Dax: Deutsche Börse verkündet neue Index-Regeln
Am Dienstag verkündet die Deutsche Börse neue Regeln bezüglich des Leitindex Dax. Es wird auskommen, ob der Dax 30 auf einen Dax 40 aufgestockt wird.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Deutsche Börse wird am Dienstag neue Leitindex-Regeln bekannt geben.
- Dem Dax könnte die grösste Reform seit 30 Jahren bevorstehen.
Der deutsche Leitindex Dax steht möglicherweise vor der grössten Reform seiner mehr als 30-jährigen Geschichte. Am Dienstag will die Deutsche Börse unter anderem verkünden, ob der Dax von 30 auf 40 Werte aufgestockt. Auch soll die Mitgliedschaft nach dem Zusammenbruch des Zahlungsabwicklers Wirecard künftig an strengere Voraussetzungen geknüpft werden.
Ausweitung auf Dax 40?
Diese sollen nicht nur finanzielle Aspekte, sondern auch ethische berücksichtigen. So könnte der Flugzeugbauer Airbus aus allen grossen Indizes verbannt werden, da eine Tochterfirma die Trägerraketen für französische Atomwaffen wartet. Die Regeländerungen sollen im Laufe des Jahres 2021 in Kraft treten.

Die Deutsche Börse hatte Anfang Oktober eine Reihe von Vorschlägen zur Zukunft des Leitindex Dax gemacht. «Es ist kein Geheimnis, dass ich persönlich die Ausweitung des Dax 30 auf einen Dax 40 begrüssen würde.» Das sagte Vorstandschef Theodor Weimer damals.
Das Ansinnen ist umstritten. Viele Investoren, die sich bis Anfang November zu den Reformvorschlägen äussern könnten, liefen Sturm. Der Investor-Relations-Verband DIRK kritisierte, die «Verzwergung» des MDax würde die Erfolgsstory des Nebenwerteindex infrage stellen.
Dax: Konsequenzen nach Wirecard-Skandal
Nach Berechnungen der Deutschen Börse würde die Marktkapitalisierung des Dax durch eine Vergrösserung um acht Prozent steigen. Auf Risiko und Rendite des Leitindex hätte der Schritt dagegen so gut wie keine Auswirkungen. Zugleich würde der MDax durch seine Verkleinerung und den Dax-Aufstieg seiner grössten Mitglieder fast ein Drittel seiner Marktkapitalisierung verlieren.
Auch die geplante Verbannung von Unternehmen, die an umstrittenen Waffen («controversial weapons») beteiligt sind, sorgt für Widerspruch. Das DAI kritisierte, dass dadurch erneut ein deutscher Sonderweg eingeschlagen würde.

Zugleich will die Börse Konsequenzen aus dem Bilanzskandal um Wirecard ziehen. So sollen Firmen aus ihren Auswahlindizes verbannt werden, wenn sie ihre Zahlenwerke nicht fristgerecht vorlegen. Das wäre also drei Monate nach Geschäftsjahresende und 45 Tage nach Ablauf eines Quartals.
Nur profitable Firmen in erster Börsenliga
Auch sollen künftig nur noch nachweislich profitable Unternehmen in die erste Börsenliga aufsteigen können. Dazu müssen sie in den zwei Jahren vor dem Dax-Aufstieg einen operativen Gewinn (EBITDA) ausgewiesen haben. Das hätte dem Essenslieferdienst Delivery Hero die Dax-Mitgliedschaft verwehrt. Dem MDax und SDax dürfen unprofitable Unternehmen weiter angehören.

Die Index-Zusammensetzung will die Börse künftig alle sechs Monate statt einmal jährlich regulär überprüfen. Ausschlaggebend für den Auf- oder Abstieg soll nur noch die Marktkapitalisierung des Streubesitzes sein. Der Börsenumsatz soll keine Rolle mehr spielen.
Im grossen und ganzen stiessen diese Vorschläge auf ein positives Echo. Einige Investoren forderten allerdings, das Nettoergebnis als Profitabilitätskriterium heranzuziehen.