Schweizer Detail- und Onlinehändler rechnen trotz steigender Lebenshaltungskosten nicht mit einem Einbruch beim Weihnachtsgeschäft. Die Verkäufe laufen seit «Black Friday» gut und tun es laut einer Umfrage der Finanznachrichtenagentur AWP immer noch. Wenn gespart wird, dann andernorts.
Weihnachten Shopping
Das Weihnachtsgeschäft läuft bisher gut. - Keystone

Die Konsumstimmung bleibt trotz steigender Preise gut, lautet etwa das Verdikt des Beratungsunternehmens EY. Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten seien bereit, für Weihnachtsgeschenke so viel Geld auszugeben wie noch nie. Das in einer Umfrage erhobene Budget der Schwenkenden liegt im Durchschnitt bei 343 Franken. Das sind 3 Prozent mehr als im Vorjahr.

Doch was wird gekauft? Laut einer anderen Umfrage, durchgeführt vom Marktforschungsunternehmen GfK, wollen Herr und Frau Schweizer auf keinen Fall auf leuchtende Kinderaugen verzichten. Für Weihnachten 2022 rechnen die GfK-Konsumexperten zumindest für Spielwaren mit Rekordausgaben.

«Die jährlich steigenden Ausgaben für Spielwaren widersprechen den generellen Sparvorhaben», stellt GfK-Marktexperte Kurt Meiser fest. Die Ergebnisse der Umfrage sind ihm zufolge ein Zeichen dafür, dass die Schweizerinnen und Schweizer der Inflation und der schlechten Konsumentenstimmung trotzen.

Gleichwohl ist ein Trend zum Konsumverzicht erkennbar. Vor allem Menschen mit geringem Einkommen achten laut GfK und EY auf ihr Weihnachtsbudget insgesamt.

So wollten 37 Prozent in der Vorweihnachtszeit oder während der Feiertage weniger auswärts essen, erklärte GfK. Und etwa gleich viele wollen während den Feiertagen auf Sportaktivitäten wie Skifahren verzichten oder dies zumindest weniger häufig tun als in anderen Jahren.

Bei EY plant gar eine Mehrheit von 62 Prozent, die Ausgaben zu reduzieren – 21 Prozent sogar «deutlich». Der Trend trifft jedoch nicht auf alle Schweizerinnen und Schweizer zu: Vor allem jene, die es sich leisten können, werden die Feiertage im gleichen Rahmen gestalten wie auch in anderen Jahren.

Händler vermelden derweil einen guten Start des Weihnachtsgeschäfts. Laut Franz Carl Weber etwa sind die bisherigen Umsätze im Dezember «vielversprechend» ausgefallen. «Entscheidend werden aber die letzten eineinhalb Wochen vor Weihnachten sein», sagt CEO Roger Bühler. Davor sei es schon im November rund um die Rabattschlacht am Black Friday «besser als erwartet» gelaufen.

Lieferengpässe spielen laut dem Spielwarenhändler dieses Jahr ebenfalls keine so grosse Rolle mehr: «Die Lockdowns in China können mit Spielwaren aus Europa und Amerika kompensiert werden», sagte Bühler. Schwieriger sehe es bei Einzelteilen wie Chips, Motoren oder Kunststoffen aus Fernost aus.

Beim grössten Online-Händler Digitec Galaxus freut man sich ebenfalls an der seit dem Black Friday anhaltenden «Weihnachtskauflaune» der Kundschaft. Zudem sei die Inflation ist «noch nicht wirklich» im Onlinehandel angekommen, erklärt die Migros-Tochter. Das Sortiment im Gegenteil sogar leicht günstiger geworden als im Vorjahr.

Eingekauft wird zudem wieder vermehrt in den Läden selbst. Der stationäre Handel kann laut einer Umfrage von Marketagent Schweiz wieder vermehrt auf Kundschaft hoffen. Gemäss einer Befragung gaben 43 Prozent der Einkaufswilligen an, ein Schweizer Einkaufszentrum besuchen zu wollen. Im Vorjahr waren es mit 36 Prozent deutlich weniger.

Generell blieben Läden für die Konsumenten wichtig, sagt dazu GfK-Experte Meister. Denn Shopping im Laden sei immer noch ein Erlebnis: «Gerade an Weihnachten besteht die Chance, die Kundinnen und Kunden im Geschäft zu überraschen, Emotionen zu wecken und damit den Unterscheid zum Online-Einkauf zu machen», betont er.

Derweil scheint sich der Trend nachhaltiger zu konsumieren, aber nicht zu etablieren. Gemäss der Umfrage von EY gaben rund 60 Prozent der Befragten an, dass für sie in diesem Jahr Nachhaltigkeitsaspekte beim Schenken und beim Feiern des Weihnachtsfestes eine geringe Rolle spielen.

Im Vorjahr hatte dieser Wert noch bei 75 Prozent gelegen. Und nur 12 Prozent der Konsumenten lege grossen Wert auf Nachhaltigkeitsaspekte, während es 2021 noch 24 Prozent waren.

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