Facebook soll die #10YearChallenge lanciert haben, um die Gesichtserkennungssoftware zu verbessern. Beweise dafür gibt es nicht. Eine Analyse.
Der Schriftzug der Social Media-Plattform Facebook auf einem Handy.
Facebook führt seine Anzeige-Regeln auch in der EU ein, für mehr Transparenz. (Symbolbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Facebook-Nutzer machen bei der #10YearChallenge mit.
  • Es ist unwahrscheinlich, dass Facebook den Viral-Hit für eigene Zwecke missbraucht.

Die «#10YearChallenge» scheint auf den ersten Blick harmlos. Nutzer laden in den sozialen Medien zwei Fotos von sich hoch. Eins von 2009, eins von 2019. Ein grosser Erfolg: Wohl jeder aktive Facebook-Nutzer dürfte den jüngsten Viral-Hit mitbekommen haben.

Mittlerweile geistert eine andere Meldung durchs Netz: Facebook soll hinter der «#10YearChallenge» stecken. Denn: Die Fotovergleiche sollen die Gesichtserkennungssoftware des Tech-Konzerns verbessern.

Die These in den Umlauf gebracht hat Journalistin Kate O'Neill via Twitter: «Vor zehn Jahren hätte ich wahrscheinlich mitgemacht. Heute frage ich mich, wie all diese Gesichts-Daten ausgewertet werden könnten.» Dafür erhielt sie über 11'000 Retweets und mehr als 24'000 Likes.

Sie ist nicht allein mit der Kritik. «Die Challenge liefert Facebook eine perfekte Grundlage für Machine Learning», sagte so Marketing-Professorin Amy Webb zu CBS News. Denn: Das soziale Netzwerk könne mit den Bildern eine bessere Gesichtserkennung antrainieren.

Facebook hat jegliche Beteiligung dementiert. «Die 10-Jahre-Challenge ist ein Beweis dafür, dass Nutzer auf Facebook Spass haben. Mehr nicht», schreibt der Konzern.

Was für das soziale Netzwerk spricht: Täglich wird Facebook mit neuen 350 Millionen Fotos gefüttert. Auf der Plattform des Tochterunternehmens Instagram werden pro Tag 95 Millionen Bilder hochgeladen. Aktuell hat der Konzern Zugriff auf über 8,4 Billionen Fotos. Mehr als genug Daten, um die künstliche Intelligenz zu füttern.

Kommt dazu: Die Idee der Challenge ist nicht neu. Bereits vor drei Jahren ging das gleiche Prinzip viral. «Me in 2006 vs. Me in 2016», hiess die Aktion damals. Das Prinzip war gleich: Altes Foto neben neuem Foto. Seither gab es mehrere Variationen davon.

Letztes Jahr hat sich für Facebook alles verändert. Nach dem Cambridge-Analytica-Skandal war das soziale Netzwerk plötzlich im Mittelpunkt. Immerhin wurde publik, dass Daten von 87 Millionen Nutzern rausgegeben wurden. Ohne Wissen der Anwender.

Dass Nutzer viral Hits jetzt kritisch hinterfragen, überrascht nicht. Was nicht heisst, dass jede Theorie stimmen muss.

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