Es läuft nicht rund bei Bayer: Glyphosat-Klagen kosten Milliarden, Pharma-Kassenschlager kommen in die Jahre und der Börsenkurs ist am Boden. Die Aktionäre sind frustriert.
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Die Bayer AG wird mit Klagen zugedeckt. Foto: Oliver Berg - dpa-infocom GmbH

Beim Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer haben die Aktionäre ihren Frust zum Ausdruck gebracht. Bei der Generalversammlung des Leverkusener Konzerns, dem Glyphosat-Klagen in den USA, ein schwächelndes Pharma-Portfolio sowie hohe Schulden zu schaffen machen, forderten einige Vertreter von Anteilseignern das Management am Freitag zu wirkungsvollen Massnahmen auf, um Probleme zu beheben.

Mit Blick auf den einschneidenden Konzernumbau, den der seit Mitte 2023 amtierende Vorstandschef Bill Anderson eingeleitet hat, sagte Ingo Speich vom Fondsanbieter Deka Investment: «Das Haus Bayer brennt lichterloh und Sie als Hausherr fangen zuerst einmal an aufzuräumen, anstatt die Brände zu löschen.»

Anderson habe in seinem ersten Jahr kein Vertrauen am Kapitalmarkt aufbauen können, sagte Speich. Die Talfahrt des Aktienkurses habe sich sogar noch beschleunigt. Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach mit Blick auf den Börsenkurs von einer «katastrophalen Entwicklung».

Verluste und Unzufriedenheit

Auch Janne Werning von Union Investment äusserte seinen Unmut: «Während der Dax in den letzten 12 Monaten um 12 Prozent zulegte, mussten die Bayer-Aktionäre einen Wertverlust von 55 Prozent verkraften.» Vor der 2018 abgeschlossenen Übernahme des einstigen US-Konkurrenten Monsanto sei Bayer zeitweise mehr als 100 Milliarden Euro wert gewesen. «Heute sind es rund 26 Milliarden Euro – das ist weniger als halb so viel wie der Kaufpreis, den Bayer für Monsanto bezahlt hat.»

Dass es erneut eine Online-GV sei und keine Präsenzveranstaltung, wertete Werning als Entscheidung des Managements, auf Distanz zu den Aktionären zu gehen. «Das ist eine verpasste Chance», sagte er. «Nur echter Dialog in Präsenz kann Vertrauen schaffen, virtuelles Wegducken nicht.»

Firmenchef Anderson betonte, dass Bayer im vergangenen Jahr zwar Fortschritte gemacht habe. Man müsse sich aber eingestehen, dass es noch grosse Baustellen gebe. Den Umbau des Unternehmens, bei dem viele Stellen von Führungskräften gestrichen und so die Abläufe und Absprachen vereinfacht werden sollen, verteidigte er als richtigen Schritt, um Bürokratie abzubauen.

Schwierige Lage

Der Traditionskonzern ist in einer schwierigen Lage. Die Klagewelle in den USA wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter beschäftigt den Konzern seit Jahren und hat Milliarden gekostet. Analysten sehen zudem Milliardenrisiken durch US-Klagen im Zusammengang mit schon seit Jahrzehnten verbotenen Umweltgift PCB.

Beides ist Erbe des 2018 für über 60 Milliarden US-Dollar übernommenen US-Agrarchemiekonzerns Monsanto, den der damalige Bayer-Chef Werner Baumann auch gegen den Widerstand von Investoren durchgeboxt hatte.

Angesichts der Rechtsprobleme fehlte Bayer Geld, die Pharmasparte mit grossen Übernahmen zu stärken. Zwar gab es viele kleinere und mittelgrosse Deals, bis sich diese nachhaltig auszahlen, dürfte es aber noch länger dauern. In der Zwischenzeit nagt der schrittweise Wegfall von Patenten auf bisherige Medikamenten-Klassenschlager am Umsatz. 2023 erlitt Bayer einen Verlust von 2,9 Milliarden Euro bei 47,6 Milliarden Euro Umsatz.

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