Die Nachwirkungen des Archegos-Debakels lasten weiterhin auf der Credit Suisse. Seit Wochen sorgen Kündigungen leitender Mitarbeitender in verschiedenen Bereichen der Investmentbank für Schlagzeilen in US-Medien.
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Das Gebäude der Schweizer Grossbank Credit Suisse in Zürich. - dpa

Die Nachwirkungen des Archegos-Debakels lasten weiterhin auf der Credit Suisse. Seit Wochen sorgen Kündigungen leitender Mitarbeitender in verschiedenen Bereichen der Investmentbank für Schlagzeilen in US-Medien.

Auch einige gestandene Mitarbeiter der CS-Investmentbank sehen ihre Zukunft derzeit offenbar nicht mehr in der Grossbank: Jüngste Abgänge in New York umfassen laut dem Online-Magazin «Businessinsider» einen seit über 30 Jahren angestellten «Managing Director» und einen immerhin seit gut 16 Jahren dort beschäftigten Berufskollegen im gleichen Rang.

Wechsel zur US-Konkurrenz

Das «Wall Street Journal» berichtete am Mittwoch ebenfalls über eine Reihe von erfahrenen Investment Bankern in den USA, die in der vergangenen Woche ihre Kündigung eingereicht hätten und zu anderen Bankhäusern wechselten. Weitere würden sich einen Abgang derzeit überlegen, schrieb die US-Wirtschaftszeitung.

In einzelnen Abteilungen würden derzeit Teile von Firmenteams von der Konkurrenz umworben, so die Zeitung weiter. Schlagzeilen gemacht hatte schon im vergangenen Monat der Abgang des «Top-Dealmakers» Greg Weinberger. Der Leiter der Einheit Übernahmen und Fusionen (Global M&A) wechselte zum US-Konkurrenten Morgan Stanley.

Allerdings gebe es auch Angestellte, die sich gegen einen Wechsel entschieden hätten, so das Wall Street Journal: Darunter etwa der Leiter des «SPAC»-Teams, der auch einer der am höchsten bezahlten Banker der CS sei. Die Credit Suisse war noch Anfang des Jahres eine der führenden Investmentbanken im Geschäft mit den börsenkotierten «Firmenhüllen».

Im Gegenzug hat die CS zudem eine Reihe von Zugängen vermelden können: Am Dienstag bestätigte die Bank etwa die Anstellung eines von Morgan Stanley abgeworbenen «Managing Directors». Anfang der Woche gab das Institut ausserdem die Berufung von Joanne Hannaford als neues Mitglied der Geschäftsleitung bekannt: Sie stösst von Goldman Sachs zur Schweizer Grossbank.

Kein Kommentar der CS

Bei der Credit Suisse wollte ein Sprecherin am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur AWP die Berichte zu den Personalfluktuationen nicht kommentieren. Sie verwies aber auf den im laufenden Jahr wieder stark in Schwung geratenen Arbeitsmarkt für Spezialisten im Bankenbereich, nachdem im «Coronajahr» 2020 auf Personalseite noch wenig Bewegung zu spüren war.

Die Credit Suisse-Führung hatte nach dem Milliardenverlust wegen der Pleite des Hedgefonds Archegos mit Christian Meissner einen neuen Leiter der Investment Bank ernannt und angekündigt, die Risiken zurückzufahren. Dabei war das «Prime Brokerage»-Geschäft, das Dienstleistungen für Hedgefonds anbietet, verkleinert worden.

Das Investment Banking wird auch im Zentrum einer strategischen Neuausrichtung der Bank stehen, die der neue Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório angekündigt hatte. Diese ist allerdings erst in der «Diskussionsphase», wie Horta-Osório vergangene Woche gegenüber der NZZ erklärt hatte. Mit Entscheidungen sei erst gegen Ende des Jahres zu rechnen.

Der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos von Ende März hatte der CS Belastungen von insgesamt 5 Milliarden Franken eingebrockt. Anfang März hatte die CS zudem die Schliessung der «Greensill-Fonds» mit Vermögen von rund 10 Milliarden Dollar mitteilen müssen. Den Investoren in die Anlagefonds drohen nun namhafte Verluste.

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