Kokain scheint in Europa so leicht verfügbar zu sein wie nie zuvor.
Auf einem Schiff in Spanien beschlagnahmtes Kokain
Auf einem Schiff in Spanien beschlagnahmtes Kokain - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Digitale Technologien beeinflussen Vertrieb und Beschaffung illegaler Drogen.

Das geht aus dem Drogenbericht hervor, den die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) am Donnerstag in Brüssel vorstellte. Bei der Beschaffung und des Vertriebs illegaler Drogen sei insgesamt ein zunehmender und innovativer Einsatz digitaler Technologien zu beobachten, heisst es in dem Bericht weiter.

Kokain ist laut EMCDDA in der EU das am häufigsten konsumierte illegale Aufputschmittel. Im Vergleich zum Vorjahr meldete die Beobachtungsstelle einen gleich dreifachen Anstieg: Bei der Zahl der Beschlagnahme, bei der durchschnittlich beschlagnahmten Menge sowie bei der Reinheit der Droge.

Im Strassenverkauf sei der Preis für Kokain stabil geblieben, was auf einen Anstieg des Konsums hindeute, heisst es in dem Bericht. Ein weiterer Indikator sind Abwasseranalysen: In 22 von 38 europäischen Städten, in denen es derartige Tests gab, war die Konzentration von Kokain-Rückständen im Abwasser demnach gestiegen. Die höchsten Konzentrationen wurden aus Belgien, Spanien, den Niederlanden und Grossbritannien gemeldet.

Vor allem wegen der zunehmenden Nutzung digitaler Technologien wie soziale Medien, Darknet-Marktplätze und Verschlüsselungstechniken sei «eine Reorganisation der Kokainlieferkette und der beteiligten Akteure» festzustellen. Immer öfter seien kleine Gruppen und Einzelpersonen aktiv. Bei der Einfuhr nach Europa falle eine Zunahme beim Kokainhandel im grossen Stil, vor allem mithilfe von Seecontainern, auf.

Das geläufigste illegale Opioid auf dem europäischen Drogenmarkt ist laut EMCDDA weiterhin Heroin. Auch hier habe sich die beschlagnahmte Menge erhöht, während die Reinheit hoch geblieben sei und der Verkaufspreis seit Jahren tendenziell sinke.

Eine durch synthetische Betäubungsmittel hervorgerufene «Opioid-Epidemie», wie sie derzeit in den USA und Kanada zu beobachten ist, gibt es laut dem Bericht nicht in Europa. Dennoch stellten diese Substanzen eine zunehmende Bedrohung dar, da ihr Konsum mit mehr Überdosierungen und Todesfällen in Zusammenhang gebracht wird.

Wie bereits im Vorjahr geht die EMCDDA von einer zunehmenden Produktion synthetischer Drogen in der EU aus. So seien 2017 in den Niederlanden fast doppelt so viele Labors zur Herstellung der Partydroge MDMA entdeckt worden wie im Vorjahr. In Belgien deute die zunehmende Entsorgung chemischer Abfälle auf die Existenz von Produktionsstätten für MDMA hin.

Cannabis ist dem Bericht zufolge weiterhin die am meisten konsumierte illegale Droge in Europa. Der Markt verändere sich aber, weil der Freizeitkonsum der Droge mancherorts ausserhalb Europas legalisiert wurde. Dadurch drängen neue Produkte wie E-Liquids, essbare Cannabisprodukte und Konzentrate auf den Europäischen Markt.

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