Institute senken Konjunkturprognose für 2022 auf 2,7 Prozent
Die fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr deutlich gesenkt.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Wirtschaftsinstitute haben für 2022 ihre Konjunkturprognosen gesenkt.
- Laut einer Mitteilung am Mittwoch erwarten sie nur noch ein Wachstum von 2,7 Prozent.
Die Konjunkturprognosen der fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute wurden für dieses Jahr deutlich gesenkt. Bei sofortigem Lieferstopp von russischem Gas würde Land in Rezession stürzen. Sie erwarten nur noch ein Wachstum von 2,7 Prozent statt wie im Herbst 4,8 Prozent, wie sie am Mittwoch mitteilten. Die Inflation wird ihrer Schätzung nach bei 6,1 Prozent in diesem Jahr liegen.
«Massgeblich für die Revision sind neben dem Ukraine-Krieg der ungünstige Pandemieverlauf im zurückliegenden Winterhalbjahr», erklärten die Wirtschaftsforschungsinstitute. Im kommenden Jahr erwarten sie, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 3,1 Prozent wächst.
Rezession, wenn Gas-Ausfall
Die Institute berechneten auch die Auswirkungen einer sofortigen Unterbrechung der russischen Gaslieferungen für Deutschlands Wirtschaft: In diesem Fall würde die Bundesrepublik in eine «scharfe» Rezession stürzen, erklärten sie.
«Wirtschaftspolitisch käme es dann darauf an, marktfähige Produktionsstrukturen zu stützen, ohne den Strukturwandel aufzuhalten.» Dieser werde sich für die gasintensiven Industrien auch ohne Boykott beschleunigen. Da die Abhängigkeit von den bislang günstig zu beziehenden russischen Lieferungen so oder so rasch überwunden werden solle.

Die Wirtschaftswissenschaftler rieten der Politik, die Hilfen für private Haushalte zum Abfedern hoher Energiepreise «nur sehr zielgerichtet» zu dosieren. «Werden solche Hilfen auf breiter Front ausgereicht, treibt das zusätzlich die Inflation und torpediert den wichtigen Lenkungseffekt höherer Energiepreise.» Das verschärfe wiederum die Probleme einkommensschwacher Haushalte und erhöhe die gesamtwirtschaftlichen Kosten.
Beteiligt an der Frühjahrsprognose sind das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen (RWI) und das Leibniz-Institut in Halle (IWH). Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), das Münchner Ifo-Institut und das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel sind dabei. Ihr Gutachten dient der Bundesregierung als Grundlage für ihre eigene Prognose. Erst Ende März hatten die Wirtschaftsweisen wegen des Ukraine-Kriegs ihre Wachstumsprognose für 2022 drastisch auf 1,8 Prozent gesenkt.