Seit über sieben Jahren ist der Euro im Vergleich zum Franken nicht mehr so wenig wert gewesen. Er sackt am Dienstagnachmittag auf ein Tief von 0,9940 Franken.
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Die Gemeinschaftswährung schwächelt. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Euro fällt auf den tiefsten Stand seit über sieben Jahren.
  • Ein Euro ist am Dienstagnachmittag noch 0,9940 Franken wert.
  • Die Gemeinschaftswährung leidet stark unter den Folgen des Ukraine-Kriegs.

Der Euro hat am Dienstag die Talfahrt beschleunigt. Die Gemeinschaftswährung fiel gegenüber dem Franken nicht nur unter die Parität, sondern auch auf den tiefsten Stand seit sieben Jahren. Zum Franken notierte der Euro am Nachmittag noch bei 0,9940 Franken. Zuvor war er bis auf ein Tagestief von 0,9924 Franken abgerutscht.

Am Morgen hatte die europäische Währung noch über 1,00 Franken gekostet. Schwächer war der Euro bisher lediglich Mitte Januar 2015 gewesen, als die Schweizerische Nationalbank (SNB) völlig überraschend den Euro-Mindestkurs aufgehoben. Somit hatte sie die Finanzmärkte in Turbulenzen gebracht.

Euro sackt auch zum US-Dollar ab

Zum US-Dollar sackte der Euro derweil sogar auf den tiefsten Stand seit fast zwei Jahrzehnten ab. Am Nachmittag war ein Euro nur noch 1,0245 Dollar wert und damit so billig wie zuletzt am Jahresende 2002.

Der Dollar verteuerte sich auch zum Franken markant: Der «Greenback» überschritt mit 0,9703 Franken wieder die Marke von 0,97 Franken. Das ist ein ganzer Rappen mehr als noch am Morgen (0,9600 Franken).

Bereitet Ihnen die Teuerung im Euroraum Sorgen?

Der Euro wird schon seit einiger Zeit von der teils sehr trüben Stimmung an den internationalen Finanzmärkten belastet. Im Gegensatz zum Euro profitiert der Dollar.

Dieser wird von vielen Anlegern nicht nur als sicher, sondern aufgrund der Grösse des Finanzmarkts auch als liquide Anlageform geschätzt. Am Dienstag verlor deshalb nicht nur der Euro fast zwei US-Cent an Wert. Auch viele andere Währungen gaben zum «Greenback» erheblich nach.

Europa ist stärker von Krieg betroffen als USA

Der Euro sei womöglich so schwach, weil Europa wesentlich stärker von den Folgen des Ukraine-Kriegs betroffen sei als die USA. Als entscheidender Grund gilt die hohe Abhängigkeit vieler europäischer Länder von russischen Rohstoffen wie Erdöl oder Erdgas. Am Dienstag stieg der europäische Erdgaspreis aus Angst vor zunehmenden Engpässen auf ein Viermonatshoch.

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Der Druck auf die US-Notenbank ist derzeit gross. - Pablo Martinez Monsivais/AP/dpa

Ein weiterer Grund für die Euro-Schwäche ist, dass viele Notenbanken wesentlich entschlossener auf die hohe Inflation reagieren als die EZB. Die US-Notenbank Fed hat ihren Leitzins schon mehrfach und deutlich angehoben. Die EZB hingegen hat sich bisher nur zu einer Ankündigung durchringen können. Mitte Juli soll ihr Leitzins erstmals seit elf Jahren steigen, allerdings wohl nur um 0,25 Prozentpunkte.

Andere Zentralbanken, wie jüngst die eigentlich eher vorsichtige Notenbank Australiens, heben ihre Zinsen viel stärker an. Sogar die SNB emanzipierte sich vom Kurs der EZB und erhöhte jüngst die Leitzinsen überraschend deutlich um 0,5 Prozentpunkte.

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