Bündnis «Wir haben es satt» fordert schnelle Schritte beim Umbau der Landwirtschaft
Das Wichtigste in Kürze
- Statt Demonstration am Samstag Aktionen in Berlin geplant .
Der Reformstau in Deutschland sei «enorm», erklärte das Bündnis am Dienstag. Für Samstag kündigte es mehrere Aktionen in Berlin an. Die traditionelle Demonstration zur Grünen Woche in der Hauptstadt verschob das Bündnis wegen der hohen Corona-Infektionszahlen.
Als Ersatz rief das Bündnis etwa die Video-Aktion «Staffel-Lauch für die Agrarwende» ins Leben: Menschen in ganz Deutschland reichen eine Lauchstange weiter und fordern dabei den Neustart in der Agrar- und Ernährungspolitik. Am Samstagvormittag soll der Staffel-Lauch Cem Özdemir vor seinem Ministerium übergeben werden; der Minister hat bereits angekündigt, dass er sich äussern und mit Demonstrierenden sprechen will.
Die Sprecherin des Bündnisses «Wir haben es satt!», Saskia Richartz, forderte am Dienstag «schnell verbindliche Vorgaben» für Tierzahlen und Pestizidreduktion bis hin zu gentechnikfreien Lieferketten. Profitieren müssten die bäuerlichen und ökologischen Betriebe, nicht die Agrar- und Lebensmittelkonzerne.
Milchbauer Ottmar Ilchmann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft mahnte «endlich faire Erzeugerpreise» an, damit das Höfesterben gestoppt werde. Handel und Verarbeitung müssten «in die Schranken» gewiesen, das «Preisdiktat» gestoppt werden. Marita Wiggerthale von Oxfam forderte, die Übermacht der grossen Lebensmittelhandelsketten im Einkauf «per Entflechtung zu brechen» sowie eine Ombuds- und Preisbeobachtungsstelle zu schaffen.
Rüdiger Jürgensen von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten sagte, es müsse in Deutschland weniger Nutztiere, dafür mehr Platz und Auslauf geben. «Schluss mit Qualhaltungen, nicht kurativen Eingriffen und Turbozuchten.»
Dem Bündnis «Wir haben es satt!» gehören rund 60 Organisationen an. Seit 2011 ruft es jährlich zum Auftakt der Grünen Woche zur Demonstration auf.
Özdemir hatte vergangene Woche im Bundestag den Umbau der Landwirtschaft in Deutschland angekündigt. Er wolle hochwertige und bezahlbare Lebensmittel, ausreichende Einkommen für die Landwirte und eine artgerechte Tierhaltung erreichen, sagte er. Konkrete Pläne nannte er vorerst nicht.