Auch im ersten Quartal 2022 sorgen Ukraine-Krieg und die vielen «Einzelereignisse» für einen Verlust bei der Credit Suisse.
Credit Suisse, Archegos
Wegen des zusammengebrochenen Hedgefonds Archegos soll ein US-Pensionsfonds Klagen gegen mehrere Manager der Credit Suisse erhoben haben. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Credit Suisse schreibt im ersten Quartal 2022 erneut rote Zahlen.
  • Grund ist der Ukraine-Konflikt und «verschiedenste Sonderfaktoren».
  • Zahlreiche Altlasten aus der Vergangenheit holen die Grossbank wieder ein.

Verschiedenste Sonderfaktoren sorgen auch im ersten Quartal 2022 wieder für einen Verlust bei der Credit Suisse. Unter anderem Rückstellungen für den Bermudas-Fall und Kreditverluste wegen des Ukraine-Kriegs werden als Beispiele genannt.

Bei einer Reihe offener Rechtsfälle zeichnen sich nun mehr Kosten ab als bislang erwartet. Für das erste Quartal erhöht die Credit Suisse daher die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten um circa 700 Millionen Franken. Das teilt die Grossbank am Mittwoch in einer Gewinnwarnung vor der Publikation der Quartalszahlen in einer Woche mit. Per Ende 2021 hatte sie Rückstellungen für Rechtsfälle in der Höhe von 1,54 Milliarden Franken in den Büchern.

Vergangenheit holt die Credit Suisse ein

Es gehe bei den neuen Rückstellungen um bereits bekanntgegebene Rechtsangelegenheiten, die alle mehr als ein Jahrzehnt zurücklägen, hiess es. Um welche Fälle es dabei gehe, sagt die Bank aber nicht. Analysten vermuten aber, dass es unter anderem um einen Fall auf den Bermudas geht. Die CS hatte diesbezüglich bereits angekündigt zu prüfen, ob weitere Rückstellungen nötig seien.

António Horta-Osório
Der einstige CEO der Credit Suisse António Horta-Osório hat zu seiner Amtszeit mehrfach gegen die Quarantäne-Regeln verstossen. - Keystone

Vor dem Gericht hatte die Versicherungstochter Credit Suisse Life Bermuda eine Niederlage kassiert, will das Urteil aber anfechten. Vor rund einem Monat hatte die CS folgendes vermeldet: Der Fall könnte zu einer Zahlung von möglicherweise mehr als 500 Millionen US-Dollar führen. Bei dem Rechtsstreit geht es um Lebensversicherungspolicen des Milliardärs Bidsina Iwanischwili, den Ex-Regierungschef Georgiens.

Spätestens ab 2011 hatte der Genfer CS-Berater Patrice Lescaudron reichen Kunden dreistellige Millionenbeträge aus dem vom ihm betreuten Vermögen abgezweigt. Darunter auch von Iwanischwili. Der Vorwurf gegen die Credit Suisse lautet wie folgt: Die Bank habe keine oder unzureichende Massnahmen getroffen, um die «betrügerische Misswirtschaft» zu verhindern.

Auch Ukraine-Krieg nicht gut fürs Geschäft

Auch der Ukraine-Krieg belastet das Geschäft der zweitgrössten Schweizer Bank, denn er hat Auswirkungen auf Gegenparteien der Bank und Kreditrisiken. Verluste und Rückstellungen für Kreditverluste würden sich auf rund 200 Millionen Franken summieren.

credit suisse
Das Hauptquartier der Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich. - keystone

Hinzu kommen Verluste in der Höhe von 350 Millionen wegen einer Wertminderung auf der Allfunds-Beteiligung. An der Gruppe hält die CS 8,6 Prozent. Der Aktienkurs der Fondsplattform ist im bisherigen Jahresverlauf um fast die Hälfte eingebrochen.

Damit summieren sich die ausserordentlichen negativen Effekte auf 1,25 Milliarden. Diese Verluste können etwas kompensiert werden. Nämlich dadurch, dass die CS Rückstellungen in Bezug auf Forderungen an den kollabierten US-Hedgefonds Archegos auflösen konnte.

Es war erwartet worden, dass es im Laufe der Zeit zu Rückerstattungen kommen wird. Für das erste Quartal löst die Bank jetzt Rückstellungen in Höhe von 170 Millionen auf.

Zudem wird der hohe Verlust mit dem Verkauf von Immobilien im Wert von 160 Millionen ebenfalls etwas abgemildert. Netto bleibt aber immer noch eine Belastung von über 900 Millionen für das Quartalsergebnis.

Auffällige Häufung von Einzelereignissen

Die grossen Einmaleffekte sind unschön genug, was Analysten aber noch mehr beunruhigt, sind die schwächeren Trends auf bereinigter Ebene. Ein Rückgang der Kapitalmarktemissionen und eine geringere Geschäftsaktivität hätten die operativen Ergebnisse im bisherigen Jahresverlauf negativ beeinflusst. Das hiess es von der Credit Suisse.

Auch die US-Banken hatten bereits von einer Verlangsamung im Investmentbanking im ersten Quartal berichtet. Die Marktverlangsamung in Asien könnte bei der CS zudem eine Rolle spielen, hiess es am Markt.

Im vergangenen Geschäftsjahr hatte die zweitgrösste Schweizer Bank bereits einen Reinverlust von 1,6 Milliarden Franken erlitten. Mit einem massiven Minus im vierten Quartal beendete sie zwei der vier Quartale 2021 mit Verlusten. Im ersten Quartal war sie wegen Archegos in die roten Zahlen geschlittert.

2022 betrachtet die Bank als Übergangsjahr. CS-Chef Thomas Gottstein stellte in einem Interview von Mitte Februar aber zumindest einen Gewinn in Aussicht.

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