Seit der Einführung des Self-Scannings bei Coop oder Migros verzeichnet die Polizei mehr Diebstähle. Der Wirtschaftspsychologe ist wenig überrascht.
Wirtschafts-Psychologe erklärt, ob die Self-Scanning-Kassen bei Coop und Migros die Kunden zum Diebstahl animiert - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten nimmt deutlich mehr Ladendiebstähle auf.
  • Seit Einführung der Self-Check-Out Kassen hat die Zahl zugenommen.
  • Wirtschaftspsychologe Christian Fichter erklärt, warum Schweizer mehr stehlen.
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«Piip, Piip» klang es früher von der Kassiererin herüber. Heute erledigen die Schweizer das «Piip» immer öfters selber. Self-Scanning hält Einzug in den Coop- und Migros-Filialen dieses Landes.

Doch nicht nur beim Verkaufspersonal sorgt die Technologie für Unmut. Die Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten (KKPKS) hat soeben erstaunliche Zahlen geliefert. So haben sich die Ladendiebstähle seit Einführung der Technologie massiv erhöht.

Dies sei mutmasslich auf das Self-Scanning zurück zu führen.

Migros setzt auf Stichproben

Beim Migros-Genossenschafts-Bund hält man sich zurück. Wie Sprecher Patrick Stöpper sagt, stelle man «keinen erwähnenswerten Anstieg» fest.

Migros
Mediensprecher Patrick Stöpper sagt, die Migros verzeichne keinen markanten Anstieg an Diebstählen. - Migros

Dies sei dadurch garantiert, «da jede Kundin/jeder Kunde mit Stichproben rechnen muss.»

Wie die Diebstähle erhoben werden, will er aus Sicherheitsgründen nicht erklären. Sind Stichproben genug abschreckend?

Wirtschafts- und Konsumpsychologe Christian Fichter hat Zweifel. «Gelegenheit macht Diebe», hält Fichter fest.

Coop oder Migros wissen, was sie tun

Er ist wenig überrascht, dass bei Self-Scanning mehr geklaut wird. «Es ist einfacher, einfach was einzupacken.»

An der normalen Kasse, mit einer Person die kontrolliert, «ist die psychologische Hemmschwelle grösser.» Man betrüge sozusagen einen Mensch.

Cooop
Über die Hälfte der Filianen von Coop oder Migros sind mit Self-Scanning Systemen ausgerüstet. - Keystone

Um Diebe abzuschrecken, sind laut Fichter zwei Dinge wichtig. «Erstens braucht es Personal, das dort steht - und ein wachsames Auge hat.»

Wirtschaftspsychologe Christian Fichter im Interview - Nau

Das zweite sei eine soziale Norm. «Die Grossverteiler müssen an die Selbstverantwortung der Konsumenten appellieren.»

Denn zweifelsohne sei der Nutzen für beide Seiten vorhanden. Der Verkaufsvorgang gewinne an Attraktivität und Schnelligkeit. Laut Fichter werden Grossverteiler wie Coop oder Migros weiterhin darauf aufbauen.

«Die wissen genau, was sie hier riskieren. Und haben diesen Verlust durch den Ladendiebstahl einkalkuliert.»

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