Im derzeit in Braunschweig laufenden Diesel-Betrugsprozess hat ein weiterer Angeklagter die Hauptverantwortung für den VW-Abgasskandal von sich gewiesen.
Dunkle Wolken über dem Verwaltungshochhaus vom Volkswagen Werk. Bei dem Verfahren in Braunschweig geht es erst einmal nur darum, ob der Konzern unrechtmässig gehandelt hat. Foto: Sina Schuldt/Archiv
Dunkle Wolken über dem Verwaltungshochhaus vom Volkswagen Werk. Bei dem Verfahren in Braunschweig geht es erst einmal nur darum, ob der Konzern unrechtmässig gehandelt hat. Foto: Sina Schuldt/Archiv - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Braunschweig läuft derzeit der Diesel-Betrugsprozess.
  • Ein weiterer Angeklagter weist die Hauptverantwortung von sich.

Im derzeit in Braunschweig laufenden Diesel-Betrugsprozess hat ein weiterer Angeklagter die Hauptverantwortung für den VW-Abgasskandal von sich gewiesen. Der Eindruck, Ingenieure hätten über Nacht beschlossen, Kunden zu betrügen, sei falsch, sagte ein ehemaliger Leiter der Antriebselektronik bei Volkswagen am Donnerstag vor Gericht.

Vor dem Landgericht Braunschweig sind vier Ex-Manager und -Ingenieure des VW-Konzerns angeklagt. Ihnen wird unter anderem gewerbs- und bandenmässiger Betrug mit manipulierter Software in Millionen Autos vorgeworfen.

Der Bundesgerichtshof (BGH) treibt am Donnerstag die Aufarbeitung des Dieselskandals weiter voran. Foto: Armin Weigel/dpa
Der Bundesgerichtshof (BGH) treibt am Donnerstag die Aufarbeitung des Dieselskandals weiter voran. Foto: Armin Weigel/dpa - dpa-infocom GmbH

«Ich bin tief bestürzt und hätte es mir nie vorstellen können, als Angeklagter vor Gericht zu landen», sagte der Ingenieur. Er habe früh seine Bedenken an der sogenannten Akustikfunktion geäussert. Wenn er die Entwicklung und das spätere Ausmass erkannt hätte, wäre seine Gegenwehr damals sicher stärker gewesen. «Ich habe in der ganzen Zeit nie ein Geheimnis um die Akustikfunktion gemacht. An einen Betrug am Kunden hätte ich nie gedacht.»

Ingenieur meint: «War nicht meine Entscheidung»

In seiner Einlassung räumte der Ingenieur der früheren Führungskultur bei VW, die bei Kritikern lange als intransparent und hierarchisch galt, viel Raum ein. «Ein Problem zu nennen, ohne eine Lösung zu kennen, war nicht gewollt», meinte er beispielhaft. Bedenken konnte man ihm zufolge zwar durchaus vortragen - wenn der Vorgesetzte aber anders entschied, sei das damit erledigt gewesen.

«Es war nicht meine Entscheidung, die Funktion war gewünscht», sagte der Antriebsexperte. Rückblickend hätte er wohl einiges anders gemacht: «Aus heutiger Sicht hätte ich bei jedem Kontakt mit der Funktion Schreibtische umschmeissen müssen.» Der Prozess wurde am Donnerstag mit der dritten Einlassung eines Angeklagten fortgesetzt. Dieser hatte angekündigt, für seine Version in etwa zwei Verhandlungstage zu benötigen.

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