Wer seine Menschlichkeit verliert, ist arm dran. Das zumindest behauptet unser Halleluja-Kolumnist in seinem für einmal ziemlich säkularen «Wort zum Freitag».
Sam Urech besucht die Freikirche FEG Wetzikon.
Sam Urech besucht die Freikirche FEG Wetzikon. - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sam Urech aus dem Zürcher Oberland ist Halleluja-Kolumnist auf Nau.ch.
  • Hat er recht oder irrt er sich? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.
  • Den Autor erreichen Sie per E-Mail unter sam@hisam.ch

Bitte bleiben Sie locker: Es geht mir in diesem Artikel gar nicht um Flüchtlinge – es geht mir nur um Sie.

Die Welt retten kann ich ohnehin nicht. Eine Lösung für die Flüchtlingskrise habe ich ebenfalls keine. Aber was ich hoffentlich kann: Sie zum Nachdenken bringen.

Gestern kam erneut eine solche Horror-Meldung: Beim Untergang von zwei Booten mit Flüchtlingen vor der Küste Libyens sind mehr als 90 Menschen ertrunken.

Schon am Mittwoch hatten Retter 110 Migranten vor Libyen aus Seenot geborgen. Ein halbjähriges Baby starb kurz nach der Rettung auf dem Schiff «Open Arms».

Flüchtlingsdrama im Mittelmeer.
Flüchtlingsdrama im Mittelmeer. - dpa

Bitte beantworten Sie nun folgende Frage:

Was macht das mit Ihnen, wenn Sie von solchen Flüchtlingsdramen lesen?

Hoffentlich täusche ich mich krachend. Aber ich habe Grund zur Annahme, dass einige Lesende kein Mitgefühl empfinden werden.

Zunächst sei aber erwähnt: Wenn Sie auf «Es tut mir sehr weh» gedrückt haben, bedanke ich mich herzlich für Ihren Besuch. Was jetzt folgt, ist nicht mehr an Sie gerichtet. Sie dürfen sich gerne einen anderen Nau-Artikel zu Gemüte führen.

Hinterfragen Sie sich mal

Alle diejenigen, die ein gesunkenes Flüchtlingsboot nicht wirklich kratzt, möchte ich einladen, sich mal folgendes zu fragen: Wie weit musste es kommen, dass Sie kein Mitgefühl mehr empfinden, wenn ein Baby stirbt?

Was sagt das über Sie aus? Sind Sie stolz darauf? Ist es Ihr gutes Recht, so zu empfinden, weil Sie diese Leute schliesslich nicht hier in der Schweiz haben möchten? Wir haben doch unsere eigenen Sorgen – warum noch mehr Probleme reinlassen?

Dass die Flüchtlingsfrage politisch nicht einfach zu beantworten ist, stelle ich gar nicht in Frage. Aber wie kaputt ist man, wenn einem egal ist, wenn Menschen sterben?

Die Angst zerreisst Sie?

Vielleicht sind Sie getrieben von der Angst. Angst vor Überfremdung, Angst vor islamistischem Terror. Ich kann Sie sehr gut verstehen.

Überhaupt: Ängste sollte man immer ernst nehmen. Wer Ängste anderer herunterspielt, hat selbst ein Problem mit der Menschlichkeit.

Aber ist es die Angst wert, dass Sie deshalb zum Unmenschen werden? Es wäre so schade, denn Sie schaden damit nur sich selbst.

Den gestorbenen Flüchtlingen auf dem Mittelmeer tun Sie mit Ihrer Ablehnung nicht mehr weh. Aber Sie müssen Ihr zerbrochenes Herz weiter in sich tragen.

Ich wünsche Ihnen Heilung

Und bitte glauben Sie mir: Wenn Sie ein sterbendes Baby nicht interessiert, ist viel kaputt bei Ihnen. Ich wünsche Ihnen so sehr, dass Sie es aufarbeiten können und Ihre Wunden geheilt werden.

Wie geht das? Forschen Sie nach, wo die Wurzeln dafür liegen. Wer hat Sie so sehr verletzt? Was ist Tragisches vorgefallen? Wovor haben Sie Angst?

Es geht nicht darum, dass ich Sie moralisieren will: Ich selbst bin ja auch noch lange nicht am Ziel. Aber wichtig ist, dass wir uns auf den Weg machen, aufzuräumen, was uns plagt.

Menschlichkeit macht uns zu Menschen

Menschlichkeit ist keine Frage von Politik – von links oder rechts. Und Menschlichkeit ist auch keine Frage von Glaube und Religion.

Menschlichkeit ist das, was uns zu Menschen macht. Wer diese Menschlichkeit verliert, ist ganz heftig zu bemitleiden.

Zum Autor:

Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet und Vater von zwei Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketing Agentur «ratsam».

Er liebt seine Familie, seine Kirche, Guinness, Fussball, Darts, den EHC Wetzikon, Preston North End und vor allem Jesus Christus. Sam schreibt wöchentlich auf Nau.ch über seine unverschämt altmodischen Ansichten. Hier finden Sie alle seine Halleluja-Kolumnen.

Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie Sam ein Email: sam@hisam.ch

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