Ein Zürcher Getränkehändler macht seinen Angestellten ein aussergewöhnliches Angebot. Nach der Probezeit erhalten sie eine Festanstellung – oder 2000 Franken.
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Ein Mitarbeiter von Drinks of the World bei einer Schulung. - Youtube/Drinks of the World

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Zürcher Getränkehändler sorgt mit einem aussergewöhnlichen Jobangebot für Wirbel.
  • «Drinks of the World» führt mit neuen Mitarbeitenden einen Loyalitätstest durch.
  • Nach der Probezeit erhalten sie entweder eine Festanstellung – oder 2000 Franken.
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Ist man mit dem neuen Job zufrieden und erhält einen Festanstellungsvertrag, unterschreibt man normalerweise einfach. Doch bei einem Zürcher Getränkehändler gibt es für die Mitarbeitenden noch eine andere Option: Wenn sie den Job ablehnen, erhalten sie 2000 Franken.

Mit diesem Angebot will «Drinks of the World» Angestellte herausfiltern, die dem Unternehmen nicht treu sind. Also ein «Loyalitätscheck», wie Gründer Stefan Müller zu «ZüriToday» sagt.

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Beim Zürcher Getränkehändler Drinks of the World gibt es für neue Mitarbeitende nach der Probezeit einen Loyalitäts-Test.
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Sie müssen sich entscheiden zwischen einer Festanstellung und 2000 Franken.
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Von über 100 Mitarbeitenden, die das Angebot erhielten, hat laut dem Unternehmen noch niemand das Geld genommen.
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Wirtschaftssoziologin Katja Rost hält das Angebot für sinnvoll – denn so werden ihr zufolge die Mitarbeitenden, die das Unternehmen nicht sucht, schon vor der Bewerbung herausgefiltert.
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«Damit erfolgt eine Selbstselektion des Mitarbeitertyps, den man möchte», so die Expertin.

Er begründet das so: «Wenn wir dann mit der Person weiterarbeiten, geht eine ganze Maschinerie los.» So gebe es danach Schulungen, Events, Ausflüge und so weiter. «Es ist für mich wichtig, dass da nur Leute dabei sind, die sich die Überlegungen gemacht haben.»

Das Angebot sei schon über 100 Mitarbeitenden offeriert worden. Es habe sich bislang noch niemand für das Geld entschieden, so Müller.

Expertin findet Loyalitätstest sinnvoll

Auch Wirtschaftssoziologin Katja Rost von der Universität Zürich hält das Modell für sinnvoll. Sie erklärt gegenüber Nau.ch: «Ich gehe davon aus, dass es sich bei den Jobs des Getränkehändlers eher um einfache Tätigkeiten handelt, für die man keine Lehre benötigt.»

Bei solchen Jobs würden Mitarbeitende häufig das Unternehmen wechseln, weil sie keine Loyalität dafür empfinden. Oft sei man in solchen Berufen weniger selbstbestimmt als in Jobs, für die man eine bessere Ausbildung benötigt.

Was würden Sie wählen?

Zudem könne man alle möglichen «angelernten» Berufe probieren. «Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand anderes besser zahlt oder bessere Konditionen bietet – zum Beispiel längeres Ausschlafen – ist hoch.»

Wer schnell wieder weg ist, bewirbt sich dank Test gar nicht erst

Das 2000-Franken-Angebot eliminiere Mitarbeitende, die schnell wieder weg sind. «Wie? Selbstselektion durch Signal: Das Signal der Firma ist, dass diese an langfristigen Arbeitsverträgen interessiert ist.»

Damit Signale glaubwürdig sind, müssen diese laut Rost etwas kosten – und das tut das Angebot. «Damit erfolgt eine Selbstselektion des Mitarbeitertyps, den man möchte.»

Die Expertin ist überzeugt: «Das glaubwürdige Signal der 2000 Franken garantiert, dass der Rest fernbleibt.» Unter anderem, da einem Reputationskosten entstehen könnten, wenn man beispielsweise nach fünf Monaten schon geht. «Etwa ein schlechtes Arbeitszeugnis oder Mundpropaganda.»

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