnten «erheblich reduziert» werden, wenn bei einer Rationierung von Gas energieintensive Unternehmen berücksichtigt würden; dies würde bedeuten, dass auch Privathaushalte durch verminderte Gaslieferungen einen Teil der Lasten tragen müssten, heisst es in dem Bericht.

Besorgt zeigen sich die IWF-Experten, was die Gasversorgung in der kalten Jahreszeit angeht. In den kommenden Wintern könnten die Gasspeicher-Füllstände in Deutschland auf «gefährlich niedrige» Werte von knapp über zehn Prozent der Kapazität abfallen, heisst es in dem Bericht. Dies könnte zeitlich und regional befristet zu einem spürbaren Gasmangel führen - aber auch bundesweit, «wenn die Temperaturen niedriger sind als erwartet».

Der IWF empfiehlt den Regierenden in Deutschland, die Folgen der gestiegenen Energiepreise «für die vulnerabelsten Haushalte abzufedern». Er riet aber auch dazu, die gestiegenen Gaspreise an die Endverbraucher weiterzugeben, «um Anreize fürs Energiesparen zu geben».

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