Die EU will die CO2-Emissionen bei Autos massiv senken. Der Verbrennungsmotor könnte mit diesem Entschluss zum Auslaufmodell werden. Eine Analyse.
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Abgase strömen aus dem Auspuff eines Autos. (Symbolbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bis 2030 will die EU den CO2-Ausstoss bei Autos um 35 Prozent senken.
  • Heute können Vorschriften nicht erreicht werden. Künftig dürfe es schwieriger sein.

13 Stunden lang haben die EU-Umweltminister um einen neuen CO2-Standard gerungen. Raus kam ein Kompromiss, der weder Umweltverbänden noch der Autoindustrie passt. Bis 2030 soll der CO2-Ausstoss von Autos um 35 Prozent sinken. Für Öko-Verbände zu wenig, die Autoindustrie befürchten Jobverluste.

Doch was heisst das? Bereits für 2020 sind strengere Vorschriften geplant. Konkret soll der CO2-Ausstoss pro Auto auf 95 Gramm auf 100 Kilometer reduziert werden. Aktuell liegt der Wert bei 118 Gramm in der EU, in der Schweiz bei 134 Gramm. Als Rechnungsbasis für den neuen Beschluss gelten die Vorschriften von 2020.

CO2-Ausstoss steigt

Doch sind die Forderungen der EU-Umweltminister realistisch? Bereits die Grenzwerte von 2020 dürften die Autobauer kaum erreichen. Im Gegenteil: Der Trend zeigt, dass Autos auch dieses Jahr mehr CO2-Ausstossen dürften als im Vorjahr. Grund: In ganz Europa gegen die Diesel-Verkäufe zurück. Das wirkt sich zwar positiv auf die Stickoxid-Belastung aus, allerdings zugunsten des CO2-Ausstosses. Denn Benziner pusten mehr CO2 in die Luft als Diesler.

Die Ziele von 2020 können die Autobauer mit Verbrennungsmotoren erreichen. Etwa indem sie kleinere Motoren verbauen und auf Hybride setzten. Auch Diesel-Fahrzeuge mit einer teuren, aber effektiven Abgasreinigung können hierzu beitragen.

Allerdings darf bezweifelt werden, ob die Autobauer es schaffen, die CO2-Emmissionen noch viel weiter zu senken. Zwar sind zwischen 2008 und 2017 auf dem Papier die CO2-Emmissionen von Schweizer Neuwagen um 24 Prozent gesunken. Das dürfte Politiker freuen und ist gut fürs Gewissen. Allerdings sind die Zahlen nur auf dem Papier gut.

Immer höhere Abweichung

Die Nichtregierungsorganisation ICCT hat Ende 2017 in einer umfassenden Studie herausgefunden, dass der Kraftstoffverbrauch und damit auch der CO2-Ausstoss bei Neuwagen auf der Strasse um 42 Prozent von den Laborwerten abweicht. Zehn Jahre zuvor lag die Abweichung bei nur 15 Prozent. Die CO2-Reduktion bei Autos wurde in den letzten zehn Jahren vor allem auf dem Papier vorangetrieben. Ein klares Zeichen dafür, dass der Verbrennungsmotor wohl nicht mehr viel effizienter werden kann.

Die Autoindustrie wird ihre Fahrzeuge leichter machen. Das senkt den Verbrauch. Auch kann der Verbrennungsmotor sparsamer gemacht werden, nicht nur auf dem Papier. Doch grosse Fortschritte sind nicht zu erwarten. Schlussendlich wird die Branche stark auf E-Mobile setzten müssen, wenn sie die EU-Vorgaben erreichen will. Der gestrige Beschluss ist der Anfang vom Ende für den Verbrennungsmotor.

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