Die vom Bundesrat orchestrierte Zwangsübernahme der Credit Suisse durch die UBS jährt sich bereits. Es waren damals dramatische Tage am Schweizer Finanzplatz.
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Die CS wurde durch die UBS übernommen. (Symbolbild) - keystone

Kaum jemand hatte es für möglich gehalten: Der Branchenprimus UBS schluckte die Erzrivalin CS, nachdem sich deren Situation drastisch verschlechtert hatte. Es kam zum ersten Zusammenschluss von zwei global systemrelevanten Banken, was auch international für grosses Aufsehen sorgte.

Am 19. März 2023, einem Sonntag notabene, war das Schicksal der Traditionsbank besiegelt: Der Bundesrat, die Schweizerische Nationalbank (SNB), die Finanzmarktaufsicht Finma und die zwei Banken gaben am Abend gemeinsam den «Rettungs»-Plan bekannt: Für einen Gegenwert von damals nur rund 3 Milliarden Franken würde die UBS die kleinere Konkurrentin übernehmen – bezahlt in UBS-Aktien.

Der Ankündigung waren schwierige Wochen bei der Credit Suisse und dann intensive Verhandlungen über das Wochenende vorausgegangen. Aber die Probleme der CS, die das Vertrauen in die Bank mehr und mehr untergruben, waren vielfältig und reichten viele Jahre zurück.

Der Anfang vom Ende waren dabei zwei grosse Finanz-Skandale im Jahr 2021. Hochriskante Geschäfte mit dem US-Hedgefonds Archegos und dem Lieferketten-Finanzierer Greensill Capital sorgten für grosse Verluste und führten dazu, dass die einstige Traditionsbank definitiv das Vertrauen der Anleger und später auch der Kundinnen verlor.

Kunden flohen in Scharen

Dieser Vertrauensschwund manifestierte sich in einem rapide fallenden Aktienkurs. Bis Ende 2022 fiel dieser unter 3 Franken, nachdem er Anfang 2021 noch weit über 10 Franken zw. 2015 über 25 Franken notiert hatte. Die besten Zeiten der Aktien lagen da allerdings schon weit zurück: 2007, also noch vor der grossen Finanzkrise, war das Papier im Top bei über 95 Franken gehandelt worden.

Den Turnaround nach Archegos und Greensill sollten eine Restrukturierung mit neuer Führung und einem neuen Investoren bringen. Die Pläne wurden vom neuen Management unter CEO Ulrich Körner und VR-Präsident Axel Lehmann im Oktober 2022 angekündigt: Die Saudi National Bank wurde an Bord geholt, die verlustträchtige Investment Bank sollte verkleinert und Tausende von Stellen sollten abgebaut werden.

Es nützte aber letztendlich alles nichts: Die Kunden flohen in Scharen. Allein im vierten Quartal 2022 wurden rund 110 Milliarden Franken oder rund 8 Prozent der verwalteten Vermögen abgezogen.

Ein grosser Teil der Abzüge erfolgte dabei in den ersten zwei Oktoberwochen nach Gerüchten in sozialen Medien über die Schieflage einer grossen Bank. Zwar war dabei kein Name genannt worden, aber viele Investoren hatten damit automatisch die Credit Suisse in Verbindung gebracht.

Schock für die Finanzmärkte

Mitte März 2023 spitzte sich die Krise dann dramatisch zu. Aussagen des neuen Grossaktionärs aus Saudi-Arabien schreckten die Anleger auf. Der Präsident der saudischen Bank, Ammar al-Khudairy, schloss in einem Interview eine weitere finanzielle Unterstützung der CS kategorisch aus. Die Aktie brach an dem Tag zeitweise um über 30 Prozent ein auf ein damals neues Allzeittief bei 1,55 Franken.

Das Pech der Credit Suisse war zudem, dass gleichzeitig eine Regionalbankenkrise in den USA, ausgelöst von den gestiegenen Zinsen, die Probleme verschärfte. In der gleichen Woche jedenfalls brach die amerikanische Silicon Valley Bank zusammen, weitere kleine US-Banken folgten. Es war ein Schock für die Finanzmärkte, wurde doch eine Kettenreaktion befürchtet, wobei gerade die bereits kriselnde CS als das schwächste Glied galt.

In jener Woche kam es erneut zu massiven Geldabflüssen bei der Credit Suisse. Es sollen in jener Woche täglich über 10 Milliarden Franken abgeflossen sein. Da half auch eine Liquiditätshilfe der SNB am 16. März über 50 Milliarden nicht mehr.

Übernahme durch die UBS

Es war schon zu spät, und die Verantwortlichen sahen am Ende nur noch den einen Ausweg: Die UBS muss die schlingernde CS übernehmen. «Die Credit Suisse hätte den Montag nicht überlebt», sagte Finanzministern Karin Keller-Sutter an jenem geschichtsträchtigen Sonntagabend.

Dass es zu einer Übernahme und nicht zu einer Abwicklung der Bank kam, wurde vor allem mit dem Zeitdruck begründet. Die Angst vor Kollateralschaden auch für andere Banken wie die UBS war zu gross.

Die Kosten für die Wirtschaft wären «riesig» gewesen, so die Bundesrätin. Ziel sei es gewesen, eine internationale Finanzkrise zu verhindern.

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